Nicht erst seit der ehemalige Bürgermeister von Bremen Henning Scherf ein Buch über sein persönliches Lebens-Konzept einer Wohn- und Hausgemeinschaft für den Lebensabend schrieb, ist das Thema kaum noch aus den aktuellen Meldungen und der Öffentlichkeit wegzudenken.
In vielen größeren Städten gibt es mittlerweile die unterschiedlichsten Formen von alternativen Wohnkonzepten. Angefangen von WGs bis hin zu Mehrfamilienhäusern für Jung und Alt ist alles möglich. Warum aber haben sich so viele unterschiedliche Modelle entwickelt?
Am Anfang steht die Frage, wie man sich sein Leben vorstellt. Viele möchten nicht alleine oder zu zweit leben, sondern gerne Anschluss an eine Gemeinschaft haben. Das Modell einer Großfamilie, die mit mehreren Generationen in einem Haus zusammenwohnt, gibt es nur noch in Ausnahmefällen. Viele Familien wohnen nicht mehr am gleichen Ort, oft sind sie weit entfernt voneinander. Studien haben zudem ergeben, dass sich jeder dritte Deutsche wünscht, gemeinsam mit Freunden alt zu werden. Wie kann die gewünschte Gemeinschaft also aussehen?
Wohngemeinschaften
Wie aber lässt sich eine alternative Wohnform organisieren? Beim Stichwort WG mag der eine oder andere riesige Geschirrberge mit verschimmelten Resten oder Putz-Pläne, an die sich niemand hält, vor Augen haben. Wie sehen aber nun die heutigen WG-Formen für Menschen im besten Alter tatsächlich aus? Meist finden sich Gleichaltrige zu einer Gemeinschaft zusammen. Nicht selten befinden sich diese modernen WGs in bester Stadtlage. Denn gemeinsam kann man sich oft Innenstadtlagen leisten, die alleine nicht zu finanzieren wären. Auch wenn die Suche nach einem geeigneten Objekt aufwändig sein kann. Von der Vorstellung einer verdreckten Küche etc. muss man sich wohl verabschieden: Nicht selten wird das Problem einfach durch eine gemeinsam finanzierte Putzhilfe gelöst. Je nach Vorstellung der WG-Bewohner gibt es ein gemeinsames WG-Leben: gelegentlich gemeinsames Kochen, Besuch von Veranstaltungen, oder das Ritual eines gemeinsamen Frühstücks etc. Natürlich gibt es auch WGs, die kaum gemeinsame Dinge unternehmen, sondern eher Zweckgemeinschaften sind, die sich eben eine gemeinsame Wohnung teilen.
Wohngemeinschaften – Pro und Contra
Man lebt nicht allein in einer Wohnung oder einem Haus, sondern ist immer in Gemeinschaft. So kann man sich gegenseitig helfen und unterstützen. Das gemeinsame Leben führt zu einer aktiven Gestaltung des Alltags. Hat man etwa keine Motivation, ein Konzert alleine zu besuchen, findet sich doch immer jemand, den man zumindest fragen kann. Abgesehen davon kann das gemeinsame Leben in einer WG auch zu einer Mietersparnis im Vergleich zu einer Single-Wohnung führen.
Natürlich bietet eine Wohngemeinschaft auch Herausforderungen, über die man sich vorher Gedanken machen sollte. Wenn man längere Zeit allein gewohnt hat, sollte einem klar sein, dass das Zusammenwohnen auch bedeutet, kompromissbereit zu sein. Gerade in einer WG wird es schwierig, sich seinen Freiraum und die Privatsphäre aufrecht zu erhalten. Da bleibt eben nur noch die Möglichkeit, die Tür hinter sich zu schließen. Vielleicht entwickeln sich auch unterschiedliche Tagesrhythmen, mit denen man fertig werden muss. Bin ich zum Beispiel ein Langschläfer, der jeden Morgen von seinem duschenden WG-Mitbewohner geweckt wird? Dieser wiederum stört sich vielleicht an meinen abendlichen Besuchen, die erst spät die WG wieder verlassen. Wichtig ist es auch bereits im Vorfeld die Erwartungen und Wünsche aller zu klären: Denn nicht ausgesprochen, kann es schnell zu Enttäuschungen und Frust kommen. Wenn etwa einer sich ein stärkeres Miteinander als die Anderen vorstellt.
Fazit
In den meisten Fällen wird man sich den Schritt, in eine WG zu ziehen, gut überlegt haben. WGs sind sicher die preiswertere Variante alternativer Wohnprojekte. Häufiger anzutreffen sind jedoch Hausgemeinschaften. Dies liegt wohl vor allem daran, dass Hausgemeinschaften mehr Privatsphäre bieten: Mehrere Parteien teilen sich ein ganzes Haus, in dem die einzelnen Bewohner in eigenen Wohnungen leben. Zudem ist es ein Modell, das sich auch für Paare anbietet.
Autorin: Dorothee Ragg, Platinnetz-Redaktion