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Das Mittelalter ist zurück: Weihnachtsmarkt auf Mittelhochdeutsch


Das Mittelalter fasziniert. Der Trend zu Büchern und Filmen mit mittelalterlichen Themen reißt nicht ab und jedes Jahr steigt auch die Auswahl an mittelalterlichen Weihnachtsmärkten. Auch wenn man sonst nicht historisch interessiert ist: Der Besuch eines solchen Marktes lohnt sich auf jeden Fall.

Wochenende für Wochenende verwandeln sich Computertechniker, Bankangestellte oder Handwerker in Ritter, Gaukler und Landsknechte. Sie hüllen sich in Leinen, Leder oder Rüstung, üben sich im Schwertkampf und bereiten ihre Mahlzeiten auf dem offenen Feuer zu. Zum nachempfundenen Leben im Mittelalter gehört das Übernachten im Zelt auf originalgetreu nachgebauten Feldbetten ebenso wie das abendliche Lagerfeuer, bei dem in großer Runde ein Humpen Met nach dem anderen geleert wird. Besondere Highlights im Leben jedes Freizeitritters aber sind die Mittelaltermärkte, die in den Sommermonaten in ganz Deutschland  zahlreich stattfinden. Meistens stehen an jedem Wochenende gleich mehrere Märkte zur Auswahl, bei denen man sein Zeltlager aufschlagen oder einfach nur als Besucher in passender Gewandung Teil des Geschehens sein kann. Das alles hört sich gut an, so lange die Temperaturen nachts im Zelt nicht unter 15 Grad sinken. Was aber tun die Freizeitritter im Winter? In den letzten Jahren hat sich ein Trend durchgesetzt, der der winterlichen Sehnsucht nach Mittelalter Rechnung trägt: Der Mittelalter-Weihnachtsmarkt. Jede Stadt, die etwas auf sich hält, bietet neben einem modernen auch einen historischen Markt und nicht nur eingefleischte Freizeitritter erfreuen sich an der romantisch-gemütlichen Atmosphäre, in die ein solcher Weihnachtsmarkt getaucht ist.

Weihnachtliche „Kurtzweyl“ aus dem Mittelalter

Hier gibt es im flackernden Schein der Fackeln alte Handwerkskunst zu bestaunen. Halbe Schweine drehen sich an Spießen auf dem Grill, es riecht nach Feuer und Rauch. Der Duft von orientalischen Spezereien mischt sich mit frisch gebackenem Brot und steigt dem Besucher verführerisch in die Nase. Mittelalterliche Töne aus Drehleier und Schalmei wehen durch die Gassen. Handwerker, Gaukler und Spielleute frieren in ihrer Gewandung um die Wette. Da hilft nur ein kräftiger Schluck Met, um sich von innen heraus aufzuwärmen. Dazu ein gutes Stück vom Spanferkel mit Knoblauchbrot. Perfekt. Danach kann es gestärkt weiter gehen. Auf einem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt finden sich geduldige Kerzenzieher, mystische Wahrsager, kunstfertige Silberschmiede, derbe Waffenschmiede, fleißige Laternenbauer, verschrobene Kräuterhexen, weise Apotheker, trinkfeste Schankweiber, Töpfer, die Geschirr nach historischem Vorbild herstellen, und viele andere, die sich nicht auf moderne Weihnachtsmärkte verirren. Die meisten Städte bieten neben diesen Marktständen auch ein abwechslungsreiches Kulturprogramm für ihre Besucher. Dazu zählen beispielsweise Konzerte mittelalterlicher Gruppen wie Estampie oder Faun, Tanzfeste, Fackelumzüge und Vorführungen der Falknerei.

Wo das Mittelalter lebendig wird

Historische Weihnachtsmärkte gibt es in den meisten Städten Deutschlands und viele sind durchaus eine Reise wert. Fast alle größeren Städte werben auf ihren Internetseiten für ihre historischen Märkte. Die Suchwörter „Mittelalter Weihnachtsmarkt“ liefern 120.000 Ergebnisse. Da sollte doch etwas dabei sein! Besonders der mittelalterliche Weihnachtsmarkt in Esslingen rühmt sich, der schönste und größte Markt in ganz Süddeutschland zu sein. Im Osten möchte Dresden mit dem Weihnachtsmarkt im historischen Stallhof seine Besucher weihnachtlich stimmen. Die perfekte Atmosphäre für solche Märkte bieten Burganlagen, die wie von selbst für romantisches Ambiente sorgen. So findet beispielsweise auf Burg Satzvey in Mechernich jedes Jahr die Burgweihnacht statt. Neben den Waren der Händler und Handwerker bietet die Burg seit mittlerweile 13 Jahren ein Krippenspiel, das sich an einer Vorlage aus dem Mittelalter orientiert. Auch die Burg selbst stammt aus dem 14. Jahrhundert. Wer also ganz in ein phantasievolles Treiben wie aus dem Mittelalter eintauchen will, sollte sich eine Burgweihnacht aussuchen. Aber auch alle anderen mittelalterlichen Weihnachtsmärkte bieten romantisches Ambiente, altes Handwerk und Kultur. Die perfekten Zutaten für einen schönen Sonntagnachmittag.

So verständlich die Sehnsucht der Freizeitritter nach Mittelalter im Winter ist, so erstaunlich ist die Masse an nicht gewandeten Besuchern auf historischen Weihnachtsmärkten. Was lockt die Menschen ins inszenierte Mittelalter? Ist es die geheimnisvolle Aura eines mittelalterlichen Weihnachtsmarktes, der so viel Stoff für Phantasiereisen bietet? Oder die Sehnsucht nach den soliden Werten der scheinbar so guten, alten Zeit? Manche suchen im Mittelalter Abstand zur Hektik und Technisierung des heutigen Lebens. Vielleicht ist es auch die Lust auf Abenteuer, auf eine Flucht aus den strengen Regeln des Alltags. Eine Zeitreise ins Mittelalter machen und einfach mal für ein paar Stunden nicht in dieser Welt mit all ihren Verpflichtungen und Terminen sein. Wahrscheinlich sind die Gründe, einen mittelalterlichen Weihnachtsmarkt zu besuchen, so verschieden wie die Menschen selbst. Lohnen tut sich ein Besuch auf jeden Fall.

Autorin: Elke Liermann, Platinnetz-Redaktion