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Freundschaften hat man dem Zufall zu verdanken


Sie sind eines der wichtigsten Dinge im Leben eines Menschen: Freundschaften! Freunde begleiten einen während des ganzen Lebens, man teilt mit ihnen die glücklichen Momente und sie helfen einem durch die schweren Zeiten. Doch warum sind die Freunde zu Freunden geworden? Und was ist es, dass Freundschaften am Leben hält?
Wahre Freundschaften sind unersetzlich. Wo Partnerschaften oder Familien zerbrechen, werden diese Wahlverwandtschaften sogar noch wichtiger. Freunde bewahren einen vor dem Alleinsein, sind Ratgeber und spenden Kraft. Die Wissenschaftler David Spiegel (Stanford University School of Medicine) und Eric Loucks (Harvard School of Public Health) fanden heraus, dass schon ein einziger enger Freund lebensverlängernd wirken kann und die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass man sich zum Beispiel von einer schweren Krankheit wieder erholt. Schwer vorstellbar, dass ein so wichtiger Baustein des Lebens zum großen Teil vom Zufall abhängt.

Gelegenheit macht Freundschaften

Seit Jahr und Tag streiten sich die Philosophen über die Frage, welche Weisheit einen höheren Stellenwert hat: „Gleich und gleich gesellt sich gern“ oder „Gegensätze ziehen sich an“. Sucht man sich seine Freunde nach den selben Interessen und Vorlieben aus oder achtet man bewusst oder unbewusst darauf, dass man sich in seinen Freundschaften gegenseitig ergänzt? Forscher haben jetzt herausgefunden, dass die Antwort auf diese Frage wesentlich banaler ist als vermutet. Denn für Freundschaften ist weder der eine noch der andere Punkt das Entscheidende. Psychologen der Universität Leipzig fanden nämlich heraus, dass Freunde Personen sind, mit denen man zufällig zur gleichen Zeit am selben Ort war – und sich dadurch kennenlernte. Zwar haben Freunde oft einen ähnlichen Bildungsgrad, gleiche Interessen und eine vergleichbare Weltanschauung wie man selbst, doch liegt das daran, dass es schlichtweg wahrscheinlicher ist, gleichartige Menschen zu treffen als grundverschiedene. Denn Beruf, Verein oder Lieblings-Café ermöglichen oft erst, dass man überhaupt auf seine zukünftigen Freunde trifft und mit denen hat man dann zumindest diese Schnittstelle schon einmal gemeinsam.

Freundschaften und räumliche Entfernung

Bereits 1950 fand der Sozialpsychologe Leon Festinger in einem berühmt gewordenen Experiment heraus, dass die räumliche Entfernung zueinander eine entscheidende Rolle für die Entstehung von Freundschaften zwischen den Menschen spielt. Er untersuchte die sozialen Beziehungen der Studenten in einem Wohnheim und fand heraus, das die Freundschaften zwischen den Bewohnern hauptsächlich durch die Entfernung ihrer Zimmer bestimmt waren. Je mehr Türen zwischen zwei Zimmern lagen, desto unwahrscheinlicher wurde eine Freundschaft zwischen den jeweiligen Bewohnern. Grund hierfür: Je näher man beieinander wohnt, desto häufiger läuft man sich über den Weg. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass Freundschaften geschlossen werden. Festingers These wurde später immer wieder von anderen Experten bestätigt. Hinzu kamen weitere Begründungen für die Wichtigkeit der räumlichen Nähe für Freundschaften. So vermuten Psychologen etwa, dass auch eine subtile Form von Selbstverliebtheit ist, dass man Dinge bevorzugt, die eine Beziehung zur eigenen Person haben. So etwa Zahlen, die im Geburtsdatum vorkommen oder die Buchstaben der eigenen Initialen. Hinzu kommt, dass auch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe die Mitglieder zusammen schweißt. Wohnt man also auf der selben Etage oder sitzt im Stadion im gleichen Block, fühlt man sich automatisch miteinander verbunden.
Aus diesem Grund sind auch die räumliche Nähe und regelmäßige Treffen für den Erhalt der Freundschaften sehr wichtig. Der Soziologe Gerald Mollenhorst von der holländischen Universität Utrecht kommt zu dem Ergebnis, dass Freundschaften meist nicht durch Streit auseinander gehen, sondern weil man sich gegenseitig aus den Augen verliert. Mollenhorst fand heraus, dass Freundschaften selten länger als sieben Jahre halten. Umfragen zeigten, dass nur jeder Dritte Freund auch nach sieben Jahren noch den gleichen Stellenwert hat. Nicht allen Freunden gelingt es, über einen sehr langen Zeitraum hinweg ein gleich bleibendes Interesse aneinander zu bewahren. Gerade einschneidende Veränderungen im Leben eines Menschen können dessen Freundschaften auf die Probe stellen. Durch Umzüge, Hochzeiten oder Kinder kann es zum Beispiel passieren, dass der Kontakt zwischen zwei Freunden mit der Zeit einschläft. Treffen werden immer seltener und auch Telefonate finden bald gar nicht mehr statt. Schaffen es die Freunde in einer solchen Zeit nicht, sich regelmäßig Zeit füreinander zu nehmen und dem anderen einen Platz im eigenen Leben einzuräumen, wird die Freundschaft sehr wahrscheinlich zerbrechen.
Räumliche Entfernungen zwischen Freunden schaffen also oft auch eine gefühlsmäßige Entfernung voneinander. Natürlich gibt es Freundschaften, die auch auf große Distanz Bestand haben, doch ist dies nicht die Regel. Ein entscheidender Punkt ist, dass der Freund am eigenen Leben ein Stück weit Teil hat und das ist bei geringer Distanz einfacher umzusetzen. Dieses Aufrecht-Erhalten der Freundschaft ist mit Arbeit verbunden. Denn regelmäßige Treffen zu verabreden und einzuhalten, ist im stressigen Alltag nicht immer einfach. Auch wenn ein Freund gerade schwere Zeiten durchlebt, kann das für einen selbst belastend werden. Doch die Arbeit an einer Freundschaft lohnt sich. Denn ein guter Freund ist bekanntlich das Schönste, was es gibt auf der Welt!

Autorin: Anne Bartel, Platinnetz-Redaktion