Seit der Mensch denken kann, analysiert und erforscht er die eigenen Erinnerungen. Erklärungsmodelle gab es im Lauf der Zeit eine ganze Menge. In der heutigen Zeit wird das Gedächtnis passenderweise sehr oft mit der Festplatte eines Computers verglichen. Aber unser Gedächtnis ist viel mehr als ein PC.
Man hat das Gedächtnis mit einer Schatzkammer verglichen, es als Film einer Fotokamera beschrieben, und vieles mehr. In der jüngeren Zeit, die von PC und Internet bestimmt wird, ist es der Computer, der als Metapher für unser Gedächtnis herhalten muss. Die Ähnlichkeit ist kaum zu übersehen: Unser Gedächtnis ist mit einer Festplatte vergleichbar, wo Informationen abrufbar bleiben. Die Daten können dabei in falsche Ordner abgelegt, versehentlich oder absichtlich gelöscht werden. Und wer Pech hat, dem stürzt der PC komplett ab. Aber je mehr man sich in diese Vergleiche vertieft, desto weniger Parallelen gibt es. Das Gedächtnis hat die Fähigkeit über das Nervensystem, also Gehirn und Rückenmark, Informationen zu behalten und wieder abrufen zu können. Heute wird das menschliche Gedächtnis von der Psychologie in drei Teile untergliedert: Das sensorische Gedächtnis, das Langzeit- und das Kurzzeitgedächtnis. Das sensorische Gedächtnis behält Informationen nur für eine sehr kurze Dauer: Höchstens Sekunden dauert hier die Erinnerungsleistung. Die Fülle an Informationen, die das sensorische Gedächtnis des Menschen aufnimmt, ist dabei sehr groß. Bewusstsein und Aufmerksamkeit sind in diesem Bereich völlig unwichtig. Das Kurzzeitgedächtnis wird auch häufig Arbeitsgedächtnis genannt. Wenn man die Melodie eines Musikstücks als Ganzes erkennt und nicht nur einzelne Töne wahrnimmt, fällt diese Wahrnehmungsleistung in den Bereich des Kurzzeitgedächtnisses. Um in das Langzeitgedächtnis übergeleitet zu werden, muss die Information erst im Kurzzeitgedächtnis aufgenommen sein. Erst das Langzeitgedächtnis ist das, was man allgemein als Erinnerung bezeichnen könnte. Und auf dem Weg dahin geht eine Unmenge an Informationen verloren.
Das Gedächtnis im Stress
Die Gedächtnisleistung des Menschen lässt spätestens ab dem 30. Lebensjahr nach. Diesen natürlichen Verfall des Geistes kann man genauso wenig umkehren wie den des Körpers. Aber was lässt den einen mehr, den anderen weniger vergesslich sein? Neuere Forschungen haben ergeben, dass besonders Stress Menschen vergessen lässt. Zu viele Informationen auf einmal macht das Denken besonders unpräzise. Das Gedächtnis wird allerdings auch oft völlig falsch eingeschätzt: Die Aussage beispielsweise, dass der Mensch nur einen Bruchteil seines Gehirns benutzt, wurde von den Wissenschaften bisher nie bestätigt. Mittlerweile ist in der Forschung auch klar, dass die menschliche Erinnerung auch generell starken Schwankungen unterworfen ist. So mancher erinnert sich an Dinge, die überhaupt nicht passiert sind. Gerade diese Schwankungen machen einen Vergleich mit einem Computer problematisch, denn der Mensch funktioniert nicht wie ein Uhrwerk. Auch wenn der Alterungsprozess nicht umkehrbar ist, kann man ihm doch entgegenwirken. Durch Training und eine bewusste Ernährung kann man bis ins hohe Alter hinein Gehirn und Gedächtnis fit halten.
Autor: Edgar Naporra, Platinnetz-Redaktion