2009 ist Schillerjahr. Am 10. November 2009 wäre Schiller 250 Jahre alt geworden. Ein Grund mehr für Literaten und Germanisten, sich Schillers Werk mit besonderem Eifer zu widmen. Doch nicht nur die zitieren heute noch Schiller oder Goethe. Die Worte der Meister sind mehr in die Alltagssprache eingegangen als man ahnt.
Jeder kennt sie: Sprichwörter wie „Die Axt im Haus erspart den Zimmermann“ oder auch eher unschöne Redewendungen wie „Leck mich am Arsch“. Doch nur die wenigsten wissen, wo diese geflügelten Worte ihren Ursprung haben oder wodurch sie so bekannt wurden, dass sie sich bis heute in unserer Alltagssprache gehalten haben. Denn viele dieser Sprichwörter stammen aus alten Klassikern, geschrieben von Schiller, Goethe oder anderen. Doch nicht nur die deutschen Altmeister, sogar Übersetzungen wie die von den Werken Shakespeares haben Spuren in der deutschen Sprache hinterlassen.
Goethe und Schiller – immer noch Klassiker
Nicht nur Literatur- oder Germanistikstudenten zählen Werke von Schiller und Goethe zum festen Bestandteil des Literaturkanons. Auch Schüler müssen Jahr für Jahr Faust und Die Räuber durchnehmen. Reime analysieren, Rhythmen erkennen und Inhalte interpretieren:Das ist den meisten Schülern ein Graus. Doch abgesehen davon, dass Werke wie diese viel mehr zu bieten haben, als „Das Thema dieser Szene ist der innere Wandel Fausts“, sind sie auch heute noch in unserer Sprache lebendig, meist ohne dass wir es überhaupt wissen.
Oder hätten Sie gedacht, dass die Beschimpfung „Leck mich am Arsch!“ erst durch den altehrwürdigen Johann Wolfgang von Goethe Einzug in den aktiven Wortschatz der Deutschen nahm? Doch tatsächlich: Goethe formulierte in seinem Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand einen alten Volksglauben und legte seinem Helden Götz die Worte in den Mund: „Sag Deinem Hauptmann: Vor Ihro Kaiserlichen Majestät hab ich, wie immer, schuldigen Respekt. Er aber, sag’s ihm, er kann mich im Arsche lecken“. Leicht verändert ist diese Redewendung wohl das meist zitierte aller Goethe-Zitate.
Auch Schiller ist mit seinen Schöpfungen noch in aller Munde. Aus seinem Wilhelm Tell stammt zum Beispiel das Sprichwort „Die Axt im Haus erspart den Zimmermann“. Eines der bekanntesten Werke von Schiller dürfte allerdings das Gedicht Das Lied von der Glocke sein – wohl auch das meist zitierte des Autors. Aus ihm stammen die weisen Zeilen: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, Ob sich das Herz zum Herzen findet!“ Doch auch weniger romantisch, hat sich Schiller sogar in der Alltagssprache verewigt. Die Redensart „Ich kenn‘ doch meine Pappenheimer!“ geht auf sein Wallenstein-Werk zurück. Wird die Bezeichnung „Pappenheimer“ heute im eher nicht so schmeichelhaften Sinn gebraucht, meinte sie Schillers Held durchaus noch positiv, als er mit dem Spruch „Daran erkenn‘ ich meine Pappenheimer“ eine Reitertruppe für ihre Tapferkeit bewunderte.
Dies sind nur einige Beispiele für die Bedeutung, die nicht nur Goethe und Schiller, sondern auch viele der anderen früheren Literaten, noch heute für unsere Sprache und Ausdrucksweise haben. Nicht alles an den alten Klassikern ist eben verstaubt oder überholt – schon gar nicht die Sprache. Dass die deutsche Sprache von Goethe und Schiller geprägt wurde, ist verständlich. Überraschender dagegen ist es, dass sogar Werke, die im Original in englischer Sprache geschrieben sind,ebenso großen Einfluss auf das deutsche Sprachgut hatten und immer noch haben. So etwa die Werke von William Shakespeare.
Shakespeare – englisch und trotzdem fast so deutsch wie Schiller
Shakespeares Dramen gehören zu den bekanntesten Geschichten der Literatur. Oft nacherzählt, verfilmt und immer wieder aktuell. Ob Romeo und Julia, Hamlet, Othello, Viel Lärm um Nichts, Ein Sommernachtstraum oder Macbeth – die meisten seiner Werke haben eines gemeinsam: Entweder endet die Geschichte mit einer Bühne voller Leichen oder am Ende wird glücklich geheiratet. Kaum jemand, der Shakespeares Werk nicht kennt – vielleicht sogar besser als das vom deutschen Schiller. Kein Wunder, dass auch hier der Einfluss auf den deutschen Wortschatz vorhanden ist.
Eines der berühmtesten Shakespeare-Zitate ist mit Sicherheit „Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage“ aus dem Hamlet-Monolog. Doch auch Redewendungen wie „Ein Königreich für ein …“ stammen aus Shakespeares Werk. Im fünften Akt von Richard III fleht der Held nach einem Pferd und ruft dabei wörtlich übersetzt: „Ein Pferd! Ein Pferd! Mein Königreich für ein Pferd“. Richard hatte ein Königreich, das er hätte eintauschen können – der Volksmund spricht daher vom generellen, statt vom eigenen Königreich.
Ebenfalls Shakespeares Feder entsprungen ist das Sprichwort „Alter schützt vor Torheit nicht“. Es stammt aus dem Drama Antonio und Cleopatra. Die Heldin spricht übersetzt: „Wenn mich das Alter auch nicht schützt vor Torheit, doch wohl für Kindischsein.“ Ebenfalls eine immer aktuelle Weisheit, die sich fest in unserer Sprache verankert hat.
Zitate von Goethe oder Schiller müssen also nicht immer direkt eine Wissenschaft für sich sein. Wer seiner Sprache ein bisschen mehr Aufmerksamkeit schenkt und dem ein oder anderen Sprichwort mal auf den Grund geht, wird bestimmt bei vielen Redewendungen eine Überraschung erleben.
Autorin: Anne Bartel, Platinnetz-Redaktion