Nicht nur durch die Medien wird uns klar gemacht, dass ein schöner Busen möglichst prall und rund sein sollte – auch in der freien Wildbahn lassen sich Vertreter der männlichen Spezies beobachten, auf die ein großer Busen offensichtlichen Eindruck zu machen scheint. Doch warum ist das so?
Diese Frage beschäftigt die Evolutionsbiologen seit eh und je, denn rein evolutionsgeschichtlich betrachtet wirft der weibliche Busen jede Menge Rätsel auf. Kein anderes weibliches Säugetier verfügt über eine so ausgeprägte Oberweite wie die Frau. Selbst die Schimpansenweibchen haben nur eine äußerst flache Brust, die nur während der Stillzeit etwas anschwillt. Rein biologisch gesehen, ist es nicht nötig, dass eine Frau über einen großen Busen verfügt. Zum Stillen reicht genau so ein kleiner oder flacher Busen aus. Auch steht ein großer Busen in keinerlei Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit oder erhöhter Milchproduktion. Was finden Männer also eigentlich so toll an einem großen Busen? Ist die sexuelle Anziehungskraft der Brust rein kulturell bedingt?
Der Busen und seine sexuelle Anziehungskraft
Zunächst einmal muss gesagt sein, dass Umfragen ergeben haben, dass für die meisten deutschen Männer die Oberweite bei der Partnerwahl nur eine untergeordnete Rolle spielt. Zwar übt ein wohlgeformter Busen große Anziehungskraft auf die Männerwelt aus, wird jedoch eher als "zusätzliches Plus" gesehen – ein sympathisches Gesicht und eine schöne Taille etwa, spielen eine viel entscheidendere Rolle. Der Trend, der vor einigen Jahren zur großen bis sehr großen Brust ging, hat sich in letzter Zeit wieder etwas zurück entwickelt, so dass viele deutsche Männer eher wieder einem "normal großen" Busen bevorzugen. So war etwa 2008 die Anzahl der durchgeführten Brustverkleinerungen höher als die der Brustvergrößerungen. Was heutzutage oft über Operationen "geregelt" wird, musste früher durch andere Hilfsmittel beeinflusst werden. Denn der weibliche Busen war im Laufe der Epochen nicht immer dem gleichen Schönheitsideal unterworfen.
Während in der Steinzeit die großbusige Frau vergöttert wurde, trat die Rolle der weiblichen Brust bei den alten Griechen hinter der Bedeutung des Phallus weit zurück. Im Mittelalter gewann sie hauptsächlich als lebensspendender Quell wieder an Bedeutung, in der Renaissance wurde der Busen dann erneut erotisiert. In der französischen Revolution zum Beispiel, hatte der Busen sogar eine eher politische Aussagekraft als Symbol der Befreiung. Die Geschichte zeigt also, dass der Busen schon immer der jeweiligen Mode unterlag: Mal sollten die Brüste groß wie Melonen, mal klein und knackig wie Äpfel sein. Die Frauen versuchten durch die Epochen hindurch dabei immer ihren Busen entsprechend anzupassen – Hebevorrichtungen und enge Mieder wechselten sich ab.
Busen und andere weibliche Rundungen
Der Körperteil, der auf den ersten Blick die Männerwelt am meisten beeinflusst, ist der Po der Frau. Ob groß oder klein ist dabei zwar Geschmackssache, doch eines spielt für fast jeden Mann eine entscheidende Rolle – die schöne Rundung. Ob Hüfte, Oberweite oder Po: Männer lieben weibliche Rundungen. Die Theorie, dass genau deshalb auch der Busen, sozusagen als "Po" auf der Vorderseite, eine so große Rolle für die sexuelle Anziehung spiele, besteht seit Langem. Allerdings gibt es seit einiger Zeit auch den Versuch einer biologischen Erklärung für die in der Tierwelt ungewöhnlich runden Brüste der Frauen.
Die Anthropologin Gillian Bentley vom University College in London stellte die Theorie auf, dass die Brüste der Frau deshalb so auffällig gerundet sind, weil dies die Erstickungsgefahr des Säuglings beim Stillen verhindere. Während das Saugen und gleichzeitige Atmen an einer flachen Brust für ein Baby schwierig sei, verhindere die Rundung der Brüste, dass die Nase gegen die Brust gedrückt werde. Evolutionsbiologisch begründet Gillian diese Theorie dadurch, dass das Gesicht des Menschen im Laufe der Entwicklung "abgeflacht" sei. Während der Kiefer von Schimpansen spitz nach vorne zu läuft, liegen beim Menschen Mund und Nase quasi auf gleicher Höhe. Für die Affen ist es damit kein Problem, auch an einer flachen Brust ohne Probleme gesäugt zu werden. Einem menschlichen Säugling dagegen helfe die Rundung, um freier atmen zu können.
Woher auch immer die Faszination des Busens herrührt – eine schöne Oberweite wünschen sich viele Frauen eben weil sie merken, dass sie die männliche Aufmerksamkeit erregt. Allerdings sollte Frau ihren Busen nicht überbewerten, denn wie bereits erwähnt, gehören schöne Brüste vielleicht zum männlichen Idealbild der weiblichen Schönheit dazu, spielen jedoch im Vergleich zu anderen Merkmalen eine relativ geringe Rolle. Und das vor allem dann, wenn es um die Partnerwahl geht.
Autorin: Anne Bartel, Platinnetz-Redaktion