Im Herbst haben brummende, grölende und Nachbars Nerv tötende Laubsauger Hochkonjunktur. Blätter werden nicht mehr zusammen gekehrt oder mit dem Rechen bearbeitet. Nein, das Laub wird heutzutage entweder mit dem Laubbläser auf einen Haufen gepustet oder mit dem Laubsauger aufgesaugt und gehäckselt.
Seit Ende der 1990er Jahre hält der Laubsauger Einzug in deutsche Gefilde. Das große Plus der Laubsauger liegt in der Einsparung von Arbeitszeit. Denn sie vervielfachen die Arbeitsleistung und ermöglichen es so großen Betrieben, Personalkosten zu sparen. Doch wie viel Zeit spart der Nachbar jenseits des Gartenzauns, wenn er mit einem Laubsauger statt mit einem Rechen arbeitet? Genug, um die Lärmbelästigung zu entschuldigen, unter der die ganze Nachbarschaft zu leiden hat? Und was ist mit den Kleintieren, die, wenn sie das Glück haben dem Laubsauger zu entkommen, keinen Lebensraum mehr vorfinden? Ein weiterer Aspekt sind die nicht vorhandenen Emissionsgrenzwerte für Laubsauger wie sie bei anderen Maschinen üblich sind. In den USA sind Laubsauger bereits seit den 1970ern in einigen Gemeinden generell verboten. Ein Vorbild auch für Deutschland?
Laubsauger und Lärmbelästigung
„Mein Nachbar hat so einen Laubsauger – leider“, erzählt Marianne (55). „Ja, er hat einen Garten und ja, er hat ein paar Bäume und eine Hecke. Aber ich kann wirklich nicht verstehen, warum er sich so eine Maschine kauft, wenn er mit ein bisschen mehr Einsatz genauso gut alles einfach fegen oder rechen könnte.“ Marianne ist genervt von der nachbarlichen Lärmbelästigung. Zwar beschränken sich die lärmenden Arbeitszeiten auf den Herbst, doch hier wird der Laubsauger regelmäßig zum Stein des Anstoßes. „Denn weil er natürlich nach der Arbeit nicht mehr Laub saugen kann, weil es dann schon dunkel ist, muss er es samstags machen. Jeden zweiten Samstag besuchen mich aber meine Freundinnen zum Kaffee trinken und Kartenspielen und wir verstehen dann eine Stunde lang unser eigenes Wort nicht mehr.“
Mariannes Problem dürfte vielen nicht unbekannt sein. Und dass solche Beschwerden nicht einfach einer Überempfindlichkeit der jeweiligen Menschen geschuldet sind, weiß jeder, der schon mal über einen längeren Zeitraum hinweg einem Laubsauger lauschen durfte. Laubsauger oder auch Laubbläser mit Zweitaktmotor verursachen einen Lärmpegel von über 100 Dezibel. Das entspricht etwa der Lautkulisse, die ein Presslufthammer verursacht – und den möchte niemand samstags direkt neben dem Wohnzimmerfenster haben. Nicht umsonst dürfen einige Laubsauger nur mit Gehörschutz in Betrieb genommen werden. Die Geräte- und Maschinenlärmschutzverordnung des Bundes sieht für Laubbläser und Laubsauger in Wohngebieten Betriebszeitbeschränkungen vor. Wird ein solcher also an Werktagen (einschließlich Samstag) außerhalb der Zeiten von 9 bis 13 und von 15 bis 17 Uhr benutzt, kann das Ordnungsamt eingeschaltet werden. Doch die meisten Städte verfolgen eine andere Strategie und empfehlen, auf den Kauf und Einsatz solcher Geräte zu verzichten. Das Laub solle stattdessen lieber weiterhin mit Rechen oder Harke beseitigt werden – das sei gut für die eigene Fitness und für eine ungetrübte Nachbarschaft.
Laubsauger als Gefahr für Kleintiere
Der NABU (Naturschutzbund Deutschland) rät dringend von der Benutzung von Laubsaugern oder auch Laubbläsern ab. Denn die Maschinen zerstören das Ökosystem Garten. Das Laub auf dem Boden erfüllt in der kalten Jahreszeit mehrere wichtige Aufgaben. Es versorgt den Boden mit wichtigen Nährstoffen und schützt die Erdkrume und die darin lebende Mikrofauna vor Frost und Austrocknung. Vögel finden im Herbstlaub Nahrung in Form von Käfern oder Würmern – deren Lebensraum beim Aufsaugen zerstört wird. Kleintiere werden beim Gebrauch eines Laubsaugers mit einem Sog von gut 160 Stundenkilometern zusammen mit den Blättern eingesogen und gehäckselt. Doch auch diese kleineren Gartenbewohner sind wichtig für ein gesundes und ökologisch selbstständiges System. Kann das System Garten sich durch Eingriffe nicht mehr selbstständig regulieren, zieht das eine Schleppe an weiteren Problemen nach sich. So wird durch das fehlende Laub im Herbst und Winter später oft die manuelle Nährstoffzugabe über synthetische Dünger notwendig. Doch ein solch künstlicher Eingriff in die Natur hat oft zur Folge, dass der Garten anfälliger für Schädlinge wird. Und das wiederum führt dazu, dass noch mehr Chemie verwendet wird – nun um die Schädlinge wieder los zu werden. Das Öko-System gerät vollständig aus den Fugen.
Aus diesem Grund bittet der NABU alle Gartenbesitzer, auf den Einsatz von Laubsaugern und auch Laubbläsern zu verzichten. Wer das nicht möchte, sollte zumindest unter den Hecken oder in einigen Ecken das Laub belassen, wo es ist. Oder auch statt das Laub vollständig zu entfernen, alles auf einen Haufen zu blasen und an einer Stelle so liegen zu lassen. Dort bietet es dann immerhin Igeln, Erdkröten oder Blindschleichen ein Winterquartier.
Marianne hat sich mittlerweile mehr oder weniger mit Nachbars Laubsauger arrangiert. „Ich kann ja offensichtlich nichts dagegen tun und einen Nachbarschaftsstreit möchte ich nun wirklich nicht vom Zaun brechen. Vielleicht erkläre ich ihm irgendwann mal den Kreislauf unseres Ökosystems. Wer weiß, vielleicht bringt das ja sogar was?“
Autorin: Anne Bartel, Platinnetz-Redaktion