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Mein Bahnhof soll schöner werden – Bahnhofspatenschaften


Kleinere Bahnhöfe sind oft das Ziel von Vandalismus. Aber auch die normale Verwitterung oder alltägliche Schäden können einem kleinen Bahnhof zusetzen, ohne dass es von der Deutschen Bahn zeitnah beseitigt werden kann. Bahnhofspaten kümmern sich um ihren Bahnhof und sorgen dafür, dass er in Ordnung bleibt.

Der Bahnhof ist nicht immer ein schöner Ort, aber ein wichtiger. Millionen Deutsche pendeln täglich mit der Bahn zur Arbeit und halten sich viele Stunden im Monat auf Bahnhöfen auf. Der Bahnhof ist aber auch ein wichtiger Bestandteil des Stadtbildes, und oft das Erste, was Touristen von einer neuen Stadt zu sehen bekommen. Aber ein einladender Ort zum Wohlfühlen ist er in vielen Fällen nicht.

Wieso braucht der Bahnhof Hilfe

Wenn Bahnhöfe nachts wie ausgestorben sind oder in wenig besuchten Gegenden liegen, sind sie häufig ein Angriffspunkt für Vandalismus. Als Bahnkunde muss man sich bei Tageslicht dann immer wieder darüber ärgern, dass Fahrpläne ausgerissen oder angebrannt wurden, Vitrinen zerstört oder Wände mit Schmierereien beschmutzt wurden. Vor allem kleinere Bahnhöfe oder S-Bahn Stationen sind von Vandalismus betroffen. Aber auch ganz normale Schäden können am Erscheinungsbild eines Bahnhofes kratzen. Kaputte Anzeigetafeln oder ein defekter Fahrkartenautomat kommen einfach immer wieder vor und werden nicht sofort repariert. Angestellte der Bahn können solche Schäden oft nicht zeitnah entdecken und beheben, sei es, weil es an Personal oder an Geld mangelt. Um gerade kleinere Bahnhöfe vor dem Verfall zu retten, gibt es bundesweit immer mehr Projekte, in denen Bürger eine Verantwortung für „ihren“ Bahnhof übernehmen können: als Bahnhofspaten. Wer eine Bahnhofspatenschaft übernimmt, kann sich ganz unterschiedlich einbringen. Entweder man hilft der Bahnhofsverwaltung, Mängel schneller zu entdecken und hat immer ein waches Auge auf „seinen“ Bahnhof. Aber ein Bahnhofspate kann auch selbst aktiv werden. So ist beispielsweise das Verschönern von hässlichen Unterführungen möglich oder etwa, dass sich ein Bahnhofspate darum kümmert, dass auf dem Gelände kein Müll verstreut ist.

Gemeinsam den Bahnhof in Ordnung halten

Das bedeutet nicht, dass man sich verpflichtet, den Bahnhof alleine und ohne Entgelt aufzuräumen oder zu pflegen. Denn in Absprache mit der Bahn wird nicht nur festgelegt, welche Aufgaben der Pate übernehmen kann und darf, sondern die Bahn stellt dem Paten auch beispielsweise die Materialien zur Verfügung und greift ihm so gut wie möglich unter die Arme. So wurde der Bahnhof Schwaikheim bei Stuttgart, bevor die dortigen Bahnhofspaten ihr Amt antraten, von der Bahn noch einmal grunderneuert, Wände wurden neu gestrichen, Rolltreppen repariert und der Bahnhof generell in einen guten Zustand versetzt. Als Pate kann man dann vor allem darauf achten, dass dieser gute Zustand erhalten bleibt. Dabei muss das freiwillige Engagement nicht unbelohnt bleiben. Nicht nur, dass man sich um „seinen“ Bahnhof kümmern kann und damit etwas für das Allgemeinwohl tut, werden die freiwilligen Helfer je nach Möglichkeiten der Bahn oder auch der Stadt entlohnt. So gibt es zum Beispiel beim Verkehrsverbund Stuttgart ein Helferfest, bei dem alle Engagierten für ihren Einsatz belohnt werden. In Frauenfeld in der Schweiz gibt es ebenfalls eine Bahnhofspatenschaft, bei der die Helfer sogar mit Fahrkarten honoriert werden. Wer aber freiwillig eine Patenschaft für seinen Bahnhof übernimmt, sorgt vor allem für ein angenehmes Umfeld für alle Reisenden, ein schöneres Stadtbild und tut etwas Gutes für die Gemeinschaft.

Wie wird man Bahnhofspate?

Wer Interesse daran hat, sich um einen Bahnhof zu kümmern, wendet sich am besten an das zuständige Bahnhofsmanagement. Bei kleineren Bahnhöfen sitzt dieses meistens in einer größeren Stadt in der Nähe. Mit dem Bahnhofsmanagement kann man dann abklären, in welchem Rahmen eine Zusammenarbeit möglich ist, welche Materialien gestellt werden oder wie man idealerweise zusammenarbeitet. Hat man sich geeinigt, bekommt man in vielen Fällen einen direkten Ansprechpartner bei der Bahnhofsverwaltung zugeteilt, dem man ohne Umwege Schäden melden und mit dem man neue Projekte abstimmen kann. Bahnhofspate kann beispielsweise derjenige werden, der in der Nähe des Bahnhofes wohnt – oder sogar dort arbeitet. So wurde Volkan Isilak, ein junger Hamburger, Pate für einen S-Bahnhof, als er dort einen leerstehenden Kiosk übernahm. Weil er sich für das Umfeld verantwortlich fühlte, hat sich der junge Mann kurzerhand für eine Bahnhofspatenschaft entschieden. Schließlich sei er sowieso jeden Tag vor Ort, gab er zu Protokoll. Aber nicht nur der Einzelne, auch Gruppen können Patenschaften übernehmen. Egal ob freiwillige Feuerwehr, eine Schulkasse oder der Ortsverein – wer sich engagieren will, bekommt sicher eine Möglichkeit, sich einzubringen. In Nordrhein-Westfalen gibt es etwa ein regelmäßiges Treffen von Bahnhofspaten und Verantwortlichen aus dem ganzen Bundesland, bei dem sich alle Helfer und Betreuer austauschen können und neue Ideen zur Verbesserung und Verschönerung der Bahnhöfe besprechen. Wer Zeit und Lust hat, sich zu engagieren, hat mit der Bahnhofspatenschaft eine Möglichkeit, direkt vor der Haustür anzupacken und der Bahn dabei zu helfen, den Bahnhof zu einem angenehmeren Ort für alle zu machen.

Autorin: Julia Heilig, Platinnetz-Redaktion