Englische Wissenschaftler haben mit dem Vorurteil aufgeräumt, dass Heimweh und Nostalgie, also die Sehnsucht nach der Vergangenheit, Charakterschwächen oder Psychosen sind. Dies galt so seit dem 18. Jahrhundert. Jetzt nahm der Psychologe Constantine Sedikides von der Universität von Southampton die positive Wirkung des Heimwehs und Nostalgiegefühlen unter die Lupe – mit erstaunlichen Ergebnissen.
Das Psychologenteam fand heraus, dass Heimweh in allen Kulturen und Altersschichten, besonders jedoch bei Austauschschülern und Immigranten, zu finden ist. Diese Gruppe leidet besonders unter Schlaflosigkeit, Angstzuständen und Depressionen. Allerdings, so die Schlussfolgerung, haben diese negativen Begleitumstände einen positiven Effekt: Sie sind der psychischen Gesundheit zuträglich. Um das zu belegen, wurde bei Probanden ein künstliches Heimweh erzeugt. Die Testpersonen verspürten daraufhin einen Anstieg des Selbstbewusstseins und des Gefühls, geliebt und beschützt zu werden.
Und auch die oft als Rückwärtsgewandtheit belächelte Nostalgie steht in besserem Licht. „Die Sehnsucht nach Gewesenem sorgt für eine positive Sicht auf die Vergangenheit und hilft dabei, Kontinuität im Leben zu erkennen“, folgert Sedikides. Die neuen Erkenntnisse seien insbesondere für das Leben älterer Menschen von Bedeutung. Das Bewusstmachen von Heimweh könnte helfen, Vereinsamungen zu stoppen und soziale Isolationen zu überwinden.