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Kreativität im Garten statt Langeweile im Büro: Neue Konzepte in der Arbeitswelt


Die Arbeitswelt ist im Wandel. Galt früher schon Gleitzeit als Musterbeispiel an Flexibilität für die Arbeitnehmer, setzten sich heute Modelle durch, bei denen man ins Büro kommen kann – oder auch nicht. Was zählt, ist das Ergebnis. Und dafür ist jeder selbst verantwortlich.

40 Stunden von Montag bis Freitag, von acht bis 17 Uhr: Für die meisten herrschen zeitliche Arbeitsbedingungen wie vor 100 Jahren. Dabei strebt doch alles immer nach Veränderung, nach modernen Konzepten und nach möglichst großem Erfolg. Doch um effektiv arbeiten und Gewinne erwirtschaften zu können, braucht ein Unternehmen engagierte Mitarbeiter. Engagement lässt sich am besten durch Zufriedenheit erreichen. Einige Unternehmen haben das erkannt und testen sehr erfolgreich völlig neue Konzepte.

Mein Büro ist der Park

Vorreiter neuer Ideen war die amerikanische Firma Best Buy, Marktführer im Verkauf von Unterhaltungselektronik in Amerika und Kanada. Deren Mitarbeiterinnen Cali Ressler und Jody Thompson entwickelten das so genannte ROWE Modell: Results-Only Work Environment. Grundlage der Idee ist, dass die Zeit, die jemand im Büro verbringt, nichts darüber aussagt, wie viel und wie effektiv er arbeitet. Viele sitzen nachmittags ihre Zeit im Büro einfach ab, weil sie schon mittags mit ihrer Arbeit fertig sind. Die Zeit fehlt ihnen dann für private Erledigungen und für ihre Freunde. Dem Unternehmen bringt die körperliche Anwesenheit der Mitarbeiter im Büro gar nichts. Im Gegenteil: Sie werden dafür bezahlt, anwesend zu sein.
Das ROWE Modell sieht vor, dass jeder so lange arbeiten kann wie er möchte und wo er möchte. Nichts ist vorgeschrieben. Entscheidend sind ausschließlich die Resultate. So lange alle Aufgaben zum festgelegten Zeitpunkt und in tadelloser Qualität erledigt werden, ist alles erlaubt. Ist jemand vor allem nachts kreativ, kann er seine Aufgabe nachts am heimischen Schreibtisch erledigen. Im normalen Büroalltag ginge diese Phase der Produktivität völlig verloren. Ist das Wetter alles andere als einladend, geht man eben nicht ins Büro, sondern arbeitet von Zuhause und lacht im Frühling die Sonne vom Himmel, verlegt man seinen Arbeitsplatz in den Park, in den Garten oder macht drei Stunden Mittagspause. Wer will, kann natürlich auch jeden Tag zu festen Zeiten im Büro am Schreibtisch sitzen. Alles kein Problem. In Zeiten, in denen sowieso jeder für sich mit seinem Laptop arbeitet und per Skype kommuniziert, muss man nicht gemeinsam in einem Büro sitzen, um effektiv zusammen zu arbeiten.
Einmal in der Woche treffen sich aber alle Mitarbeiter im Büro, um Aufgaben abzusprechen und Termine zu koordinieren. Nach dem Meeting weiß dann jeder für sich: Bis Mittwoch um 12 muss ich die und die Aufgabe erledigen. Ob das nun schon Montag gemacht wird oder erst Mittwoch kurz vor knapp, ist egal. So kann man problemlos zum Beispiel Arzttermine wahrnehmen oder vormittags auf dem Wochenmarkt einkaufen, wenn man möchte. Mit dem ROWE Modell ist ein Maximum an Individualität möglich und man kann viel mehr Zeit in sein Privatleben stecken. Stress, Unzufriedenheit oder Burn Out sind keine Probleme mehr. Die Mitarbeiter sind ausgeglichen und zufrieden. Und Zufriedenheit steigert die Produktivität. Die Zahlen bei Best Buy geben Cali Ressler und Jody Thompson recht. Seit der Einführung des Modells vor drei Jahren soll die Produktivität bei Best Buy um durchschnittlich 35 Prozent gestiegen sein. Auch die Fluktuation der Mitarbeiter, die vorher bei 100 Prozent lag, (jedes Jahr wurde das komplette Team einmal ausgetauscht!) hat sich drastisch um 70 Prozent verringert. Auch die Zahl der Krankmeldungen ist gesunken. Die Möglichkeit, die Arbeitszeit selbst zu bestimmen, lässt viele Mitarbeiter geradezu aufblühen. Das ROWE Modell bietet den Mitarbeitern die Sicherheit einer Festanstellung mit der Freiheit von Selbstständigen. Dass alle Zuhause auch tatsächlich arbeiten, sieht man am Ergebnis und nur darauf kommt es an.

Kreativität braucht kein Büro

Auch andere Firmen denken um und kommen weg von der verpflichtenden Anwesenheit im Büro. Flache Hierarchien und das Abgeben der Verantwortung an die Mitarbeiter setzen sich immer mehr durch. Eine andere Firma geht sogar so weit, dass ihre Mitarbeiter sich aussuchen dürfen, wie viel Urlaub sie nehmen wollen. Die Verantwortung für den reibungslosen Ablauf der Arbeit und perfekte Ergebnisse liegt damit nicht mehr bei den Managern des Unternehmens, sondern bei den Mitarbeitern selbst. So viel Eigenverantwortung spornt an.
Natürlich sind solche Modelle nicht in jedem Betrieb in dieser Form möglich. Dass sie erfolgreich sind, haben die Vorreiter aber bewiesen. Immer mehr Firmen sind bereit, umzudenken und alte Wege zu verlassen. Strenge Hierarchien im Büro sind nicht mehr zeitgemäß. Wer seine Mitarbeiter wie Arbeitsbienen behandelt, muss sich nicht wundern, wenn Motivation und Kreativität auf der Strecke bleiben. 

Autorin: Elke Liermann, Platinnetz-Redaktion