Früher bekamen Frauen ihre Kinder spätestens mit 30. Heute ist ein Viertel der Schwangeren in Deutschland über 35 und auch mit über 40 noch Mutter zu werden, ist keine Seltenheit mehr. Worin liegen Gefahren und Vorteile einer späten Schwangerschaft? Was tun, wenn es nicht klappt?
Sie haben endlich nach langer Suche Ihren Traumpartner gefunden und wünschen sich ein Kind mit ihm? Herzlichen Glückwunsch, das ist eine wunderbare Entscheidung. Wer über 40 ist, stellt sich dann vielleicht die Frage, ob eine Schwangerschaft überhaupt noch möglich ist. Man hört von Fehlgeburten, Behinderungen und von Risiken für die Mutter, während der Schwangerschaft und bei der Geburt. Was ist dran an solchen Befürchtungen? Wer sich entschlossen hat, mit über 40 sein erstes Kind zu bekommen, wird außerdem feststellen, dass eine Schwangerschaft nicht mehr so leicht entsteht, wie bei den Freundinnen, die mit 20 ihre Kinder bekommen haben. Welche Möglichkeiten hält die moderne Medizin in diesem Fall bereit?
Schwangerschaft ab 40: Die Risiken
Kinderwunsch und Schwangerschaft werfen in jedem Alter viele Fragen auf. Ist man über 40, kommen ein paar Sorgen hinzu. Doch eine so genannte späte Schwangerschaft ist heute gar nicht mehr so ungewöhnlich. Spätgebärende sind in guter Gesellschaft: Geena Davis, Selma Hayek, Nicole Kidman – sie alle sind Spätgebärende, die ihr erstes Kind mit über 40 bekommen haben. Auch Birgit Schrowange und Sandra Maischberger machen vor, was immer mehr Frauen wollen. Möglich ist es also, man sollte sich nur ein wenig mit dem „Üben“ beeilen, denn Experten sagen, dass es nach dem 45. Lebensjahr fast unmöglich sei, mit den eigenen Eizellen schwanger zu werden. Der weibliche Körper hat nur eine bestimmte Anzahl Eizellen zur Verfügung, die bereits im Mutterleib angelegt werden. Neue werden nicht produziert, das bedeutet, dass nicht nur die Frau, sondern auch die einzelnen Eizellen jeweils über 40 Jahre alt sind. Diese können noch völlig intakt sein. Einige von ihnen erleiden aber mit den Jahren Altersdefekte, so dass sie es nicht mehr schaffen, sich richtig in der Gebärmutter einzunisten. Bei zu großen Problemen sortiert der Körper die Eizellen aus und es kommt zu einer Fehlgeburt, weil der Embryo nicht lebensfähig wäre. Was grausam klingt, ist ein Schutz der Natur. Nahezu jede dritte Schwangerschaft ab 40 endet mit einer Fehlgeburt. Ein niedriges Geburtsgewicht des Babys und Frühgeburten sind ebenso keine Seltenheit bei Spätgebärenden. Ab 40 können Sie aber jetzt fruchtbare Tage berechnen.
Auch das Risiko für Gendefekte wie die Trisomie 21, auch Down-Syndrom oder Mongoloismus genannt, steigt. Statistisch gesehen ist bei Schwangeren über 40 eins von 100 Kindern behindert, bei 44Jährigen ist es bereits eins von 14. Umgekehrt betrachtet heißt das aber auch, dass der überwiegende Teil der Babys von Spätgebärenden völlig gesund zur Welt kommt. Das darf man nicht vergessen!
Wer sicher wissen will, ob sein Baby behindert sein wird oder nicht, kann während der Schwangerschaft verschiedene Verfahren der Pränataldiagnostik in Anspruch nehmen. Die Methode, mit der die sichersten Aussagen getroffen werden können, ist die Fruchtwasseruntersuchung. Dieses invasive Verfahren sagt jedoch nichts über den Grad einer möglichen Behinderung aus. Außerdem birgt die Fruchtwasseruntersuchung die Gefahr, eine Fehlgeburt auszulösen, so dass ihre Anwendung nicht unumstritten ist.
Doch nicht nur für das Baby, sondern auch für die Mutter bestehen Risiken bei einer späten Schwangerschaft. Bluthochdruck und Schwangerschafts-Diabetes sind nicht selten bei Spätgebärenden.
