Es gibt wohl kaum eine Partnerschaft ohne Nörgelei. Dabei wissen es die meisten eigentlich besser: Ständiges Kritisieren des Partners macht ein Paar unzufriedener, eine positive Änderung wird es aber wohl nicht bewirken. Obwohl wir das eigentlich wissen, verkneifen wir uns kritische Bemerkungen trotzdem nicht.
Was also sind die Klassiker einer jeden Beziehung und wie kann ich es vermeiden, immer wieder in die Kritikerrolle zu geraten?
Kritik – die Klassiker
Haushalt
„Schaaatz! Ich hatte dir doch einen Zettel hingelegt…warum hast du die Spülmaschine nicht ausgeräumt?“ Diesen Satz kann man wohl täglich an vielen Orten und in den unterschiedlichsten Variationen hören, ähnlich sieht es mit folgendem Satz aus: „Warum muss ich immer den Müll raus bringen, es ist doch auch dein Müll!“ Meist wohl der vorwurfsvolle Satz der Partnerin. Er entgegnet dann womöglich noch: „Mach ich doch gleich, hab ich doch gesagt…“ Spätestens dann ist bei ihr der Geduldsfaden gerissen, am Ende bringt sie den Müll wohl selbst runter.
Zeit im Bad und zum Anziehen
Spätestens nach einer halben Stunde im Bad hört sie ein ungeduldiges Klopfen an der Tür und die wohl unvermeidliche Frage schließt sich an:"Wann bist du endlich fertig, wir müssen weg!"
Geld für unnötige Dinge ausgeben
Sie kommt vollgepackt mit unzähligen Tüten vom Shoppen mit ihrer besten Freundin nach Hause, aber statt eines netten Kompliments hört sie von ihm: "Du hast doch nur zwei Füße, wieso kaufst du dir ständig neue Schuhe? Die brauchst du doch gar nicht!" Aber auch er erntet Kritik, wenn er sich mal wieder ein neues Computerspiel geleistet hat.
Keine Zeit füreinander haben und mangelnde Kommunikation
Irgendwann gab es einmal eine Verabredung in der Beziehung, wenigstens einen Abend in der Woche für gemeinsame Unternehmungen fest einzuplanen. Doch im Alltagstrott gelingt das nicht immer. Und wenn, landet man viel zu häufig vor dem Fernseher und unterhält sich kaum. Das stört sie besonders, vor allem, wenn sie den Eindruck hat, dass ihm sein Fußballabend viel mehr bedeutet. Dass auch sie letztens eine Verabredung mit einer Freundin dem gemeinsamen Abend vorzog, hat für sie dagegen einen ganz anderen Stellenwert.
Fehlende Unterstützung
„Du wolltest doch noch meine Bewerbungsunterlagen lesen und mir bei der Fotobearbeitung helfen!“ Sie entscheidet sich nach langer Zeit im gleichen Job für einen Berufswechsel und erhofft sich Unterstützung von ihm. Er verspricht zu helfen, braucht aber mehrere Aufforderungen, bis tatsächlich etwas geschieht. Obwohl es von ihm nur Nachlässigkeit ist, wirkt es auf sie wie Desinteresse an ihrer Person.
Das sind doch auch deine Kinder!
Sie hat das Gefühl, dass der ganze Alltag an ihr hängen bleibt, obwohl beide berufstätig sind. Ob es die Fahrerei der Kinder zu ihren zahlreichen Aktivitäten oder die Hilfe bei Hausaufgaben ist, er drückt sich aus ihrer Sicht doch gerne. Wirft sie ihm das vor, weicht er aus ihrer Meinung nach aus oder verweist auf einzelne Aktionen. Für ihn stellt sich die Situation jedoch ganz anders dar, er denkt, dass sie sich beide gleichermaßen einbringen.
Ursachen für ständige Kritik
Erziehen des Partners?
Oft gibt es schon ganz zu Anfang einer Beziehung Eigenschaften und Angewohnheiten des Partners, die einem nicht gefallen. Doch diese spielen bei frisch Verliebten keine Rolle. Viele denken, dass sie ihren Partner noch ändern und ihm die eine oder andere Angewohnheit sicher wieder abgewöhnen können. Natürlich ist es in einer Beziehung wichtig, aufeinander zu zugehen, aber dass sich ein Partner wirklich völlig ändert, ist kaum möglich. Sich mit der Erkenntnis zu versöhnen, dass man seinen Partner nicht umerziehen kann, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Stress ablassen
Vorsicht ist außerdem geboten, wenn man dazu neigt, den alltäglichen Stress im Büro, mit Kindern oder Behörden, abends am Partner auszulassen. Viele müssen sich einfach abreagieren, halten sich tagsüber zurück, um sich dann abends umso heftiger Luft zu machen.
Unterschiedliche Wahrnehmung
Hat ein Paar nicht die gleiche Empfindung, was das Zeitgefühl oder die Wichtigkeit einer konkreten Sache angeht, kann es zu ungewollten Missverständnissen kommen. Wenn er zum Beispiel die Dringlichkeit einer Sache ganz anders sieht und sich deswegen erst um andere Dinge kümmert, kann sie sich vernachlässigt fühlen.
Wege aus der Kritikerrolle
Gibt es Wünsche und Bitten, die Sie an Ihren Partner haben, dann gilt es, diese eindeutig zu formulieren. Statt sich also über Dinge, die Ihnen nicht passen, in Tiraden zu verzetteln, bringt es mehr, etwas positiv als Wunsch zu formulieren. Sätze mit Worten wie etwa, „immer“ oder „nie“, sind absolut tabu. Beispiele, die vielen von uns bekannt vorkommen: "Du kümmerst dich nie um die Wäsche!" oder "Immer muss ich auf dich warten!" Abgesehen davon, dass es meist nicht stimmt und nur der Ausschmückung eines Satzes dienen soll, werden Sie damit auch eher Trotz und Abwehr hervorrufen.
Bevor Sie also das nächste Mal das Gefühl haben, Kritik anbringen zu müssen, hilft es über Folgendes nachzudenken: Geht es wirklich um die Sache? Geht wirklich die Welt unter, wenn er zum Beispiel den Müll erst morgen hinunter bringt? Habe ich gerade Stress und flippe deswegen wegen jeder Kleinigkeit aus? Vielleicht suchen Sie sich besser eine Alternative zum Stress-Abbau, wie zum Beispiel einen Workout-Kurs im Fitnesstudio. Und vor allem: Warum bin ich eigentlich mit diesem Partner zusammen? Eigentlich ist doch alles in Ordnung, kein Grund wegen Kleinigkeiten alles aufs Spiel zu setzen!
Autorin: Dorothee Ragg, Platinnetz-Redaktion