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Familie prägt – Wie sich Geschwister beeinflussen


Engster Vertrauter oder größter Kritiker, gehasst oder geliebt. Beziehungen von Geschwistern können extrem sein. Selbst wenn man im Erwachsenenalter keinen Kontakt hat, ist man unbewusst von der Familie geprägt. Die Lebenswege eines Menschen können sogar davon abhängen, ob man der Älteste oder das Nesthäkchen ist.

Auf den ersten Blick vermutet man: Kinder, die von denselben Eltern gezeugt wurden, müssten eigentlich viel miteinander gemeinsam haben. Und richtig: Statistisch gesehen haben Geschwister zu 50 Prozent dasselbe Genmaterial und sind sich somit zur Hälfte genetisch gleich. Doch nicht nur die Vererbung macht aus einem Menschen das was er ist, sondern auch das Umfeld in der Familie und die Erziehung. Geschwisterliche Beziehungen prägen einen Menschen dabei ganz besonders.

Warum sind Geschwister oft so verschieden, obwohl sie aus derselben Familie kommen?

Gerade bei Geschwistern fällt auf: Sie unterscheiden sich im Charakter häufig maßgeblich voneinander. Die ältere Tochter ist ein Vorbild an Pünktlichkeit und macht eine steile Karriere, während die Jüngste häufig das Studienfach wechselt und auch bei der Partnerwahl keine Beständigkeit zeigt. So lautet das Klischee, das die Wissenschaft allerdings bestätigt. Amerikanische Forscher haben untersucht, wie sich ältere und jüngere Geschwister untereinander beeinflussen. Und das Ergebnis ist erstaunlich. Gerade weil sie Geschwister sind, sind Kinder oft das Gegenteil voneinander. Deutliche Unterschiede zeigen sich dabei nicht nur in der Persönlichkeit, auch die Intelligenz und sogar die Neigung zur Depression ist bei Kindern einer Familie oft deutlich unterschiedlich ausgeprägt.
Ein Grund dafür liegt in der Konkurrenzsituation innerhalb der Familie, denn die verändert sich, wenn neue Geschwister dazu kommen. Sobald ein zweites Kind geboren wird, muss sich etwa das Erstgeborene gegenüber dem Neuankömmling abheben, um weiterhin Aufmerksamkeit von den Eltern zu erhalten. Das zweite Kind entwickelt sich unbewusst in eine andere Richtung als das erste, um ebenfalls eine einmalige Rolle innerhalb der familiären Gemeinschaft zu bekommen. Es ist also ganz natürlich, dass zwei Geschwister zu unterschiedlichen und oft auch gegensätzlichen Persönlichkeiten heranwachsen. Und es ist eine normale Reaktion der Eltern, jedes Kind anders zu behandeln.

Beeinflusst die Geburtenfolge den Charakter?

Nicht nur das System Familie wird durch die Beziehungen zwischen den Kindern verändert. Auch Lebensweg und Charakter können von der Beziehung zu Bruder oder Schwester beeinflusst sein. Eine Studie aus den USA hat aufgedeckt, dass es tatsächlich für den Charakter entscheidend sein kann, ob man ältere oder jüngere Geschwister in der Familie hat. So sind Erstgeborene eher konservativ und tendieren dazu, die Wertvorstellungen der Eltern zu übernehmen. Schließlich haben sie zu Beginn nur die Eltern als Bezugspersonen und schauen sich viel von deren Verhalten ab. Außerdem nehmen Erstgeborene häufig eine Führungsrolle ein, sobald neue Geschwister dazukommen. Nesthäkchen werden dagegen eher zu experimentierfreudigen und kreativen Menschen. Sie suchen sich unterbewusst innerhalb der Familie eine noch unbesetzte Nische. Die Rebellion gegen die Wertvorstellungen der Eltern kann also gleichzeitig auch eine Rebellion gegen die Werte der älteren Geschwister sein.

Viele Revolutionäre sind Nesthäkchen aus einer kinderreichen Familie

Dass man ältere oder jüngere Geschwister hat, kann sogar extreme Prozesse in Gang setzen. Wissenschaftler fanden heraus, dass kulturelle oder wissenschaftliche Revolutionen auffällig häufig von Spätgeborenen ins Rollen gebracht wurden. Das Paradebeispiel dafür ist Charles Darwin, dem fünften von sechs Kindern, der seine Evolutionstheorie entgegen dem damals gängigen Weltbild einer unveränderlichen Natur durchsetzte. Bei Darwin zeigt sich die Neigung von später geborenen Kindern, neue Gedanken auszuprobieren und entgegen dem Glauben der Mitmenschen ausgetretene Pfade zu verlassen.
Das bedeutet allerdings nicht zwangsläufig, dass Ihr Nesthäkchen eine Revolution auslösen wird oder Ihr Ältester in einer konservativen Partei nach der Macht greift. Schließlich sind das nur Tendenzen, die innerhalb einer Familie ganz unterschiedlich ausgeprägt oder auch gar nicht vorhanden sein können. Dennoch sind es interessante Muster, die vielleicht auch Sie bei Ihren eigenen Kindern oder im Vergleich mit Ihren  Geschwistern entdecken können.

Autorin: Julia Heilig, Platinnetz-Redaktion