Denkt man an blutsaugende Tiere, an Parasiten des Menschen, ist diese Vorstellung wohl mit starker Abneigung verbunden. Der nützliche Blutegel bekam dabei teilweise ein völlig falsches Image, denn die kleinen Tierchen werden schon seit Jahrhunderten in der Medizin verwendet und sind gerade in den letzten Jahren als Heilmethode wieder populär geworden.
Blutsauger ist nicht gerade eine schmeichelhafte Bezeichnung. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war denn auch das Image der Tiere in der Medizin eher schlecht. So hielt man lange Zeit die medizinische Verwendung der Parasiten im Mittelalter für einen Irrtum. Aber in dieser Hinsicht lag die vergangene Zeit, wie sich später herausgestellt hat, absolut richtig: Der zur Familie der Ringelwürmer zugehörige und mit dem Regenwurm verwandte Blutegel ist ein sehr nützliches Tier. Wenn auch der Blutegel in der Behandlung heute eher der alternativen Medizin zugerechnet wird, war das nicht immer der Fall. Schon im Altertum waren Blutegel für ihre heilenden Kräfte bekannt. So kannten die alten Germanen und Inder bereits die positive Wirkung dieser kleinen Parasiten. Blutegel wurden oder werden nach wie vor eingesetzt bei so unterschiedlichen Erkrankungen wie Rheuma, Gürtelrose, Thrombose und Bluthochdruck. Heute noch werden die Tiere in der plastischen Chirurgie bei Transplantationen eingesetzt, da Wirkstoffe im Speichel der Blutegel die Wundheilung verbessern.In der neueren Zeit ließ ein Ereignis im Jahr 1987 den Blutegel wieder in positivem Licht erscheinen: Der Chirurg J. Upton setzte Blutegel ein, um das Anwachsen des abgerissenen Ohres eines kleinen Jungen zu ermöglichen, nachdem dies durch Bildung von Thrombosen vorher nicht möglich gewesen war.
Der Blutegel in der medizinischen Behandlung
Aber was genau passiert, wenn ein Blutegel in der Behandlung eingesetzt wird? Der nützliche Parasit saugt sich bevorzugt an Säugetieren fest. Gut ausgebildete Beißwerkzeuge können selbst dickes Fell schnell durchdringen. Die Tiere saugen eine kleine Menge Blut ab, wobei abgesonderte gerinnungshemmende Substanzen die entsprechende Stelle etwas nachbluten lassen. Durch bestimmte Substanzen im Speichel des Tieres ist das aber mit so gut wie keinen Schmerzen verbunden. Überhaupt macht sein Speichel den Blutegel zu etwas Besonderem: 20 verschiedene Substanzen werden durch ihn in die entsprechende Wunde abgesondert, darunter Blutgerinnungshemmer und Stoffe, die Schmerzen und Entzündungen hemmen. Obwohl der Blutegel schon seit Urzeiten in der Medizin eingesetzt wird, ist die Wirkung aller Substanzen, die über seinen Speichel in die Wunde abgeleitet werden, noch nicht genau erforscht. Seine Nützlichkeit allerdings bezweifelt heute selbst die Schulmedizin nicht mehr.
Autor: Edgar Naporra, Platinnetz-Redaktion