Ebenso individuell wie die Lebensgewohnheiten eines Menschen ist auch seine Nachtruhe. Aus diesem Grund sind die Ursachen für Schlafstörungen ein weites Feld. Neben Stress gibt es aber auch eine Menge organischer Faktoren, die für Schlaflosigkeit verantwortlich sein können.
Mindestens ein Drittel unseres Lebens verschlafen wir. Insgesamt um die 24 Jahre eines Lebens werden im Schlaf verbracht. Aber ohne Schlaf kommt weder ein Mensch noch ein Tier aus. Dennoch hat die Wissenschaft bis heute nicht genau herausfinden können, welche Funktionen der Schlaf für Menschen und Tiere hat. Eine noch recht neue Erkenntnis ist, dass das Gehirn beim Schlafen nicht, wie lange Zeit angenommen wurde, einfach ausgeschaltet ist in der Zeit des Schlafens, sondern durchaus arbeitet, allerdings auf eine andere Weise.
Schlafmangel reduziert die Leistungsfähigkeit und kann in extremer Form sogar sehr gefährlich werden. Mit dem Sammelbegriff Schlafstörungen werden alle Krankheiten zusammengefasst, die während der allgemeinen Regenerationsphase auftreten. Die Unterschiede bezüglich Symptome, Ursachen und Behandlung sind entsprechend groß. Gelegentliche Abweichungen von normalem Schlafverhalten sind bei jedem Menschen normal, so dass man bei Schlafstörungen nicht gleich an eine ernste Krankheiten denken sollte. Ein Jetlag beispielsweise, wie er im direkten Anschluss an eine Urlaubsreise vorkommt, ist völlig normal und verschwindet nach einer Zeit von selbst wieder. Auch Stressphasen wie eine Examenssituation, Probleme bei Arbeit oder im Privaten wirken sich natürlich auch auf das Schlafverhalten eines Menschen aus. Handelt es sich aber über einen längeren Zeitraum, und Übersteigen die Beschwerden einen gewissen Rahmen, sollte man sich mit dem Problem beschäftigen.
Das Problem ist von Fall zu Fall sehr unterschiedlich und wird nicht nur hinsichtlich der Ursache, sondern auch der Ausprägung unterschieden: Zwischen Einschlafstörungen, Störungen des Durchschlafens und vorzeitigem Erwachen wird dabei unterschieden. Etwa achtzig verschiedene Formen von Schlafstörungen kennt die klassische Medizin. In der Regel werden die Schlafstörungen dabei in zwei übergeordnete Gruppen eingeteilt: Eine Insomnie ist dabei die häufigste Variante. Sie beschreibt einen verkürzten und nicht erholsamen Schlaf. Für Hypersomnien dagegen ist charakteristisch, dass Betroffene tagsüber unter einer übertriebene Müdigkeit zu leiden haben. Gerade bei Menschen in einem fortgeschrittenem Lebensalter ist gerade zu viel Schlaf verantwortlich für anschließende Schlafprobleme: Wenig Bewegung und zu viel Bettruhe kann in dieser Hinsicht unangenehme Folgen haben. Auch vorzeitiges Erwachen ist ein Problem, von dem eher ältere Menschen betroffen sind. Dieses Problem wird allgemein als senile Bettflucht bezeichnet.
Psychische und organische Ursachen für Schlafstörungen
In sehr vielen Fällen sind psychische Belastungen die Ursache für Schlafstörungen: In vielen Fällen ist Stress dabei der entscheidende Faktor. Wer also gerade im privaten oder beruflichen Bereich eine schwere Zeit durchzustehen hat, dürfte auch schneller Probleme mit der Bettruhe haben. Eine unzureichende Konfliktbewältigung im eigenen Leben begünstigt dabei Schlaflosigkeit. Allerdings gehört ein gewisses Maß an Stress zum modernen Leben dazu und lässt sich nur schwer einfach ausschalten. Alpträume als Ursache für Schlafstörungen kennt wohl jeder Mensch. Bei einigen aber werden diese psychischen Belastungen zu einem ernsthaften gesundheitlichen Problem: Vor allem durch Alkohol- und Drogenmissbrauch und belastende Ereignisse im Leben kommt es häufig zu wiederholten Alpträumen und dadurch bedingte Schlafstörungen. Letztere Ursache wird oft auch unter der Bezeichnung posttraumatische Belastungsstörung geführt. Schlafwandeln, plötzliches Aufschrecken aus dem Schlaf oder auch Alpträume werden in der Fachsprache unter dem Begriff Parasomnien zusammengefasst.
Aber natürlich sind es nicht nur psychische Probleme, die Schlafstörungen verursachen können. Beispiele für organisch bedingte Schlafstörungen wären Herz-Kreislauf-Erkrankungen, rheumatische Erkrankungen oder Schädigungen von Niere, Leber und Lunge. Auch Probleme mit der Schilddrüse können sich auf die Schlafgewohnheiten der Menschen auswirken. Bei dem unter dem Begriff Schlaf-Apnoe-Syndrom sind Atemregulationsschwierigkeiten in der Nacht für die gestörte Nachtruhe verantwortlich. Typische Symptome dieser Erkrankung sind übertrieben lautes Schnarchen. Die unterbrochene Sauerstoffzufuhr hat auf jeden Fall eine ganze Menge gesundheitsschädlicher Wirkungen. Auch nächtliche Muskelzuckungen sind häufig zu beobachten: Das restless-legs-Syndrom kann die Tiefschlafphase bei der Ruhe verhindern. Gründe für Schlafstörungen können nicht nur organischer und psychischer Natur sein, sondern natürlich auch an Konfliktsituationen und an Umwelteinflüssen liegen: Zu viel Licht und Lärm wird von manchem Betroffenen überhaupt nicht mehr als Störung wahrgenommen, beeinträchtigt aber doch die Schlafqualität enorm.
Was man gegen die Schlafstörungen tun kann
Eine erste Maßnahme sollte es sein, bestimmte Faktoren auszuschalten, die für die Schlafstörungen verantwortlich sein können. Bei normalen Schlafstörungen kann man schon selbst eine ganze Menge tun, um zu einer ordentlichen Nachtruhe zu gelangen. Man sollte zum Beispiel kurz vor dem Schlafengehen keinen Sport oder körperlich besonders anstrengende Tätigkeiten verrichten. Alkohol, Nikotin und Kaffee spielen bei vielen derartigen Problemen oft eine Rolle. Man sollte also möglichst gesund leben. Auch ein zu großes Körpergewicht kann zu Schlafstörungen führen. Sollte die Ursache für die Schlafstörungen nicht gleich in Erfahrung zu bringen sein, ist ein Besuch des Schlaflabors angebracht. Dabei wird mit zahlreichen Messungen während des Schlafens eine genaue Analyse durchgeführt, die Schlafstörungen werden allgemein eher selten mit schwereren Medikamenten behandelt. Im Rahmen einer depressiven Erkrankung können Antidepressiva eine positive Wirkung erzielen.
Schlafstörungen, die nicht den Charakter einer schweren Erkrankung haben und eher eine vorübergehende psychische Belastung als Hintergrund haben, können auch mit alten Hausmittel unter Kontrolle gebracht werden. Hopfen, Lavendel und vor allem Baldrian haben sich in dieser Hinsicht bewährt. Vor allem auch Techniken, die der allgemeinen Beruhigung dienen, können bei Schlafstörungen sehr hilfreich sein. Meditation oder autogenes Training ist erwiesenermaßen bei vielen Fällen von Schlafstörungen eine sinnvolle Maßnahme.
Autor: Edgar Naporra, Platinnetz-Redaktion