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Anderen dabei helfen, Trauer zu überwinden


Menschen, die einen lieben Wegbegleiter durch Tod verloren haben, sollen mit ihrer Trauer nicht alleine dastehen. Denn über den Verlust zu sprechen und Trost zu finden, kann einen großen Teil zur Verarbeitung beitragen. Freiwillige Trauerbegleiter bieten in solchen Situationen ihre Hilfe an.

In einer Trauersituation hat nicht jeder Angehörige, die für einen da sein können. Und manchmal möchten die Menschen ihre Familie auch gar nicht mit der eigenen Trauer belasten und ziehen sich ganz zurück. Um Hilfe in solchen Fällen zu leisten, gibt es ehrenamtliche Trauerbegleiter, die von verschiedenen Organisationen wie Hospizen oder kirchlichen Gemeinden ausgebildet werden, um da zu sein für die Menschen, die dringend jemand zum Zuhören brauchen.

Menschen in der Phase der Trauer helfen

Trauer ist ein wichtiges Gefühl für den Menschen. Trauer kann schmerzhaft sein, aber soll nicht unterdrückt, sondern muss zugelassen werden, um das Geschehene zu verarbeiten. Dabei können die verschiedensten Gefühle wie Wut, Einsamkeit oder Verzweiflung, aber vielleicht auch Befreiung und Erleichterung auf einen Menschen zukommen. Um damit besser umgehen zu können und neue Kraft für die Zukunft zu schöpfen, gibt es Trauerbegleiter, die gut ausgebildet und einfühlsam den Trauernden zur Seite stehen, ihnen zuhören und Anleitung bei spirituellen oder alltäglichen Fragen geben. Henriette (66) ist seit über zehn Jahren ehrenamtliche Trauerbegleiterin und gehört zu einem Team von Helfern, die sich dem Ziel verschrieben haben, anderen Menschen beizustehen. „Ich habe meinen Vater durch eine plötzliche Krankheit verloren, was mich sehr aus der Bahn geworfen hat. Bei den Trauerbegleitern meiner Gemeinde fand ich in der Zeit der Trauer starken Halt“, erzählt die 66-jährige. „Als es mir wieder besser ging, wollte ich sehr gerne anderen Leuten helfen, die in derselben Situation wie ich damals steckten.“ Wie Henriette finden viele den Weg zur Trauerbegleitung, die selbst schon einmal mit dem Verlust eines lieben Menschen zurechtkommen mussten. Sie können vielleicht besonders gut nachvollziehen, was in jemandem vorgeht, der einen wichtigen Teil seines Lebens verloren hat. Doch das ist nicht die Voraussetzung, um Menschen in einer schweren Phase ihres Lebens beizustehen. Jeder, der sich dazu bereit fühlt, kann nach einer Phase der guten Vorbereitung ehrenamtlich als Trauerbegleiter arbeiten.

Unterstützung für Trauerbegleiter

Für die Trauerbegleiter ist es nicht immer einfach, mit dem Schmerz von anderen Menschen zurechtzukommen. „Natürlich geht das auch an mir nicht spurlos vorüber“, berichtet Henriette. „Aber ich habe gelernt, damit umzugehen“. Dabei wurde die 66-jährige nicht alleine gelassen. Denn wer sich freiwillig dazu entschließt, für andere da zu sein und sie in ihrer Trauer zu unterstützen, der hat hinter sich ein enges Netz aus Helfern, die sich gegenseitig unterstützen. Es gibt Seminare, Gesprächsrunden und Treffen, bei denen man sich mit anderen Trauerbegleitern austauschen kann. Immer bieten die betreuenden Organisationen verschiedene Gelegenheiten, sich bei Seminaren und Schulungen auszuruhen und wieder neue Kraft zu schöpfen und den Ballast, den man sich möglicherweise aufgeladen hat, los zu werden. Und natürlich wird man auf die Trauerbegleitung gut vorbereitet. In Zusammenarbeit mit Psychologen oder Seelsorgern gibt es verschiedene Hilfestellungen für den Umgang mit Trauernden. Die Helfer bekommen beispielsweise Einblick in verschiedene Abschiedsrituale, erfahren die verschiedenen Phasen der Trauer oder lernen, wie man mit spirituellen Fragen der Hilfesuchenden umgeht.

Sich selbst mit der Trauer auseinandersetzen

Sich freiwillig mit Trauer umgeben, wieso macht jemand das? Mit dieser Frage wird Henriette auch hin und wieder konfrontiert. „Das ist nicht immer einfach, natürlich. Aber ich habe akzeptiert, dass das Sterben zum Leben dazu gehört. In unserer Gesellschaft wird nur viel zu selten darüber gesprochen. Deshalb ist es auch mein Anliegen, dass man bei dem Schmerz, der jeden irgendwann einmal trifft, nicht alleine gelassen wird“, berichtet sie. Auch wenn es ein bedrückendes Thema ist, für Trauerbegleiter kann es auch ein gutes Gefühl sein, Menschen bei einem gesunden Umgang mit der Trauer zu helfen. „Ich bin gerne für Menschen in dieser Situation da, weil ich oft spüre, wie sehr es ihnen hilft. Zu sehen, wie sie wieder Schritt für Schritt aus dem Loch der Trauer herausfinden, das macht mich zu einem zufriedenen Menschen.“

Autorin: Julia Heilig, Platinnetz-Redaktion