Mehr als 800.000 Menschen sind in Deutschland bei Pflegeeinrichtungen beschäftigt. Hinzu kommen die zahllosen Familienangehörigen und die vielen Ehrenamtlichen. Für die pflegenden Familienmitglieder ist ihre Arbeit nicht nur eine psychische Belastung, sondern wird immer öfter auch zum finanziellen Problem.
Die Soziale Pflegeversicherung gehört seit 1995 zu den Pflichtversicherungen in Deutschland. Sie zahlt je nach Pflegebedürftigkeit Geld für die professionelle Pflege eines Menschen oder für die geleistete Versorgung durch Ehrenamtliche oder Familienmitglieder. Die Unterstützung erfolgt dabei entweder durch Pflegegeld, Sachleistungen oder eine Kombination von beidem. Doch wer ein Familienmitglied über einen langen Zeitraum hinweg pflegt, dem reicht je nach privater Lebenssituation die gesetzliche Unterstützung bald nicht mehr. Bernd (43) etwa pflegt seit acht Jahren seine Mutter bei sich Zuhause und ist dadurch zum Sozialfall geworden. "Meine Mutter muss rund um die Uhr betreut werden. Meinen Beruf kann ich deshalb nicht mehr ausüben. Das Geld aus der Versicherung und von Hartz IV reicht aber nicht für uns beide und meine Ersparnisse sind bald aufgebraucht. Es kann doch nicht sein, dass ich aus finanziellen Gründen bald gezwungen bin, meine Mutter doch noch in ein Heim zu geben, obwohl ich sie doch viel lieber selbst und Zuhause pflegen will."
Wenn die Pflegeversicherung nicht ausreicht
Wird ein Mensch häuslich gepflegt, wird im Einzelfall von Mitarbeitern des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen entschieden, wie groß dessen Pflegebedürftigkeit ist. Verschiedene Stufen legen die Höhe der Sachleistungen und des Pflegegeldes fest. Erheblich Pflegebedürftige fallen in die Pflegestufe I, so dass für die häusliche Pflege Sachleistungen im Wert von bis zu 384 Euro monatlich gewährt werden. Damit sind aber nicht Gegenstände, wie beispielsweise ein Rollator gemeint, sondern Dienstleistungen professioneller Pflegeeinrichtungen. Die Stufe II für Schwerpflegebedürftige erlaubt eine solche Unterstützung bis zu 921 Euro und Stufe III ist den Schwerstpflegebedürftigen vorbehalten, die mit bis zu 1432 Euro unterstützt werden. In schwerwiegenden Härtefällen kann sogar eine bis zu 1918 Euro monatliche Geldzahlung gewährt werden. Das Pflegegeld teilt sich ebenfalls in diese drei Pflegestufen auf und staffelt sich von 205 Euro monatlich über 410 bis hin zu 665 Euro monatlich.
Bernd ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Versorgung eines Pflegebedürftigen Menschen mithilfe der gesetzlichen Pflegeversicherung allein, oft nicht möglich ist. Er selbst lebt von Hartz IV und erhält von der Pflegeversicherung unter 700 Euro. Er möchte seine Mutter lieber pflegen, als sie abzugeben, doch weiß er nicht wie lange er sich das noch leisten kann. "Wenn ich meine Mutter nicht mehr pflegen kann, muss der Staat mehrere tausend Euro im Monat zahlen, damit sie in einem Heim unter kommt, wo sie dann von Fremden gepflegt wird. Es wäre doch viel sinnvoller und preiswerter für den Staat, mich besser zu unterstützen, damit sie Zuhause bleiben kann und nicht ins Heim muss." Das Problem, unter dem auch Bernd leidet, ist, dass Familienmitglieder, die einen Angehörigen pflegen und deshalb nicht mehr berufstätig sein können, unter die Hartz IV-Gesetzgebung fallen. Aus diesem Grund müssen sie zunächst all ihre Ersparnisse aufbrauchen, bevor sie Unterstützung vom Sozialamt erhalten.
Die private Pflegeversicherung als zusätzliche Hilfe
Viele Experten raten dazu, sich nicht nur auf die gesetzliche Pflegeversicherung zu verlassen, sondern auch privat vorzusorgen. Mit einer privaten Pflegeversicherung kann man sich und seine Familienangehörigen finanziell besser absichern, denn zwischen den Kosten, die jemand, der einen Angehörigen pflegt, hat und den Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherungen klafft eine große Lücke. Da die Anzahl der Pflegefälle in den kommenden Jahren nach den Schätzungen der Experten immer weiter steigen wird, ist das Thema Pflegeversicherung auch in der Politik allgegenwärtig. In welche Reform-Richtung die nächste Regierung genau gehen wird, lässt sich momentan noch schwer abschätzen. Will man jedoch sicher gehen, dass man im Fall der Fälle gut versorgt wird und Familienangehörige durch eine etwaige Pflege nicht finanziell belasten werden, sollte man sich so früh wie möglich nach einer privaten Pflegeversicherung umschauen, denn je jünger und gesünder man ist, desto günstiger sind die Tarife der jeweiligen Pflegeversicherung.
Autorin: Anne Bartel, Platinnetz-Redaktion
Datum: 28. Oktober 2009