Das TV-Duell zwischen Merkel und Steinmeier am Sonntagabend den 13.09.2009 löste hauptsächlich Unzufriedenheit, Langeweile oder einfach nur Desinteresse aus. Kann ein Kanzlerduell dem Wähler wirklich bei seiner Entscheidung am 27. September 2009 helfen? Oder war es einfach nur ein Medien-Auftritt, den man sich auch hätte sparen können?
Seit dem amerikanischen TV-Duell zwischen Kennedy und Nixon 1960 gehört der Streit der Präsidentschaftskandidaten im Fernsehen zum amerikanischen Wahlkampf. Im deutschen Fernsehen standen sich Schröder und Stoiber erstmalig 2002 zum ersten richtigen Kanzlerduell gegenüber. Doch während das Streitgespräch damals von den Zuschauern noch als "interessant" und "für den Wahlkampf bereichernd" bezeichnet wurde, titeln die Zeitungen über das TV-Duell am Sonntagabend "Yes, we gähn" oder "Eine Krankheit namens Duellitis".
Stimmen zum Kanzlerduell
"Das waren Szenen einer Zwangsehe" kommentierte der Parteivorsitzende der FDP Guido Westerwelle das Kanzlerduell. Bundesgeschäftsführer der Linkspartei, Dietmar Bartsch, bezeichnete das TV-Duell als "Kuschelveranstaltung". Grünen-Spitzenkandidatin Renate Künast warnte vor einer "Selbstbeweihräucherung" der Parteien CDU und SPD. Auch der Rest des deutschen Publikums schien nur mäßig begeistert oder überhaupt interessiert. "Nur" 14,18 Millionen Zuschauer sahen am Sonntagabend das TV-Duell der zwei Kanzlerkandidaten. Ein recht niedriges Ergebnis, wenn man bedenkt, dass beim TV-Duell zwischen Gerhard Schröder und Angela Merkel noch rund 21 Millionen Menschen zugesehen haben.
Kritisiert wurden vor allen Dingen die fehlenden Differenzen zwischen den beiden Spitzenkandidaten. Einstimmig wurde über die Staatsfinanzen geurteilt oder über die Gesundheitsfonds beschieden. Das ganze Duell wirkte laut der vielen Kritiker eher wie eine Werbeveranstaltung der großen Koalition. FDP-Generalsekretär Dirk Niebel meinte dazu, dass das ganze Duell lediglich auf ein "weiter so" gezielt habe.
Wer nun der Gewinner des Kanzlerduells geworden ist, scheint unschlüssig. Die Pressestimmen sind so uneinheitlich wie die Zahlen. So ermittelte die Forschungsgruppe für Wahlen des ZDF, dass 31 Prozent der Befragten der Meinung war, dass Steinmeier sich besser geschlagen habe und nur 28 Prozent der Zuschauer Merkel für die Gewinnerin hielt, wobei allerdings 40 Prozent meinten, beide seien gleich auf gewesen. Eine Forsa-Umfrage für RTL dagegen ermittelte Angela Merkel als die Siegerin des TV-Duells. Hier waren 37 Prozent der Überzeugung, dass Merkel das Land besser führen könne, wogegen nur 35 Prozent für Steinmeier stimmten.
Autorin: Anne Bartel, Platinnetz-Redaktion