Am 8. März ist internationaler Frauentag oder kurz Weltfrauentag. Genau genommen ist es der Internationale Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden. Der Tag wird weltweit von Frauenorganisationen begangen und entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Um den Ursprung des Weltfrauentages rankt sich die Legende, dass ein Streik von Textilarbeiterinnen in New York um 1857 der Auslöser für die Idee gewesen sein soll. Die Arbeiterinnen sollen in Streik getreten sein, um für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Aufseher und Fabrikbesitzer sollen die Frauen in der Fabrik eingeschlossen haben, damit sie sich nicht mit der restlichen Belegschaft verbünden können. Dann soll ein Feuer ausgebrochen sein, in dem alle 129 Arbeiterinnen ums Leben kamen. In einer anderen Version dieser Legende wurde der Aufstand durch die Polizei blutig niedergeschlagen. Im Internet kursieren verschiedene Fassungen von Legenden zur Entstehung des Weltfrauentages, teilweise miteinander vermischt, teilweise eigenständig und teilweise auf historischen Fakten beruhend aber falsch verknüpft. Tatsächlich geht der Weltfrauentag auf die Initiative von Clara Zetkin zurück.
Der erste Weltfrauentag vor 100 Jahren
Am 27. August 1910 schlug die deutsche Sozialistin Clara Zetkin auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen die Einführung eines internationalen Frauentages vor. Der Tag sollte in erster Linie dazu dienen, das Wahlrecht für Frauen zu erkämpfen. Andere Punkte waren der Kampf gegen die Kriegsgefahr, der Kampf um Fürsorge für Mütter und Kinder und der Kampf gegen steigende Lebensmittelpreise. Eine intensivere Zusammenarbeit von organisierten Frauen in den einzelnen Ländern sollte helfen, die Ziele besser durchzusetzen.
Am 19. März 1911 wurde dann in Deutschland, Österreich-Ungarn, der Schweiz und Dänemark der erste Frauentag gefeiert. 1921 wurde der 8. März offiziell zum Internationalen Frauentag erklärt. Auch zur Wahl des Datums gibt es verschiedene Legenden. So soll das Datum auf den Aufstand von Arbeiterinnen in St.Petersburg verweisen, die gegen das zaristische Russland protestierten. Aber auch andere Gründe werden in verschieden Quellen angegeben. Sicher ist nur, dass der Tag eine sozialistische bzw. kommunistische Tradition hat.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Weltfrauentag dazu genutzt, auf soziale Probleme der Frauen aufmerksam zu machen. In Deutschland kämpften Frauen seit 1918 zum Beispiel für Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnabzug, Senkung der Lebensmittelpreise, eine regelmäßige Schulspeisung für Kinder und den legalen Schwangerschaftsabbruch. Eins der ursprünglichen Ziele, das Wahlrecht für Frauen, war zu diesem Zeitpunkt bereits erreicht.
Zwischen 1933 und 1945 wurde der Weltfrauentag in Deutschland verboten, da er sozialistische Wurzeln hat. Stattdessen wurde der Muttertag eingeführt und zu einem offiziellen Feiertag erklärt. Das Bild der aufopfernden Mutter entsprach wesentlich mehr dem nationalsozialistischen Ideal als die arbeitende, kämpferische, selbstbewusste Frau, die für ihre Rechte auf die Barrikaden geht.
1946 wurde der Frauentag in der sowjetischen Besatzungszone wieder als Feiertag eingeführt. Durch seine sozialistischen Wurzeln hatte der Tag anfangs einen kämpferischen Charakter und es wurden offizielle Feiern für Frauen ausgerichtet. Erst seit den 1980er Jahren wurde er weniger ideologisch, sondern vielmehr festlich begangen. Man gratulierte zum Weltfrauentag und beschenkte Frauen mit Rosen.
Im Westen lebte der Tag zunächst nicht wieder auf. Erst die Frauenbewegung der 1960er Jahre rief den 8. März als Weltfrauentag in Erinnerung.
Im Dezember 1977 erkannte die Generalversammlung der UN den 8. März als Internationalen Frauentag an.
Der Brauch, am 8. März eine rote Rose zu verschenken, resultiert wahrscheinlich aus der Forderung des Frauentages von 1986: „Wir wollen Brot und Rosen!“ Dabei steht das Brot unter anderem für das Recht auf Arbeit mit gerechtem Lohn, gleiche Ausbildungschancen und eine eigene soziale Absicherung für Frauen. Die Rose steht unter anderem symbolisch für Toleranz, Frieden und die Möglichkeit, gleichzeitig Mutter und berufstätig zu sein.
Der Weltfrauentag heute
Heute ist der 8. März in vielen Ländern ein gesetzlicher Feiertag. Sogar in China haben Frauen am Nachmittag frei. Die Ziele des Frauentages haben sich mit der Zeit geändert und den Gegebenheiten angepasst. 2003 stand der Weltfrauentag unter dem Motto „Bessere Bildung für Mädchen“ und hatte das Ziel, Mädchen vor Unterdrückung und Ausbeutung zu schützen. 2009 war das Motto der Vereinten Nationen zum Weltfrauentag: „Women and men united to end violence against women and girls“. Frauen und Männer gemeinsam gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Damit sollte auf die immer noch andauernde Unterdrückung von Frauen und Mädchen und die besonderen Gefahren in Kriegsgebieten aufmerksam gemacht werden.
Dieses Jahr steht der Weltfrauentag unter dem Motto: „Equal rights, equal opportunities: progress for all“. Die Vereinten Nationen wollen damit darauf aufmerksam machen, dass der Fortschritt nur dann allen zugute kommen kann, wenn Frauen und Mädchen in allen Ländern der Welt gleiche Rechte und gleiche Möglichkeiten bekommen wie Männer. Immer noch herrschen Vorurteile, die Frauen den Zugang zur Arbeitswelt erschweren. In Führungspositionen sind sie kaum zu finden und immer noch sind Mädchen und Frauen in vielen Ländern lieber in der Küche als in der Schule gesehen. All das wirkt sich nicht nur auf die Frauen direkt, sondern auch auf den Fortschritt der Gesellschaft aus. Es besteht immer noch großer Handlungsbedarf.
2008 regte die luxemburgische EU-Kommissarin Viviane Reding an, den Weltfrauentag abzuschaffen. Sie war der Ansicht: „Solange wir einen Frauentag feiern müssen, bedeutet das, dass wir keine Gleichberechtigung haben.“ Ob man Gleichberechtigung aber damit erreicht, dass man nicht mehr auf die Ungleichheit aufmerksam macht, ist fraglich. Frauen haben in den vielen Jahren des Kampfes um Gleichberechtigung schon einiges erreicht. Dennoch bestehen auch heute immer noch gravierende Unterschiede in den Lebensverhältnissen und Möglichkeiten von Frauen und Männern. Es muss also weiter gekämpft werden.
Autorin: Elke Liermann, Platinnetz-Redaktion
Datum: 5. März 2010