Wer kennt das nicht: Im Rückblick der letzten Jahre fällt einem auf, dass sich die Lebenspartner meist ähnlich sehen oder zumindest ein Merkmal haben, das sich wiederholt. Und wenn das nicht für einen selbst zutrifft, dann beobachtet man es vielleicht bei Freunden. Wie lässt sich das erklären?
Auch das Phänomen sich immer wieder für Partner zu entscheiden, die einem nicht gut tun, lässt sich oft beobachten. Wie frustrierend kann es sein, wenn alles zureden nichts hilft und etwa die beste Freundin einfach nicht erkennt, dass sie schon wieder auf denselben Typen hereinfällt. Woher mag das kommen? Sind wir gar nicht so frei in unserer Entscheidung?
Offensichtlich ist es uns selbst nicht bewusst, was wir für Maßstäbe bei der Partnerwahl haben. Zu diesem Thema gibt es eine interessante Untersuchung: Forscher befragten Frauen und Männer vor einem Speed Dating über ihre Vorlieben. Beide Geschlechter gaben an, einen Partner auf Augenhöhe zu suchen: Sowohl Frauen als auch Männer behaupteten, sie würden einen Partner bevorzugen, der ihnen vom Aussehen und Status gleichwertig wäre. Nach dem Date sah die Welt jedoch ganz anders aus: Wie in alten Zeiten suchen Frauen auch heute noch oft den Beschützer und Ernährer und Männern ist es wichtig, möglichst attraktive Gene zu finden. Anstatt der sozialen Kriterien überwiegen also die biologischen. Obwohl die Befragten kurz vorher sehr überzeugt ganz andere Kriterien angaben. Dieses Beispiel zeigt, dass wir anscheinend viele Entscheidungen unbewusst treffen, ohne uns der wirklichen Hintergründe bewusst zu sein.
Beuteschema "Aussehen"
Denn das häufig vorkommende Beuteschema ist damit noch nicht begründet. Zur Klärung dieser gar nicht einfachen Frage gibt es verschiedene Ansätze: Manche Forscher gehen davon aus, dass bei vielen die erste Liebe, die Mutter oder der Vater waren. Ein Leben lang verliebt man sich dann in Ebenbilder der Eltern. Klingt vielleicht im ersten Moment seltsam, aber das mag bei dem einen oder anderen wohl zutreffen.
Ein weiterer Ansatz Licht ins Dunkle der Entscheidungsfindung zu bringen, ist folgender: Man hat sich verliebt, lebt voller Zärtlichkeit und Leidenschaft glücklich einige Jahre zusammen. Leider geht die Beziehung auseinander. Nach einiger Zeit ist man wieder offen für einen neuen Partner. Wenn diese Suche beginnt, spielt im Unterbewusstsein die schöne Erinnerung an das vergangene Verliebt-Sein und die schöne Zeit der Partnerschaft eine große Rolle. Das ist der Grund, warum man nach einer Person sucht, die Ähnlichkeiten mit dem vorherigen Partner aufweist. Man könnte es vielleicht auch das Boris-Becker-Phänomen nennen: Nach der Trennung von seiner ersten Frau legte er sich doch recht eindeutig für längere Zeit auf einen bestimmten Frauen-Typ fest. Nicht zu vergessen ist natürlich auch ganz banal die Vorliebe mancher für eine bestimmte Haarfarbe oder Augenfarbe.
Beuteschema – Muster erkennen und durchbrechen
Vielleicht wird das Rätsel, wie wir uns unsere Partner aussuchen, auch nie gelöst werden. Aber immerhin lassen sich Ansätze erkennen, die ein Verhalten erklären, das uns manchmal unverständlich erscheint. Vor allem, wenn wir uns für Partner entscheiden, die uns gar nicht gut tun. Haben wir aber erst einmal das Muster erkannt, so ist das ein erster wichtiger Schritt, wie bei vielen anderen Dingen auch, dieses Muster zu durchbrechen.
Autorin: Dorothee Ragg, Platinnetz-Redaktion