Kinder und Jugendliche und ihr Medienkonsum stehen immer wieder in der Kritik. Im Normalfall verfügen Kinder heute über einen Computer, einen Fernseher, eine Spielkonsole und verbringen viel Freizeit mit einem dieser Medien. Oft wird diskutiert, ob man Kindern weniger Zugang zu den Medien gewähren sollte.
Andererseits scheint ein wichtiger Erziehungsbeitrag der Familie gerade der richtige Umgang mit den Medien zu sein. Da sich die Medienwelt in den letzten Jahren rasant geändert hat, ist es für Eltern schwer nachzuvollziehen, was den Reiz der Onlinespiele überhaupt ausmacht.
Onlinespiele und ihr Reiz
Von einem Onlinespiel, das Jugendliche per Computer und Internet in fremde Welten eintauchen lässt, geht eine große Faszination aus. Ein Merkmal von vielen dieser Onlinespiele ist, dass sich die Spieler in einer Fantasie-Welt befinden, die wenig mit der „normalen“ Umgebung zu tun hat. Nutzer dieser Onlinespiele müssen einen eigenen Charakter erfinden und diesen weiterentwickeln. Sie treten in Kontakt zu anderen Charakteren und können sich beim Lösen von Aufgaben und Konflikten ausprobieren. Oft sind Jugendliche gerade in Zeiten der Pubertät sehr verletzlich und stehen sich oft selbst im Weg. Online können sie dagegen eine Figur erstellen, die das Leben scheinbar im Griff hat. Das Abtauchen in andere Welten lässt sie auch die eigenen Konflikte des Alltags vergessen. Für Jugendliche kann es außerdem reizvoll sein, dass Erwachsene in ihrem Umfeld, egal ob Eltern, Großeltern oder Lehrer, von dieser Welt ausgeschlossen sind und keinen Zugang zu ihr haben. So erschaffen sie sich einen ganz eigenen Lebensraum, in dem sie keiner stören kann.
Positive und negative Seiten der Onlinespiele
Es gibt bisher keine eindeutigen Studien zu den Auswirkungen der Computer- und Onlinespiele. Einige Fachleute gehen davon aus, dass der Umgang mit dem Computer und den Spielen das logische Denken und das sichere Handhaben der Technik unterstützt. Die Vorstellung vieler Eltern, dass Onlinespiele hauptsächlich gewaltverherrlichend sind, trifft nicht zu. Es gibt viele Spiele, deren Schwerpunkt auf der Kreativität und Fantasie liegt.
Eltern haben aber eine Reihe von Ängsten im Zusammenhang mit Online- und Computerspielen. Sorgen sind zum Beispiel, dass sich Kinder isolieren, da sie viel Zeit alleine vor dem Computer verbringen. Dass sie mehr Schwierigkeiten haben, ihre Emotionen zu äußern, da sie überwiegend einer „Maschine“ gegenüber sitzen. Negative Auswirkungen auf die schulischen Leistungen werden ebenso befürchtet, wie der Verlust von Kreativität und Spontaneität. Außerdem gibt es die Angst, dass Jugendliche bei verstärktem Spielen einer der Onlinespiele nicht mehr zwischen Realität und Fiktion unterscheiden können. Ebenso wie die positiven Seiten nicht belegbar sind, gibt es aber auch keine gesicherten Erkenntnisse über die negativen Auswirkungen.
Richtiger Umgang
Ganz wichtig ist es, dass die Erwachsenen Interesse an den Onlinespielen zeigen. Egal ob Eltern oder Großeltern, sie sollten versuchen, wenigstens einen ungefähren Überblick über die Spiele der Jugendlichen zu behalten. Entweder lassen sie sich von den Jugendlichen die Spiele erklären und schauen eine Weile zu oder spielen sogar mit. Die andere Möglichkeit ist es, die Chance zu nutzen und an einer Lan-Party für Eltern teilzunehmen. Diese werden immer wieder in größeren Städten zum Beispiel von der Bundeszentrale für politische Bildung angeboten. Hier können dann Eltern oder Großeltern selbst in die fiktiven Welten abtauchen und versuchen zu verstehen, welche Faszination diese für Jugendliche bieten. Bei Lan-Parties spielen viele Menschen in einem Raum, junge Erwachsene verbringen so ganze Nächte und Wochenenden.
Pädagogen empfehlen auch ein Zeitlimit mit den Spielenden zu vereinbaren. Entweder wird generell für jeden Tag eine Gesamtzeit für alle Medien vereinbart, die nicht überschritten werden darf. Oder je nach Spielvorlieben wird festgelegt, wie viel Zeit ein Jugendlicher vor dem Computer verbringen darf. Dies ist natürlich abhängig vom Alter und sollte dementsprechend angepasst werden. Ausnahmen sind empfehlenswert, wenn es ein neues Spiel gibt, das erst einmal sicher länger fasziniert und ausprobiert werden muss. So zeigen Eltern auch das nötige Verständnis für die Bedürfnisse der Kinder. Abgesehen davon können Eltern, die sich mit der Materie auseinandersetzen auch mitentscheiden, welches Spiel wertvoller und welches nicht empfehlenswert ist.
In einem sind sich die meisten Medienexperten einig: Für Kinder und Jugendliche in der Familie werden der Computer und das Internet eine wichtige Rolle im Leben spielen. Wichtig ist es also einen sinnvollen Umgang mit den Medien, von klein auf zu erlernen. Ein völliges Verbot kann auf lange Sicht für das spätere Leben von Nachteil sein.
Autorin: Dorothee Ragg, Platinnetz-Redaktion