Seit mehr als einem Jahrhundert spendet die gute alte Glühbirne uns bereits Licht. 2012 wird damit jedoch endgültig Schluss sein – dann wird keine Glühbirne im Handel mehr erhältlich sein. Das Aus für den ineffizienten Stromfresser erfolgt aus Gründen des Umweltschutzes, doch nicht nur Designer trauern ihr bereits jetzt schon nach.
Die Abschaffung der Glühbirne wird stufenweise erfolgen: Ab September 2009 dürfen matte Glühbirnen sowie klare ab 100 Watt nicht mehr verkauft werden. 2010 folgt das Verbot für klare Birnen ab 75 Watt, ein Jahr später das für 60-Watt-Leuchten. Ab 2012 wird dann gar keine Glühbirne mehr hergestellt werden dürfen.
Die Glühbirne geht, Klimaschutz kommt
Glühbirnen sind äußerst ineffiziente Lichtspender. Sie wandeln lediglich fünf Prozent der verbrauchten Energie in Licht um – den Rest strahlen sie als Wärme ab. Damit "verpufft" 95 Prozent der Energie ungenutzt in der Luft. Leuchtstofflampen, das sind die sogenannten Energiesparlampen, wandeln immerhin 25 Prozent des Stroms in Licht um. Nach Hochrechnungen der EU-Kommission werden durch das Verbot von Glühbirnen jährlich 15 Millionen Tonnen Treibhausgase vermieden. Ab 2016 sollen zusätzlich zu den Glühbirnen auch die ineffizientesten Modelle der Energiesparlampen verboten werden. Diese Maßnahmen kommen nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Geldbeutel des Verbrauchers zu Gute: Laut EU lassen sich pro Haushalt im Jahr durchschnittlich 50 Euro durch den Einsatz von Leuchtstofflampen sparen. Diese verbrauchen nämlich nicht nur weniger Strom, sondern halten auch länger.
Kritik
Gegen das Argument, durch ein Glühbirnenverbot große Energiemengen einzusparen, führen Kritiker immer wieder den Emissionshandel ins Feld. So führe das Verbot zwar zu Einsparung von Energiemengen, die dann zu eingesparten Emissionsmengen führen. Doch werden diese eingesparten Emissionsmengen in der Folge von den Stromerzeugern im Emissionshandel verkauft. Dieser Verkauf sorgt dafür, dass es an anderer Stelle zu Emissionen kommt – der Energieverbrauch also im Endeffekt nicht geringer wird, sondern nur verschoben und an einem anderen Ort stattfindet. Die Kritiker fordern statt eines Glühbirnenverbots eine strengere Begrenzung der Emissionsmenge von Kohlendioxid. Nur dadurch lasse sich effektiver Klimaschutz betreiben.
Als weiteres Problem wird von den Verbots-Gegnern auch die Entsorgung der Energiesparlampen gesehen. Da in den neuen Birnen Quecksilber verwendet wird, können Sie nicht mit dem normalen Hausmüll entsorgt werden. Die Leuchtstofflampen gehören nach dem amtlichen Abfallkatalog zum Sondermüll und müssen deshalb vom Verbraucher zu kommunalen Sonderabfall-Sammelstellen gebracht und dort unbeschädigt abgegeben werden.
Ein weiterer Nachteil der Energiesparlampen liegt darin, dass sich normale Leuchtstofflampen nicht wie jede Glühbirne abdimmen lassen. Nur spezielle, teurere Energiesparlampen lassen sich dimmen – und das meist auch nur stufenweise statt stufenlos wie die Glühbirne. Außerdem braucht eine herkömmliche Energiesparlampe eine gewisse Aufwärmzeit, um ihre volle Leuchtkraft zu erzeugen. Somit werden beispielsweise in Treppenhäusern spezielle Schnellstart-Birnen nötig.
Lichtqualität von Glühbirne und Co
Das Licht einer Energiesparlampe ist ein anderes als das einer Glühbirne. Während diese ein "warmes" Licht abgibt, strahlt die Leuchtstofflampe "kaltes" Licht aus. Zwar gibt es auch Energiesparlampen, die versuchen, die Lichtfarbe der Glühbirne zu imitieren, doch ist auch dieses Licht trotzdem nicht das gleiche. Das liegt an der wesentlich höheren "Farbtemperatur" einer Energiesparlampe – ihr Licht ist weißer. Diese Lichtqualität bemängelt auch Axel Buether, Professor für Farbe, Licht und Raum an der Hochschule Burg Giebichenstein in Halle. Er beschreibt das weißere Licht als insgesamt ungemütlicher. Untersuchungen haben gezeigt, dass das hellere Licht Auswirkungen auf den Menschen hat, beispielsweise bei einem gemütlichen Dinner. So hat Buether herausgefunden, dass "je kühler die Lichtquelle wird, desto weniger haben die Leute Lust auf das Essen."
Auch viele Designer und Architekten sehen im Glühbirnenverbot eine große Einschränkung. Gemütliche Lichteffekte sind mit den neuen Lampen schwerer zu erzeugen. Leipziger Architekt Markus Ruge fehlt bei den Energiesparlampen das Wohlfühllicht, "das, was der Mensch braucht, wenn er sich zurückzieht, was dem Feuer ähnlich ist." Designer müssen sich ebenfalls auf die Änderungen einstellen, sind die meisten Lampen doch für Glühbirnen designt. Zwar passen die Leuchtstofflampen in die herkömmlichen Fassungen, doch entweder "gucken die Lampen raus oder leuchten relativ kühl oder sie leuchten an falschen Punkten", sagt Buether.
Doch egal ob Kritiker oder Befürworter – an dem Verbot für die Glühbirne lässt sich nicht mehr rütteln. Die EU-Verordnung wird ab September 2009 in Kraft treten und für das endgültige Aus der Glühbirne ab 2012 sorgen. Einerseits besteht ein großes Verständnis und Umweltbewusstsein auf Seiten der Verbraucher, auf der anderen Seite werden bereits jetzt Hamsterkäufe getätigt – etwas Nostalgie bleibt beim Gedanken an die Glühbirne eben doch. Der Direktor des Kölner Wallraff-Richartz-Museums will die Glühbirne sogar ins UNESCO-Weltkulturerbe aufnehmen lassen.
Autorin: Anne Bartel, Platinnetz-Redaktion
Datum: 16. Juli 2009