Noch immer ist Multiple Sklerose eine unheilbare Krankheit, über die selbst die moderne Medizin nur beschränkte Kenntnisse hat. Immer wieder tauchen neue Erklärungsmodelle, Behandlungsmethoden und Medikamente auf, die sich allerdings bisher nicht entscheidend bewährt haben.
Multiple Sklerose gehört medizinisch in die Kategorie der Entmarkungserkrankungen. In diesem konkreten Fall bedeutet das, dass in Gehirn und Rückenmark an unterschiedlichen Stellen meist mehrfach Entmarkungsherde auftreten. Als Autoimmunreaktion greift bei einer Erkrankung mit MS der Körper auf diese Weise seine eigenen Bestandteile an. Weil diese an verschiedenen Stellen auftreten können, kann Multiple Sklerose so gut wie jedes neurologische Symptom verursachen und ist in ihren Auswirkungen eine sehr komplexe Krankheit mit unterschiedlichsten Verlaufsformen.
Die Ursachen für Multiple Sklerose liegen noch immer im Dunklen
Die Ursachen für MS ist bis heute noch nicht zufriedenstellend geklärt. Multiple Sklerose ist bis zu diesem Tag nicht heilbar. Dennoch können inzwischen einige medizinische Maßnahmen den Verlauf und die Folgen der Krankheit einschränken. Es ist entgegen vieler Meinungen auch nicht zwangsläufig der Fall, dass eine solche Erkrankung Behinderungen nach sich zieht. Die Lebenserwartungen von Erkrankten ist durchschnittlich zwischen sechs und zehn Jahre niedriger als bei gesunden Menschen. Durch neue Therapiemethoden ist die Lebenserwartung in den letzten Jahren außerdem weiter gestiegen, so dass eine Erkrankung an MS nicht zwangsläufig zu großen Beeinträchtigungen führen muss. Dennoch handelt es sich bei MS natürlich um eine sehr ernste Krankheit, die in vielen Fällen Lähmungen als Langzeitfolgen nach sich zieht und mit einer generellen Einschränkung der persönlichen Lebensqualität einhergeht.
Multiple Sklerose tritt in einem Lebensalter zwischen 15 und 40 Jahren zum ersten Mal auf. Multiple Sklerose ist eine Krankheit, die schubweise auftritt. Das bedeutet, dass klinische Symptome plötzlich und in großer Anzahl auftreten können. Ein Schub kann Tage oder auch Wochen andauern. Im Anfangsstadium bleiben einzelne Krankheitsschübe oft folgenlos, während sich später neurologische Defizite ausbilden. Die Folgen von Multipler Sklerose sind in vielen Fällen Sehschwäche und Störung der Augenbewegung. Lähmungserscheinungen unterschiedlicher Art treten dann auf, wenn das motorische System von der Krankheit betroffen ist. Besonders häufig zu beobachten sind auch chronische Ermüdungserscheinungen, die nicht auf körperliche Belastung zurückgeführt werden können.
Multiple Sklerose ist bis heute nicht wirklich behandelbar!
Die Diagnose von MS erfolgt heute nach festgelegten Kriterien, die hauptsächlich an den Entzündungsherden und ihrem Auftreten bei zeitlichem Abstand festgemacht sind. Weltweit wird die Anzahl der Erkrankten auf etwa zwei bis zweieinhalb Millionen geschätzt. Frauen sind doppelt so oft von der Krankheit betroffen wie Männer. In Deutschland ist Multiple Sklerose die am häufigsten auftretende Erkrankung des Zentralnervensystems überhaupt – und damit seit längerer Zeit schon eine große Herausforderung für medizinische Forschung und Therapie. Immer wieder wird von neuen Medikamenten berichtet, die den Verlauf und die Ausmaße der Krankheit eindämmen sollen. Wirkliche Hoffnung aber gibt es bislang nicht. Zuletzt wurde ein Medikament der Firma Merck nicht für den europäischen Markt zugelassen, weil es angeblich zu viele Risiken bergen würde. Andere Medikamente haben teilweise sehr schwere Nebenwirkungen, wie zuletzt das umstrittene Mittel Tysabri. Zwar wären die Erfolge bei der Behandlung groß gewesen, nur leider häufte sich die Zahl von Infektionen des Gehirns auf erschreckende Weise.
Das Nervenleiden Multiple Sklerose ist eine besonders mysteriöse Krankheit: Selbst großangelegte und sehr teure und zeitaufwändige Studien blieben bisher weitgehend erfolglos. Zwar wurden die Behandlungsbedingungen konstant modernisiert, allerdings ist eine wirklich überzeugende Therapie bis heute nicht erprobt. So ist zuletzt in einer großangelegten Studie herausgefunden worden, dass genetische Disposition nicht verantwortlich für einen Ausbruch der Krankheit sein kann. In den Bereich der klassischen Erbkrankheiten gehört Multiple Sklerose damit nicht. Eine frühere Studie hatte allerdings genau diesen Verdacht nahegelegt. So ist neuerdings wieder von Umweltfaktoren als Auslösern die Rede – und die Forschung keinen wirklichen Schritt weiter. Denn auf der anderen Seite ist bei Kindern die Gefahr an Multipler Sklerose zu erkranken zwanzigfach so hoch, wenn ein Elternteil die Krankheit hat. Über die Entstehung der Krankheit existiert eine kaum zu überblickende Menge an Theorien, von denen bisher allerdings keine einzige wirklich bewiesen ist. Man muss bei dem aktuellen Forschungsstand davon ausgehen, dass es sich bei MS um eine Krankheit handelt, die auf eine Kombination unterschiedlicher Einflüsse zurückzuführen ist. Aus diesem Grund ist es auch kaum möglich, sich vor einem Ausbruch der Krankheit zu schützen.
Autor: Edgar Naporra, Platinnetz-Redaktion