Zur Frankfurter Buchmesse interessieren natürlich besonders die Bücher und Autoren der Bestsellerliste. Eine Neuentdeckung der letzten Jahre ist Jonathan Franzen, dessen Roman "Freiheit" in diesem Jahr veröffentlicht wurde und der schon 2001 einen internationalen Sensationserfolg hatte.
"Die Korrekturen" von 2001 wird von Kritikern als einer der größten und wichtigsten Romane der jüngsten Zeit bezeichnet. Jonathan Franzen veröffentlicht mit "Freiheit" seinen gerade mal vierten Roman. Eine besondere Leistung, wenn man den Druck berücksichtigt, dem ein Jungautor nach seinem Bestsellerdebüt ausgesetzt ist. Der Autor ist dafür bekannt, sich Zeit zu lassen, was sich positiv auf seine Romane auswirkt. Die epische Erzählweise, die niemals langweilig wird, findet sich auch in seinem neuen Roman wieder. Franzen schafft es, für seine Figuren ein großes psychologisches Panorama zu entwerfen. Mit "Freiheit" belebt er den amerikanischen Familienroman neu.
"Freiheit" überzeugt durch seine Erzählweise
"Freiheit" handelt von einer linksliberal orientierten Familie, den Berglunds. Patty und Walter Berglund leben mit ihren Kindern in einer renovierten Villa. Die Gegend, in der sich die Villa befindet, ist ein heruntergekommenes Viertel in St. Paul/Minnesota, dem vor allem durch Pattys Engagement von den Berglunds zu neuem Glanz verholfen wurde. Walter hat sogar auf seine Karriere verzichtet, um sich um die ökologische Organisation zu kümmern.
Doch das scheinbare Familienidyll entpuppt sich schnell als brüchig. Patty, die sich nicht von ihrer traurigen Vergangenheit lösen kann, versucht ihre Depressionen im Alkohol zu ertränken. Walter erliegt aus guter Absicht einem unmoralischen Angebot der Kohleindustrie. Sohn Joey verlässt derweil die Familie, zieht ins Haus der einzigen verbliebenen "asozialen" Familie der Gegend und wird später dubiose Geschäfte im Irakkrieg machen.
In diesem Roman überzeugt Jonathan Franzen einmal mehr mit seiner einzigartigen Erzählweise, eben weil er sich viel Zeit zum Schildern von Figuren und Situationen genommen hat. Bis zum Schluss fesselt "Freiheit" die Leser auf höchstem Niveau.
Autor: Marcel Exner, Platinnetz-Redaktion
Datum: 4. Oktober 2010