Dem einen verschlägt es die Sprache, der andere hat ein Kreuz zu tragen oder es geht ihm etwas an die Nieren. Die alltägliche Sprache liefert Hinweise auf tief greifende Wechselwirkungen zwischen Seele und Körper. Die Psychosomatik erforscht diese Alarmsignale der Seele.
Immer mehr Forschungsergebnisse bestätigen auch dem letzten Zweifler den unmittelbaren Zusammenhang zwischen Körper und Seele. So fand eine große britische Studie heraus, dass Menschen, die in einer konfliktreichen Partnerschaft leben, ein um 23 Prozent höheres Risiko haben, einen Herzinfarkt zu erleiden. Man kann also durchaus an gebrochenem Herzen sterben. Wenn die Seele leidet, wirkt sich das unmittelbar auf den Körper aus.
Die Seele schlägt Alarm
Professor Joachim Bauer, Leiter der Abteilung für psychosomatische Medizin an der Uniklinik Freiburg, erklärt: „Wenn extreme Belastung oder eine bedrückende Situation andauern und keine Lösung in Sicht ist, schüttet das Gehirn unentwegt Stresshormone wie Kortisol und Adrenalin aus. Und das wirkt sich negativ auf unsere Abwehr- und Heilungskräfte aus.“ Die Anzahl der Abwehrzellen verringert sich, der Körper hat Eindringlingen weniger entgegen zu setzen und wird krank. So können aufgrund von Belastungen der Seele Krankheiten entstehen. Umgekehrt stärken Glücksgefühle das Immunsystem. Ein Wellness-Wochenende, regelmäßiger Sport, ein gutes Essen: Was die Seele glücklich macht, stärkt den Körper.
Auch die Hirnforschung bestätigt diese Zusammenhänge zwischen Körper und Seele. Bildgebende Verfahren wie die Kernspintomographie machen sichtbar, wie einzelne Organe reagieren, wenn sich im Hirn etwas tut und umgekehrt. So wird auch deutlich gemacht, dass jedes starke Gefühl Veränderungen im Gehirn verursacht, die sich wieder auf den Körper auswirken. So löst zum Beispiel Angst Herzrasen aus, ein gutes Gefühl beruhigt es wieder. Ständige Belastungen der Seele führen so zu körperlichen Beschwerden. Meistens an der schwächsten Stelle oder an einer Art symbolträchtigem Organ, denn auf diese Weise kommuniziert die Seele. Sie sagt uns, dass uns etwas an die Nieren geht und wer ständig Halsschmerzen hat, der will vielleicht etwas nicht schlucken oder verweigert die Kommunikation. Ein bellender Husten hält unerwünschte Personen fern und wer ständig Schnupfen hat, der hat vielleicht einfach die Nase voll von einer bestimmten Situation. Wem buchstäblich die Ohren klingen, klagt womöglich nach einer Weile über Tinnitus. Aber auch bei schwereren Erkrankungen wie Krebs können die Ursachen in der Seele liegen. Bei der notwendigen schulmedizinischen Therapie sollte sie deshalb mit einbezogen werden.
Kranke Seele – kranker Körper
Der Körper vergisst nichts. Jede psychische Belastung wird gespeichert und gesammelt. Jahre später können sie sich dann als Krankheit zeigen. Werden schlimme Ereignisse nicht verarbeitet, sondern verdrängt, zwingt der Körper uns, die alten seelischen Wunden wieder anzuschauen. An der passenden „sprechenden“ Stelle entwickelt der Patient dann Schmerzen oder Fehlhaltungen. Nur, wenn man sich diesen Schmerzen stellt und alte Wunden verarbeitet, ist eine Heilung möglich. Oft werden aber die Symptome als die eigentliche Krankheit gedeutet und die Patienten irren von Arzt zu Arzt, bis die zugrunde liegende seelische Ursache erkannt wird.
Typische psychosomatische Erkrankungen können zum Beispiel Tinnitus und Hörsturz, Asthma bronchiale, Migräne, Allergien, Veränderungen der Haut, Darmkrankheiten, ADHS, Schlafstörungen, Schmerzsyndrome, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Entzündungen und viele andere mehr sein.
Gerade Stress ist heute ein häufiger Auslöser psychosomatischer Erkrankungen. Ständige Überlastung am Arbeitsplatz oder eine schlecht funktionierende Beziehung bedeuten Stress für die Seele. Weit verbreitete Stress-Symptome sind zum Beispiel Schlafstörungen, Muskelverspannungen, Herzstiche, Verstopfung oder Tinnitus. Im Zusammenhang mit anhaltendem Stress kann es auch zu psychischen Leiden wie dem Burn Out Syndrom oder Depressionen kommen, die auf Dauer ebenfalls körperliche Beschwerden nach sich ziehen. Meist sind dies Kopf- und Rückenschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden.
Wenn aber Emotionen den Körper krank machen können, müssen sie ihn auch heilen können. Die Hirnforschung weiß heute, dass neben der passenden Therapie auch der feste Glaube an ihre Wirksamkeit entscheidend ist. Die Überzeugung, jetzt gesund zu werden, führt dazu, dass der Körper enorme Selbstheilungskräfte aktiviert. Anders ist auch der bekannte Placebo-Effekt nicht zu erklären. Jede Emotion, sei es Hoffnung, Angst, Freude oder Trauer, löst im Gehirn Veränderungen aus, die für die Aussendung von Botenstoffen und Hormonen sorgen. Diese Stoffe wirken dann auf den Körper ein. Studien haben zum Beispiel ergeben, dass bei frisch Verliebten Schnittwunden schneller heilen. Das tun sie deshalb, weil die starken Glücksgefühle die Zahl der Antikörper im Blut erhöhen.
Es lohnt sich also, der Seele ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken, damit sie nicht gezwungen ist, sich zu Wort zu melden.
Autorin: Elke Liermann, Platinnetz-Redaktion