Ein FKKler ist nicht einfach nur nackt. Er unterscheidet sich von den Nacktbadenden, die im Urlaub möglichst nahtlos braun werden wollen. Ein echter FKKler lebt seine Einstellung zur Pflege von Körper, Seele und Geist durch das Nacktsein aus. Jetzt haben Freizeit-Veranstalter einen Trend entdeckt und bauen ihn aus.
Was in Berlin zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert als Rebellion gegen gesellschaftliche und staatliche Konventionen begann, hat sich bis heute als Bewegung für das persönliche Freiheitsgefühl gehalten. Das Nacktsein der traditionellen FKKler geht oft einher mit Naturverbundenheit, sportlicher Betätigung und einer generell gesunden Lebensweise. Dabei geht es bei der Freikörperkultur um eine Nacktheit ohne jeden erotischen Touch.
FKK und ihre modernen Erscheinungsformen
Wer in Deutschland in der Öffentlichkeit nackt herumläuft, riskiert eine Geldbuße wegen der Ordnungswidrigkeit „Belästigung der Allgemeinheit“. An Badeseen oder Stränden wird Nacktheit jedoch inzwischen fast überall geduldet und ist zum normalen Erscheinungsbild geworden. Das Nacktsein provoziert längst nicht mehr so stark wie früher und findet in vielen Lebensbereichen mehr Toleranz. Während dem Deutschen Verband für Freikörperkultur (DFK) die jungen Mitglieder fehlen, bieten Veranstalter Reitausflüge, Wanderungen und Kreuzfahrten für Nudisten, Naturisten und Freikörperkultur-Anhänger an: FKK scheint zum Reisetrend zu werden. Im Schweizer Alpsteingebiet beispielsweise tummelten sich letzten Sommer die Nacktwanderer. Im Internet wurde eine bestimmte Strecke als idealer Nacktwanderweg beschrieben, woraufhin wandernde Nudisten im Kanton Appenzell-Innerrhoden für Wirbel sorgten. Inzwischen hat der Schweizer Kanton, pünktlich zur neuen Saison, Ende April 2009 ein neues Strafgesetz verabschiedet, welches Nacktwandern mit einer Geldbuße von 200 Franken (133 Euro) ahndet. Rückendeckung erhielt die Regierung ausgerechnet vom DFK, dessen Präsident Kurt Fischer die Nacktwanderer als "Neurotiker und Psychopathen" bezeichnete. Zwar bietet der offizielle Reisedienst des DFK FKK-Reisen an, doch findet dabei die Nackheit nur in sogenannten "Camps" statt, also in bestimmten Bereichen, wie zum Beispiel einem FKK-Campingplatz. Fischer vertritt strikt die Regel: "FKK-Aktivitäten nur in eingezäumtem Gelände."
FKK im Urlaub
Wer seinen Urlaub größtenteils nackt verbringen möchte, findet jede Menge Angebote. Von jährlichen privat organisierten Naturisten-Camps in der Nähe von Bonn, über regelmäßige Sommer-Nackt-Radeltouren in München, bis hin zu FKK-Urlauben in Frankreich, Spanien, Kroatien oder den USA – Freikörperkultur-Anhänger haben mittlerweile jede Menge Auswahl. Urlauber können auf Europas weitläufigsten FKK-Campingplatz in Frankreich nackt Bogenschießen, Fahrrad fahren, Volleyball oder Tennis spielen. Im 4-Sterne-Naturisten-Zentrum in Kroatien gibt es Nacktsportangebote von Basketball, über Tischtennis bis zum Minigolf. Die Angebote sind vielfältig und ziehen auch immer mehr junge Menschen an. Das Nacktsein wird nicht mehr als Mittel zur Provokation genutzt, sondern als persönliche Freiheit gelebt. Dabei sind die FKK-Anhänger am liebsten unter sich und von den neugierigen und verständnislosen Blicken von Textilträgern abgeschirmt, auch wenn das bedeutet, seine Freiheit nur in einem "eingezäunten Gelände" leben zu können.
Autorin: Anne Bartel, Platinnetz-Redaktion