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Die Rückkehr des Vinyl?


Seitdem die Schallplatte Anfang der 90er Jahre von der Audio- CD abgelöst wurde, fand man lange Jahre die Vinyl-Scheiben nur noch als Sammlerstücke. Neuerscheinungen wurden nicht mehr in Vinyl gepresst, sondern nur noch auf CD veröffentlicht. Doch in den letzten Jahren stie- gen die Schallplatten-Verkäufe. Kehrt die alte LP zurück?

Während die digitalen Medien, wie die CD und das MP3-Format miteinander um die Vorherrschaft unter den Tonträgern ringen, schleicht sich die längst für Tod erklärte Schallplatte zurück in die Herzen der Musikfans. Im Jahr 2008 sind die Schallplatten-Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr weltweit um 89 Prozent gestiegen. Echte Vinyl-Liebhaber kritisieren von je her den "digitalen" und "mechanischen" Klang der Audio CDs. Für sie ist die Musikqualität einer Schallplatte, ihrer "warmen" Klänge wegen, von der CD nicht zu schlagen.

Vinyl – Vorteile

Musikexperten wissen, warum sich Vinyl einfach anders anhört als eine digitale Aufnahme: Seit dem Wechsel zum digitalen Tonträger wird Musik nicht einfach mehr nur eingespielt, sondern anschließend digital verändert. So wird die Aufnahme zum Beispiel "gemastert" und "gelimited", so dass sie durchgehend laut klingt. Das hat Vorteile, wenn das Stück im Radio gespielt wird, weil es dann stärker und präsenter klingt. Doch dieser digitale Eingriff findet auf Kosten der Dynamik statt – es gibt keine leiseren Passagen im Lied mehr: Es entsteht eine Art geplätteter Einheitsbrei.
Die Schallplatte ist im Gegensatz zu einer CD haltbarer und sicherer. Zudem ist sie ein wertvolles Gesamtkunstwerk, wie auch Bernd Kowalzik, Geschäftsführer eines Musikverlages, findet: "Eine Platte mit ihrem Cover und dem Artwork darauf will man in die Hand nehmen". Durch das "Format Vinyl" werde "mehr transportiert als nur der Ton", meint auch Musikkritiker Bodo Mrozek.
Der von Vinyl-Fans so viel gelobte weichere und wärmere Klang der Schallplatte gegenüber der Audio CD ist übrigens nur rein subjektiv belegbar. Messtechnisch lassen sich Klangvorteile der Schallplatte unter keinem Gesichtspunkt beweisen.

Kehrt das Vinyl zurück?

Auch wenn die Verkaufszahlen der Schallplatten 2008 um den hohen Anteil von 89 Prozent gestiegen sind, macht das auf die gesamte Musikindustrie gesehen, den Kohl nicht im geringsten fett. Nur 0,2 Prozent der insgesamt verkauften Musik befindet sich nämlich auf Vinyl. Die digitalen Tonträger haben der Schallplatte an vielen Stellen einiges voraus. Da zum Beispiel die Herstellung einer Schallplatte teurer ist als die einerAudio-CD , ist auch der Endpreis für den Käufer höher – für das Geschäft ein deutlicher Nachteil für die Vinyl-Scheibe. Zudem ist die Kapazität einer Schallplatte geringer als die ihrer Nachfolger, denn auf einen analogen Tonträger passt einfach weniger Musik als auf einen digitalen. Hinzu kommt, dass das Abspielen einer Schallplatte viel aufwendiger ist. Genau dieses Argument benutzen zwar Liebhaber auch als positiven Aspekt an der Schallplatte, weil man dadurch viel bewusster Musik höre. Doch die Praktikabilität und Mobilität der digitalen Geräte ist nicht zu verleugnen.

Dennoch gibt es für Liebhaber und Fans des Vinyls Grund zur Freude. Obwohl die Schallplatte von den großen Musikfirmen schon öfters kollektiv für tot erklärt wurde, hat sie überlebt. Heute wird sie sogar nicht mehr nur von Sammlern am Leben gehalten, sondern auch wieder von anderen Musikliebhabern, die ihre Stärken zu schätzen wissen.

Autorin: Anne Bartel, Platinnetz-Redaktion
Datum: 23. Juli 2009