Trotz aller möglichen Probleme muss man bedenken, dass immer noch über 90 Prozent der Babys von Spätgebärenden gesund und munter auf die Welt kommen und ihren Müttern und Vätern – neben vielen schlaflosen Nächten – viel Glück und Freude bringen. Die Wahrscheinlichkeit, ein gesundes Baby zu bekommen, ist höher, als der Ausdruck „Risikoschwangerschaft“ vermuten lässt. Ab 35 trägt jede Schwangere diesen Stempel im Mutterpass und der Gynäkologe ist verpflichtet, sie auf die entsprechenden Risiken hinzuweisen. Davon sollte man sich keine unnötig große Angst machen lassen. Man darf ruhig auf sich und die Natur vertrauen.
Späte Schwangerschaft: Die Chancen
Wer sich sehnlichst ein Kind wünscht, sollte sich von seinem Alter nicht abhalten lassen. Reifere Eltern sind wesentlich entspannter im Umgang mit dem Baby. Es muss nicht mehr alles perfekt sein, man setzt sich nicht mehr so unter Druck. Man hat nicht den Eindruck, für das Kind etwas aufzugeben, denn man hat schon in jungen Jahren Reisen unternommen, Partys gefeiert und Erfahrungen gesammelt, die man später nicht nachholen kann. Dafür haben die meisten über 40Jährigen einen sicheren Job und leben in sicheren Verhältnissen. Man kennt den Partner und weiß, dass man sich aufeinander verlassen kann. Ältere Mütter erleben ihre Schwangerschaft wesentlich bewusster als jüngere. Sie ernähren sich gesünder und sind eher bereit, ihr Baby zu stillen und tun damit sich und dem Kind mehr Gutes als junge Mütter es oft tun.
Klappt es mit der Schwangerschaft nicht mehr von selbst, bietet die moderne Medizin Hilfe. Wichtig ist, dass man sich an ein Zentrum für Reproduktionsmedizin wendet, in dem die Gynäkologen Erfahrung mit der Kinderwunschtherapie älterer Paare haben.
Mit einer entsprechenden Therapie liegen die Erfolgsaussichten für das Entstehen einer Schwangerschaft mit über 40 bei ungefähr 15 Prozent. Zieht man die Möglichkeit von Fehlgeburten ab, liegen die Chancen auf ein Baby realistischerweise bei fünf bis sieben Prozent.
Die besten Erfolgsaussichten bietet die IVF, die In-Vitro-Fertilisation. Hierbei findet die Befruchtung der Eizelle im Reagenzglas statt. Dazu werden der Frau gesunde Eizellen entnommen, in eine Nährlösung gegeben und mit dem Samen des Partners befruchtet. 40 bis 50 Stunden später werden die befruchteten Eizellen in die Gebärmutter der Frau eingesetzt. Da sich auf natürlichem Weg während eines Zyklus immer nur eine einzige Eizelle so weit entwickelt, dass sie reif zur Befruchtung wird, muss vor der IVF eine Hormonbehandlung durchgeführt werden. Durch die Behandlung produzieren die Eierstöcke mehrere befruchtungsfähige Eizellen gleichzeitig. Maximal drei werden entnommen und die beste wird für die Befruchtung im Glas ausgewählt.
Dieses Verfahren ist allerdings mit erheblichen Kosten verbunden, die die Krankenkassen nicht automatisch übernehmen. Hat die Therapie gute Aussichten auf Erfolg, liegt es im Ermessen der Kasse, ob sie die Kosten tragen möchte oder nicht. Bei Paaren jenseits der 45 dürfen die Krankenkassen wegen der geringen Erfolgsaussichten die Kosten vom Gesetz her nicht mehr übernehmen. Je nach Verfahren und Einzelfall liegen die Kosten für eine IVF zwischen 2000 und 10.000 Euro oder darüber.
Auch mit über 40 Jahren kann eine Schwangerschaft völlig ohne Komplikationen verlaufen und ein gesundes Baby heranwachsen. Heutige 40Jährige sind oft fitter und jünger als ihre Mütter im gleichen Alter, die mit 40 bereits Teenager Zuhause hatten. Heute hat man eher als früher die Möglichkeit, sich den perfekten Zeitpunkt für das erste Kind auszusuchen. Also machen Sie sich während der Schwangerschaft eine schöne Zeit!
Autorin: Elke Liermann, Platinnetz-Redaktion