Wer unter Krankheiten, Schicksalsschlägen oder sozialen Problemen leidet, dem kann es sehr viel helfen, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Daher sind Selbsthilfegruppen für Viele eine gute Hilfe. Aber wann kann der Besuch einer Selbsthilfegruppe helfen? Und wie findet man eine passende Gruppe?
Hilfe und Tipps bei Krankheiten
In einer Selbsthilfegruppe treffen Menschen aufeinander, die alle unter demselben Problem leiden. Das hat unterschiedliche positive Auswirkungen. Davon berichtet die Frührentnerin Elisabeth (59). Sie ist Teilnehmern einer Selbsthilfegruppe, da sie unter Tinnitus leidet. „Ein großer Vorteil ist, dass alle anderen der Gruppe ganz genau wissen, worunter ich leide. Ich muss es ihnen nicht mehr erklären, während viele meiner Bekannten bis heute nicht ganz genau verstehen, wie man sich fühlt, wenn man Tinnitus hat!“ In einer Selbsthilfegruppe dagegen ist man längst über diese Erklärungsversuche hinweg. Hier muss sich keiner rechtfertigen. Direkte Hilfe und Unterstützung beim Umgang mit Problemen stehen von Anfang an im Vordergrund. Leidet man beispielsweise unter chronischen Krankheiten wie Asthma, ist es eines der Hauptanliegen, Tipps für den Umgang mit der Krankheit auszutauschen und von Behandlungsmethoden oder Erfahrungen zu berichten. Hilft dieses oder jenes Medikament besser? Ist eine Operation sinnvoll oder hat jemand schlechte Erfahrungen mit bestimmten Heilmethoden gemacht? Gibt es einen Experten auf dem Gebiet in einer anderen Stadt?
Moralische Unterstützung und aktive Hilfe
Bei manchen Krankheitsbildern kann der Austausch mit Leidensgenossen sogar heilende Wirkung haben. Das ist etwa der Fall bei psychosomatischen Leiden wie im Fall von Elisabeth. Denn Tinnitus ist eine Symptom, das von Stress ausgelöst werden kann und ist damit ein Signal des Körpers, dass man sich übernommen hat. Hier kann man in einer Selbsthilfegruppe vielleicht ganz neue Ideen hören, wie man mit dem ständigen Summen im Ohr zurechtkommt oder von Entspannungsmethoden erfahren, die anderen Menschen geholfen haben. „Ich hätte ohne die Selbsthilfegruppe nie gelernt, wie man den Tinnitus einfach überhören kann“, berichtet Elisabeth. „Mein Arzt konnte mir dabei nicht weiterhelfen, aber in der Gruppe habe ich tolle Tipps bekommen, um zumindest ab und zu meine Ruhe zu haben. Wir haben das sogar zusammen geübt!“ Bei ähnlichen, durch die Psyche ausgelöste Krankheiten wie Depressionen, kann sogar allein dadurch Besserung eintreten, dass man sich im Kreise von Betroffenen verstanden fühlt und sich so viel freier über die Krankheit austauschen kann, als man es beispielsweise mit dem Lebenspartner oder dem Arzt kann. Auch die moralische Unterstützung von Leidensgenossen gibt den Betroffenen Halt. Etwa bei Selbsthilfegruppen, in denen Angehörige von Krebspatienten zusammenkommen, ist es vor allem die Gemeinschaft, die bei der Bewältigung der Probleme helfen kann. Auch praktische Tipps für den Alltag mit einem kranken Partner oder Kind kann man bekommen und kann auch für Angehörige eine große Hilfe sein. Hat man den Partner verloren oder leidet man unter einer Sucht, findet man ebenfalls besonderen Halt bei den Menschen, denen es ähnlich ergeht.
Wie findet man eine Selbsthilfegruppe?
Selbsthilfegruppen sind eigentlich eine Hilfe von Betroffenen für Betroffene. Oft werden sie ehrenamtlich geleitet und organisiert, sind von Spenden abhängig oder werden in privaten Räumen abgehalten. Daher gibt es in Deutschland geschätzte 70.000 bis 100.000 Selbsthilfegruppen, die meistens nur regional aktiv sind. Man findet sie in Telefonbüchern, in Gemeindeblättern oder in Tageszeitungen. Auch in Kliniken oder bei Ärzten sind immer wieder Aushänge zu entdecken, bei denen man die passende Selbsthilfegruppe findet. Aber auch im Internet kann man fündig werden. Eine große Adressensammlung bietet beispielsweise die Datenbank NAKOS, bei der man bundesweit nach allgemeinen Anlaufstellen und spezifischen Gruppen suchen kann. Das Internet bietet sogar direkte Hilfe an, denn zu vielen Leiden und Problemen gibt es Onlinegruppen und Foren, in denen sich Betroffene treffen und austauschen können. Für Menschen, die beispielsweise das Haus wegen Bettlägerigkeit oder aufgrund von psychischen Leiden wie einer sozialen Phobie nicht verlassen können, ist ein Selbsthilfeforum im Internet eine große Hilfe.
Autorin: Julia Heilig, Platinnetz-Redaktion