Ein Arbeitnehmer verbringt im Jahr etwa 1430 Stunden an seinem Arbeitsplatz – für manchen sicher eine überraschend hohe Zahl. Aber sie führt vor Augen, wie wichtig ein funktionierendes Arbeitsumfeld ist, in dem man sich als Arbeitnehmer wohlfühlen kann. Dazu gehört natürlich auch ein angenehmes Arbeitsklima unter den Kollegen.
Doch wie entsteht eine positive oder im Umkehrschluss negative Atmosphäre im Büro, im Supermarkt oder wo auch immer Menschen arbeiten? Grundlage des Arbeitsklimas ist die Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Selbst wenn das den meisten bewusst ist, so gibt es doch Kleinigkeiten in der Kommunikation mit großer Auswirkung. Oftmals lässt sich schon durch die Beachtung von einigen wenigen Dingen, vieles ändern. Für den Einzelnen ist es oft schwierig, sich selbst einzuschätzen und zu erkennen, welche Auswirkungen Worte oder auch Gesten auf andere Menschen haben. Hierbei entstehen oft ungewollt Missverständnisse, die man vermeiden kann.
Kommunikation in einem Bewerbungsgespräch
Geht man chronologisch vor, so steht am Anfang eines Arbeitsverhältnisses das Vorstellungsgespräch. Da in der heutigen Zeit die wenigsten Menschen ihren Arbeitsplatz ein Leben lang behalten, verliert das Thema Vorstellungsgespräch auch im Laufe des Arbeitslebens nie an Bedeutung, sondern kann immer wieder aktuell werden. Neben dem sicheren Auftreten und der passenden Kleidung ist es hilfreich, sich vorher mit der zu erwartenden Kommunikation auseinanderzusetzen. Es gibt verschiedene Frage-Typen, mit denen man rechnen muss, wichtig ist, erst einmal zu erkennen, welche Fragen möglichst kurz und welche auch ruhig einmal umfangreicher beantwortet werden können. Im Vorstellungsgespräch werden einzelne Details des Lebenslaufs abgefragt, die man ruhig knapp darstellen kann. Daneben wird auch getestet, wie man mit dem Gegenüber ins Gespräch kommt und ob man es schafft, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und zu halten. Neben der Frage nach der Zukunft, zum Beispiel: "Wo sehen Sie sich selbst in zehn Jahren?", muss man auch mit kritischen Rückfragen rechnen. Entscheidend ist dabei weniger der Inhalt der Antwort als vielmehr die Art, mit solch einer Fragestellung umzugehen. Auf jeden Fall sollte man ruhig bleiben und erst nachdenken, bevor einem spontan etwas wenig Passendes heraus rutscht. Dabei gibt es keinen Grund, sich zu verstellen, denn Ziel des Vorstellungsgespräches ist es, sich gegenseitig kennenzulernen und womöglich über Jahre miteinander zu arbeiten. Wer sich zu sehr verstellt, tut sich selbst damit auf lange Sicht keinen Gefallen.
Kommunikation – wenig Inhalt, trotzdem große Bedeutung: Der Small Talk
Ein großer Teil der Kommunikation am Arbeitsplatz dreht sich nicht um Fragen, die den Job betreffen, sondern dient zum gegenseitigen Austausch oder wie es neudeutsch heißt: dem Networking. Egal ob im eigenen Betrieb oder auch bei Tagungen, Kongressen oder feierlichen Anlässen, wie kommt man mit anderen ins Gespräch, wie tauscht man sich aus und wie bleibt man vor allem in positiver Erinnerung? Ganz einfach: Mit gutem Small Talk! Ob also in der Mittagspause oder bei einem Seminar, die Beherrschung des Small Talks gehört einfach zum Arbeitsalltag dazu. Denn hier werden Allianzen geschmiedet und Kontakte geknüpft, ohne die man sich ansonsten schnell im Betrieb isolieren könnte. Außerhalb des Unternehmens ist diese Form der Kommunikation natürlich auch nötig, denn als Mitarbeiter repräsentiert man zum Beispiel bei Konferenzen immer auch die eigene Firma. Manche Menschen werden mit der Fähigkeit, Small Talk zu führen geboren und für alle Anderen heißt es, nicht zu verzweifeln: Mit ein paar Tricks mischen Sie in Zukunft einfach mit. Eine wichtige Grundvoraussetzung für diejenigen, die sich auf diesem Terrain eher unsicher fühlen, ist es zu erkennen, dass man daran tatsächlich arbeiten kann. Wer dies nachvollziehen kann, hat den entscheidenden Schritt schon absolviert.
