Reden ist Silber und Schweigen ist Gold? Für Beziehungen ist beides wichtig: Reden und Schweigen zu den richtigen Zeitpunkten kann Wunder wirken. Wird in einer Partnerschaft dagegen viel gestritten oder kaum geredet, kann das ein Warnsignal dafür sein, das etwas in der Beziehung nicht stimmt.
Natürlich ist die Kommunikation in jeder Partnerschaft anders. Es kann sein, dass bei den einen Sticheleien oder Grundsatzdiskussionen an der Tagesordnung sind und beide sich damit wohlfühlen. Andere dagegen leben dann am besten zusammen, wenn sie Streits konsequent aus dem Weg gehen und öfters mal gemeinsam schweigen. Es gibt jedoch einige Signale, die Probleme in der Partnerschaft anzeigen, aber auch Wege, durch eine sensible Kommunikation diese Probleme anzugehen.
Beziehungen und Nörgeleien: Wie viel ist normal?
Ständiges Nörgeln über Kleinigkeiten ist beispielsweise so ein Signal. Hat der Partner seit kurzer Zeit ständig etwas am Anderen auszusetzen? Entzündet sich an Kleinigkeiten wie unordentlich herumliegender Kleidung oder einem aus Versehen offen gelassenen Fenster ein Streit? Wenn solche einseitigen Nörgeleien alltäglich werden und das Zusammenleben erheblich stören, sollte man auf jeden Fall versuchen herauszufinden, wieso der Partner unzufrieden ist. Denn zunehmendes Nörgeln kann Unzufriedenheit auf einem ganz anderen Bereich ankündigen. Hat der Lebensgefährte beruflichen Druck? Belasten ihn finanzielle Sorgen? Oder ist er gar mit seiner Rolle in der Partnerschaft unzufrieden? Ein sensibles Gespräch kann hierbei helfen. So eine Aussprache beginnt man am besten damit, dem Partner seine eigenen Gefühle und Eindrücke mitzuteilen. Sätze wie „Ich habe das Gefühl, du bist mit mir unzufrieden. Können wir darüber reden?“ zeigen dem Partner, dass man unter seiner Unzufriedenheit leidet, man aber gleichzeitig sensibel auf ihn eingehen möchte. Die beste Gelegenheit für solche Gespräche ist ein ruhiger Moment, der auch genügend Zeit lässt, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Sprachlosigkeit
Auch wenn in einer Beziehung nur ganz wenig oder gar nicht mehr gesprochen wird, deutet sich eine Krise an. Vor allem wenn sich beide Partner über einen längeren Zeitraum nichts zu sagen haben, ist das ein Alarmsignal. Geht dieses Schweigen von nur einer Person aus, kann es sein, dass diese Sorgen hat, die sie mit dem Partner nicht besprechen will. Natürlich muss man sich auch in Beziehungen nicht immer über alles unterhalten. Aber man sollte sich immer darüber im Klaren sein, dass man in einer Beziehung das Leben mit jemandem teilt. Dazu gehört auch, sich für Gedanken und Gefühle des Partners zu interessieren und mit ihm seine eigenen Sorgen und Wünsche zu teilen. Sonst läuft man Gefahr, aneinander vorbei zu leben und die Beziehung Schritt für Schritt aufzugeben. Ist in der Beziehung tatsächlich Sprachlosigkeit ausgebrochen, sollte man versuchen, aus der Routine des Alltags auszubrechen. Ein Ausflug an einen schönen Ort kann beide Partner beispielsweise fernab vom Alltag wieder zum Sprechen bringen. Gemeinsame Aktivitäten schaffen in einer Beziehung nicht nur Gesprächsstoff, sondern stärken auch das Zusammengehörigkeitsgefühl. Haben die Partner wieder einen Zugang zueinander gefunden, kann man gemeinsam analysieren: „Wie zufrieden sind wir mit der Beziehung? Was fehlt uns, wie können wir das gemeinsam erreichen?“
Streit in Beziehungen
Kleinere Streits und Meinungsverschiedenheiten sind in Beziehungen normal. Problematisch wird es erst, wenn man sich kaum noch versöhnt oder man das Gefühl hat, sich nur noch zu streiten. Auch wenn man immer wieder über dasselbe Thema streitet, ist das ein Alarmsignal. Um dies abzustellen, sollte man zunächst einmal während eines Streits versuchen, diesen abzubrechen. Das hilft erstens, die Gemüter zu beruhigen und sorgt zweitens dafür, dass man zu einer sachlichen Diskussion zurück findet. Hat sich der Streit beruhigt, sollte man sich gemeinsam fragen: „Worum geht es in diesem Streit überhaupt? Steckt vielleicht ein größeres Problem dahinter?“ Ist eine sachliche Diskussion direkt nach dem Streit nicht möglich, solle man sich erst einmal alleine zurückziehen. Man kann vorläufigen Frieden schließen und zu einem späteren Zeitpunkt das Thema wieder aufgreifen. Als Vorbereitung sollte man mit sich selbst ausmachen: „Wie wichtig ist mit meine Meinung zu diesem Thema? Lohnt es sich, sich immer darüber zu streiten?“ Am besten man verabredet sich für einen festen Zeitpunkt, dann kann jeder seine Argumente vorbereiten. Denn egal ob es um Kleinigkeiten geht oder um existentielle Themen wie Geld oder Kindererziehung, wenn es Streit gibt, muss man immer einen Kompromiss aushandeln. Und im sachlichen Gespräch lässt es sich einfacher einen Kompromiss finden, als in hitzigen Streitereien.
Autorin: Julia Heilig, Platinnetz-Redaktion