3D: Das ist momentan das Top-Thema der Filmindustrie. Große Hoffnungen ruhen auf dem 3D-Effekt, der bereits in den 1950er Jahren boomte. Filme, die den Zuschauer glauben machen, er wäre mittendrin, statt nur dabei, sollen nun Raubkopierern ein Schnippchen schlagen und die Kinosäle wieder füllen.
Warum sollte nicht auch heute klappen, was 1952 bereits funktionierte? Im Dezember 1952 lief „Bwana Devil“ („Der Teufel Bwana“), der erste kommerzielle 3D-Film, im US-amerikanischen Kino an. Und obwohl die Kritiker den Film einhellig und auf ganzer Linie als absoluten Schund bezeichneten, war das Publikum begeistert und stürmte die Kinos. Ein neues Kinogefühl war geboren und Filme in 3D folgten noch und nöcher. Doch so schnell die Begeisterung um die neue Technik aufgekommen war, so schnell verebte sie auch wieder. Bereits zwei Jahre später war in den Kinos nicht mehr viel von Filmen in 3D übrig geblieben. Steht das gleiche Schicksal der neuen 3D-Revolution des 21. Jahrhunderts nun auch bevor?
Renaissance der Moderne: die neuen Filme in 3D
Die Geschichte scheint sich zu Wiederholen: Vor 50 Jahren war es der Fernseher, der den kommerziellen Erfolg der Kinosäle weltweit bedrohte. Die Menschen, die nun auch Zuhause Filme sehen konnten, blieben lieber bei kostenlosem TV in den eigenen vier Wänden, statt ins teure Lichtspielhaus zu gehen. Ähnlich sieht es heutzutage aus: Die Experten sehen die aktuelle Bedrohung für die Lichtspielhäuser erstens in der immer besser werdenden Heimkinotechnik und zweitens in den Raubkopien aus dem Internet.
Und auch die aktuelle Furore um das Erlebnis 3D ähnelt der plötzlich erwachten Begeisterung von vor 50 Jahren. Damals wie heute war es ein Film, der den Boom auslöste: „Bwana Devil“ damals – „Avatar“ heute, der zwar nicht der erste neue 3D-Film ist, aber mit Abstand derjenige, der die größten Wellen schlägt. Allein die Vorankündigung für James Camerons „Avatar“ sprengte sämtliche Kapazitäten: Als am 20. August 2009 der erste Teaser-Trailer des Filmes im Internet online ging, musste die Seite zeitweise wegen völliger Überlastung geschlossen werden. Am ersten Tag der Veröffentlichung wurde der Trailer vier Millionen mal aufgerufen, öfter als jemals ein Trailer vor ihm. Auch als die erste 16-minütige Vorschau in die Kinos kam, brach die Internetseite, auf der die Tickets gebucht werden konnten, unter dem Ansturm zusammen. Nach der Filmpremiere belegte „Avatar“ Platz 2 der besten Dezemberstarts in den USA.
Das macht der Filmindustrie Hoffnung auf mehr, denn die Filme in 3D lösen gleich beide Probleme, die für kurze Schlangen an den Kinokassen sorgen. Denn erstens: Filme in 3D gibt es (zumindest noch) nicht in dieser Qualität auf heimischen Fernsehern. Und zweitens: Die Filme in 3D können nicht einfach per Videokamera im Kino abgefilmt und im Internet verbreitet werden – denn dabei ginge der 3D-Effekt verloren.
Die Filme und die Technologie dahinter
Während das Verfahren, das früher hauptsächlich für 3D verwendet wurde, aufwendig und teuer war, wird im modernen, digitalen Zeitalter alles besser. Früher benötigte man für Filme mit 3D-Effekt nicht nur zwei Projektoren, sondern auch zwei Filmkopien, eine fürs rechte, eine fürs linke Auge. Vor beiden Projektoren musste ein Polarisierer stehen und die Zuschauer brauchten Polfilterbrillen. Heute gibt es verschiedene Verfahren, um räumliche Bilder auf die Leinwand bringen zu können – dabei bieten digitale Filme einige Vorteile. Zwar sind die Zuschauer auch beim digitalen 3D-Verfahren auf spezielle Brillen angewiesen, doch sind die Bilder nicht nur besser, sondern der Raumeindruck sogar perfekt. Waren die früheren Filme in 3D wegen der besonderen Ausstattung, die sie erforderten, aufwendig für die Film-Verleiher, unterscheidet sich der digitale Vertrieb von 3D-Filmen nicht von dem konventioneller, zweidimensionaler digitaler Filme. Denn hier werden statt üblicher 24 pro Sekunde jetzt einfach 48 Bilder – für jedes Auge 24 – auf der Festplatte gespeichert. Jedes Bild wird dreimal hintereinander angezeigt, wodurch man auf eine augenfreundliche Bildwiederholrate von 72 Hertz kommt. Dieses Verfahren unterstützen inzwischen fast alle Digitalkinoserver.
Filme wie „Avatar“ beeindrucken durch ihre Technik und ihre sagenhaften Bilder. Doch fühlt man sich auch hier vom Prinzip her in die Geschichte zurück versetzt: Galten die Filme in den Anfangstagen der bewegten Bilder Ende des 19. Jahrhunderts als technische Meisterwerke, ließen sie was Inhalt und erzählte Geschichte anging zu wünschen übrig. Und so ist es auch heute wieder bei den 3D-Filmen – zumindest bei den aufwendigsten unter ihnen. Und so lauten viele „Avatar“-Filmkritiken wie etwa die von Filmstarts.de eher so: „James Cameron ist mit „Avatar“ angetreten, die Welt zu verändern. Das schafft der Regisseur formal auch, sein Film begeistert als berauschende Technikdemonstration, selbst wenn auf inhaltlicher Ebene noch Luft nach oben gewesen wäre.“
Und so sind sich Experten einig, dass die Filmindustrie nicht nur technisch aufrüsten muss, um wieder mehr Menschen in die Kinos zu locken. Denn bleiben die neuen Filme in 3D reine Effekthascherei, wird wohl auch der neue Trend so schnell verpuffen wie schon einmal vor 50 Jahren.
Autorin: Anne Bartel, Platinnetz-Redaktion