Bei einem Small Talk gibt es einige Dinge, die erwähnt werden können und andere, die man unbedingt vermeiden sollte. Gute Themen sind zum Beispiel: Der Alltag, das Wetter und bei einer Tagung der Ort des Zusammentreffens. Im weiteren Gespräch kann man auch ruhig mehr ins Detail gehen und sich zum Beispiel über Kleidung und Accessoires austauschen. Ein ehrlich gemeintes Kompliment, oder die Frage nach der Herkunft einer Hand- oder Laptoptasche lockert die Atmosphäre bestimmt etwas auf. Um eine Unterhaltung in Gang zu halten, bietet es sich immer an, Fragen zu stellen. Diese sollten unbedingt so formuliert sein, dass das Gegenüber nicht mit ja oder nein antworten, sondern tatsächlich etwas erzählen kann. Nun heißt es, auch weiterhin Interesse zu signalisieren, zum Beispiel durch kleine Einwürfe, weitere Fragen oder Kopfnicken. Zu vermeiden sind auf jeden Fall Gespräche über polarisierende Themen: Religion, Einkommen, Krankheit – auch sehr Privates, wie zum Beispiel Eheprobleme, sind tabu für einen lockeren Small Talk. Falls doch einmal unterschiedliche Standpunkte zu Tage treten, sollte man Rechthaberei vermeiden und eher ausweichend reagieren. Wer es dann während des Gesprächs schafft, ein freundliches Gesicht zu machen und die Arme möglichst nicht vor dem Körper zu verschränken (dies ist eine abwehrende Körperhaltung), hat erfolgreich einen Small Talk absolviert. Und wer weiß, was sich daraus Positives für die Zukunft entwickeln kann: Angefangen von der Akquise neuer Auftraggeber bei einer Tagung bis hin zu einem Small Talk in der eigenen Firma, der zu einem Rückhalt unter Kollegen führt, auf die man sich in schwierigen Situationen verlassen kann.
Kommunikation und Körpersprache
Von dem berühmten Soziologen und Psychotherapeuten Paul Watzlawick stammt der Satz: "Man kann nicht nicht kommunizieren[…]." Sobald zwei Menschen aufeinandertreffen, gibt es eine Form der Kommunikation, selbst wenn nicht gesprochen wird. Neben dem gesprochenen Wort spielt die non-verbale Kommunikation eine große Rolle, die auch als Körpersprache bezeichnet wird. Merkmale der Körpersprache sind die Haltung des Körpers, Gestik, Mimik und das Verhalten. Man verrät nicht nur selbst etwas über die Emotionen und Ängste, sondern kann auch über das Gegenüber auf diese Art und Weise Dinge erfahren. Selbstbewusst aufzutreten, den Blickkontakt zu wahren und anderen Menschen mit einem offenen freundlichen Gesicht zu begegnen sind nur einige der Grundregeln. Wer einen Vortag halten muss, kann sich selbst einen Gefallen tun, indem er vorher vor dem Spiegel übt. Denn oft ist man sich kleinerer Gesten und Mimiken gar nicht bewusst, die aber vor größerer Runde vom eigentlichen Vortrag ablenken würden.
Eine offene Kommunikation am Arbeitsplatz zu führen, muss nicht bedeuten, die Arbeitskollegen zu den besten Freunden zu zählen. Niemand muss mit Begeisterung zu den wöchentlichen Kegelabenden des Büros stürmen, wenn er damit gar nichts anfangen kann. Vielleicht gibt es noch andere Gelegenheiten, bei denen es zu einem netten ungezwungenen Beisammensein kommt, dem man sich anschließen kann. Mit Sicherheit ist es ratsam, sich zu äußern und auch unangenehme Dinge anzusprechen, um erst gar keine Missverständnisse entstehen zu lassen. Die häufigsten Unstimmigkeiten entstehen durch Schweigen – offene Diskussionen können dagegen so manches klären und zumindest zu eindeutigen Standpunkten beitragen, über die man sich dann austauschen kann.
Autorin: Dorothee Ragg, Platinnetz-Redaktion