In Zeiten einer nie da gewesenen Spezialisierung und unüberblickbaren Fülle an Informationen hat sich die allgemeine Vorstellung von Allgemeinbildung stark verändert. Dennoch ist der Blick über den eigenen fachlichen Tellerrand nach wie vor die einzige Möglichkeit, um sich in der Welt behaupten zu können.
Das, was man vor Ewigkeiten einen Universalgelehrten nannte, existiert in der heutigen Zeit längst nicht mehr. Für das Verschwinden der klassischen Allgemeinbildung sind eine ganze Reihe von Gründen verantwortlich, die mit unserer kulturellen Entwicklung zusammenhängen: In dieser Zeit ist es im Zuge der neueren Informationsgesellschaft kaum noch möglich, über den Horizont der eigenen Ausbildung hinauszublicken. Berufliches Spezialwissen ist sehr viel nützlicher als die eher im Hintergrund stehende Allgemeinbildung, deren konkreter Zweck meist im Verborgenen bleibt. Eine wirklich umfassende Allgemeinbildung würde heutzutage mehr Zeit benötigen als ein Menschleben bieten kann. Dennoch ist Allgemeinbildung so wichtig wie eh und je, denn wer sich nur noch für seinen Fachbereich interessiert, hat kaum noch einen Blick für größere Zusammenhänge. Um sich in der heutigen Welt zu orientieren, ist Allgemeinbildung ein kostbares Werkzeug. Aber der Charakter von Allgemeinbildung hat sich zwingendermaßen verändert.
Die Veränderung der Allgemeinbildung
Die Allgemeinbildung, wie sie vor etwa hundert Jahren noch als ideales Ziel eines gebildeten Menschen formuliert werden konnte, ist in der heutigen Zeit nicht mehr durchsetzbar. Ein von den Schulen entwickelter Bildungskanon beispielsweise lässt sich angesichts der Fülle an Material noch nicht einmal in der Theorie umsetzen. Auch ist heute kaum noch klar, welches Wissen jeder Mensch überhaupt benötigen muss, um sich in der Welt behaupten zu können. Dennoch existieren bestimmte Kenntnisse, die gerade heute wichtiger sind als andere. An erster Stelle steht in heutiger Zeit ist eine grundsätzliche Medienkompetenz: Recherchefähigkeiten beispielsweise sind zwingend erforderlich, um sich in der Informationsfülle des Internets zurechtzufinden. Da es für einen einzigen Menschen längst völlig unmöglich geworden ist, eine wirklich umfassende Allgemeinbildung zu pflegen, ist heute ein Gespür für die grobe Orientierung wichtig. Wer sich also im Wald von Informationen orientieren kann, wird in der Lage sein, kurzfristig auf das richtige Wissen zugreifen zu können.
Autor: Edgar Naporra, Platinnetz-Redaktion