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Alternden Eltern mit Verständnis und Fürsorge begegnen


Alt zu werden ist ganz normal – und doch ist es für Viele ein Schock festzustellen, wie sehr die eigenen Eltern altern. Wenn Mutter und Vater körperlich oder geistig abbauen, haben beide Seiten mit der Situation zu kämpfen. Einfühlsamkeit und Vorbereitung helfen, damit besser zurecht zu kommen.

Manchmal kommt es plötzlich, dass sich die Eltern durch Krankheiten nicht mehr selbständig um sich kümmern können. Manchmal ist es ein schleichender Prozess, in dem Mutter oder Vater geistig abbauen und sich in der Welt nicht mehr zurecht finden. In beiden Fällen ist es aber ein neuer Lebensabschnitt, auf den sich die erwachsenen Kinder wie auch die Eltern einstellen müssen. Denn wenn die Eltern altern, werden oft die Beschützten zu den Beschützern und umgekehrt. Darum gilt es, den Eltern gerade dann Respekt zu zeigen, wenn sie schwach sind.

Eine neue Situation – für Eltern und Kinder

Sind die Eltern pflegebedürftig geworden und verlieren langsam die Kontrolle über das eigene Leben, ist das häufig für beide Seiten schwer zu akzeptieren. Für die Kinder ist es eine traurige und oftmals belastende Situation, die Eltern im schwachen oder hilflosen Zustand zu erleben. Dieses Gefühl ereilte auch Susanne (52), deren 72-jährige Mutter einen Schlaganfall erlitten hat. „Nachdem die ersten Wochen der Reha vorbei waren und meine Mutter wieder nach Hause kam, merkte ich erst, wie viel an geistiger Frische sie dadurch verloren hatte. Sie hat jetzt vor vielen Dingen Angst, obwohl sie früher eine so selbstbewusste und starke Frau war. Das hat mich sehr geschmerzt und es tut mir heute noch manchmal weh, wenn ich merke, dass sie in einer Situation hilflos ist, die ich ihr eigentlich problemlos zugetraut hätte“. Aber auch für die Eltern ist diese Situation natürlich nicht einfach. Sie müssen damit zurecht kommen, in absehbarer Zeit nicht mehr autark leben zu können und von anderen abhängig zu werden.  Beide Seiten müssen lernen, damit umzugehen. Das wird sicher eine gewisse Zeit beanspruchen. Doch es ist wichtig, dass die Kinder ihre Eltern nicht plötzlich bevormunden oder über deren Köpfe hinweg Entscheidungen treffen. Wenn Eltern plötzlich starrsinnig oder eigen werden, sollte man dem so gut wie möglich mit Feingefühl begegnen und verstehen, in welcher Situation sich die Eltern befinden. Wenn sich alte Menschen noch selbst entscheiden können, dann ist es wichtig, ihnen diese Entscheidungsfreiheit auch so gut es geht zu lassen. Auch Wolfgang (49) pflegt seine Eltern, die beide 80 Jahre alt sind. „Meine Mutter besteht darauf, in ihrem Garten zu arbeiten auch wenn ihr davon die Glieder schmerzen. Aber es tut ihr im Herzen so gut, ich werde es ihr nicht verbieten, so lange sie es selbst so sehr will.“

Sich mit den Eltern gemeinsam vorbereiten

Zeichnen sich bei den Eltern Alterserscheinungen ab, sollte man sich nicht nur emotional, sondern auch rational auf die neue Zeit einstellen. Dabei hilft zuerst einmal, sich selbst die Frage zu stellen: In wie weit will oder kann ich meine Eltern pflegen? Versuchen Sie dabei, die Wünsche der Eltern mit einzubeziehen, die Sie am besten in einem einfühlsamen Gespräch klären. Wohnen die Eltern etwa weit entfernt, kann man absprechen, ob diese dazu bereit wären, in die Nähe zu ziehen. Trauen Sie sich auch, mit den Eltern über sensible Themen wie eine Patientenverfügung oder ihre Meinung zu einem Aufenthalt in einem Heim oder die Alternativen zu sprechen. Damit sorgt man gemeinsam für die Situation vor, in denen die Eltern vielleicht nicht mehr selbst entscheiden können. „Auch wenn es wirklich unangenehm ist, rate ich jedem, frühzeitig damit anzufangen“ erzählt Susanne. „Ich hatte keine Vorkehrungen getroffen und meine Mutter auch nicht. So waren wir beide von der neuen Situation Schlaganfall völlig überrumpelt. Zwar war mir bewusst, dass meine Mutter mit über 70 anfällig ist, aber ich wollte es nicht wahrhaben“.

Ein wachsames Auge haben

Neben den Gesprächen mit den Eltern sollten Sie immer ein wachsames Auge haben. Stellt man fest, dass die Eltern sich selbst oder andere gefährden, muss man einschreiten. Wenn der Vater vermehrt Kratzer von der Garagenwand im Autolack hat oder die Mutter immer häufiger vergisst, die Herdplatten abzuschalten, ist es wichtig, das nicht zu verschweigen, sondern anzusprechen. Nehmen erwachsene Kinder bei ihren Eltern erste Zeichen von Demenz oder Alzheimer wahr, sollten sie nicht zögern, sich vom Arzt eine Diagnose zu holen. Wehren sich die Eltern dagegen, hilft es, einfühlsam zu erklären, wie sehr man um ihre Sicherheit besorgt ist. Oft hilft es, genau zu beschreiben, warum der Vater nicht mehr Auto fahren sollte oder wie Medikamente helfen, die Vitalität und Gesundheit länger zu erhalten. Signalisieren Sie ihren Eltern, dass Sie Verständnis für ihre Situation haben, aber erbitten Sie auch Verständnis dafür, wieso Sie sich sorgen und wieso gewisse Maßnahmen nötig sind. So können beide Seiten leichter mit der Situation zurecht kommen, wenn die Eltern altern und die Kinder zu ihren Beschützern werden.

Autorin: Julia Heilig, Platinnetz-Redaktion