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Meditation in Bewegung: Tai Chi


Chinesen lieben ihr Tai Chi. Viele treffen sich morgens im Park, um dort gemeinsam die traditionellen Übungen auszuführen. Auch in Deutschland erfreut sich das chinesische Schattenboxen großer Beliebtheit. Welche Idee steckt dahinter und was bringen die Bewegungen in Zeitlupe?

Tai Chi Chuan oder kurz Tai Chi ist eine uralte chinesische Tradition. Ursprünglich aus einer Kampfkunst entstanden, entwickelte es sich im Lauf der Jahrhunderte zum Volkssport. Noch heute enthält das Tai Chi Formen der Selbstverteidigung wie stilisierte Tritte, Stöße und Schläge ins Leere. Die Bewegungen werden langsam, wie in Zeitlupe, nacheinander ausgeführt und dienen heute der Meditation.

Tai Chi: Gesundheit für alle

Tai Chi kann buchstäblich jeder erlernen. Alter oder körperliche Beschwerden spielen keine Rolle. Das sanfte Training belastet weder die Gelenke noch das Herz-Kreislaufsystem. Im Gegenteil: Die langsamen, konzentrierten Bewegungen entspannen Körper und Geist und vertiefen den Atem. Dabei sind die Übungen in keiner Weise anstrengend. Alles soll in Zufriedenheit und Entspannung passieren.

Auch auf die Konzentrationsfähigkeit und die Koordination wirkt sich regelmäßig praktiziertes Tai Chi positiv aus. Sogar das Immunsystem wird gestärkt. Als Krafttraining oder Ausdauersport ist es nicht geeignet. Tai Chi ist eher eine Form der Meditation als ein Sport. Wer Tai Chi praktiziert, möchte innere Ruhe und Harmonie erreichen. Kraft steht dabei nicht im Vordergrund. Dabei war Tai Chi ursprünglich eine Kampfkunst und wurde in China bis ins 19. Jahrhundert hinein auch intensiv als solche praktiziert. So wurde zum Beispiel die Leibgarde des chinesischen Kaisers in Tai Chi unterrichtet und bis zum Ende des Kaiserreichs 1911 war diese Kampfkunst nur einem elitären Kreis zugänglich. Seit 1912 wird Tai Chi allgemein unterrichtet. Schnell stieg die Zahl der Schüler und verschiedene Stile entwickelten sich. Die fünf verbreitetsten Stile sind nach ihren Gründern benannt: Chen, Yang, Wu, Hao und Sun.
Mitte des 20. Jahrhunderts kam das Tai Chi dann nach Amerika und schwappte von dort schließlich nach Deutschland über.
Heute ist der Aspekt der Selbstverteidigung fast komplett verschwunden. Vorrangiger Sinn ist es, das Chi harmonisch fließen zu lassen. Das Chi ist in der chinesischen Philosophie die Lebensenergie, die durch jeden Menschen fließt. Nach dieser Vorstellung entstehen Krankheiten, wenn das Chi nicht ungehindert und harmonisch fließen kann. Die Bewegungsabläufe des Tai Chi dienen dazu, das Chi zu harmonisieren und so die Gesundheit und damit die Lebenskraft zu stärken.
Bis heute haben sich viele Studien mit den Auswirkungen des Tai Chi beschäftigt. Wissenschaftliche Beweise für eine Wirkung fehlen bisher, aber es gibt Hinweise darauf, dass Tai Chi bei Kreislaufproblemen helfen kann und Knochenfestigkeit sowie Abwehrkräfte verbessert. Auch bei Angststörungen und Depressionen soll regelmäßig geübtes Tai Chi hilfreich sein. „Robust wie ein Holzfäller, gelassen wie ein Weiser, geschmeidig wie ein Kind“: So beschreiben alte chinesische Schriften denjenigen, der regelmäßig Tai Chi übt.

Tai Chi Formen

Verschiedene Stile und so genannte Formen prägen das Tai Chi. Eine Form setzt sich aus mehreren, aneinander gereihten Einzelbewegungen, den Bildern oder Figuren, zusammen. Die Figuren tragen sprechende Namen wie „Die Mähne des Wildpferdes teilen“ oder „Der Kranich breitet seine Schwingen aus“.
Die verschiedenen Formen haben unterschiedliche Längen: Die beliebte Peking-Form zum Beispiel besteht aus 24 Bildern, während die Yang-Stil-Form aus 37 Bildern besteht. Die einzelnen Bewegungen sind nicht sehr schwierig zu erlernen, doch sollte man sich von einem Lehrer korrigieren lassen, denn es kommt auf exakt richtige Ausführung an. Wichtig ist vor allem die richtige Haltung des Beckens und das Aufrichten der Wirbelsäule. Der Übende sollte wie ein Baum mit der Erde verwurzelt sein und während des Tai Chi seinen Atem ruhig und gleichmäßig fließen lassen. Typisch ist auch die ständige Verlagerung des Gewichts innerhalb einer Form.
Am Anfang werden die einzelnen Figuren isoliert geübt. Erst wenn diese beherrscht werden, fügt man sie Stück für Stück zu einer Form zusammen. Da die einzelnen Bilder ineinander übergehen, ist es nicht zu schwierig, sich den Ablauf zu merken. Was erst kompliziert aussieht, geht mit ein wenig Übung schnell in Fleisch und Blut über.

Wer jetzt Tai Chi lernen möchte, sollte auf zwei Dinge achten: Erstens sollte der Kurs vom Deutschen Tai Chi Dachverband zertifiziert sein und zweitens sollte die Krankenkasse die Kosten übernehmen. Dann kann man sicher sein, dass man einen wirklich guten Kurs bekommt.

Autorin: Elke Liermann, Platinnetz-Redaktion