Möchten Sie immer alles fehlerlos machen und sind Sie selbst Ihr gnadenlosester Kritiker? Dann gehören Sie zu den vielen Perfektionisten, die sich ihr Leben mit hohen Ansprüchen und einem ewigen Wettkampf schwer machen.
Es ist richtig und gut, dass uns ein gesunder Ehrgeiz zu Leistungen anspornt und dafür sorgt, dass wir uns konzentrieren, wenn es darauf ankommt und uns motiviert, uns zu verbessern. Aber warum wollen so viele Menschen perfekt sein?
Wir sehnen uns danach, geliebt zu werden und lernen als Kinder, dass diejenigen das größte Lob bekommen, die gute Leistungen bringen. Wir beginnen dann, unsere Leistungen mit unserem persönlichen Wert gleichzusetzen und entwickeln die Idee, dass wir nur etwas wert und liebenswert sind, wenn wir perfekt sind und keine Fehler machen. Und das macht Stress und setzt uns unter Druck und wir erreichen das Gegenteil von dem, was wir wollen: Perfektionismus kann aufgrund von überhöhten Erwartungshaltungen die Fertigstellung von Aufgaben und das Ausprobieren von Neuem behindern und auf längere Sicht zu körperlichen Problemen und Burnout führen oder in einer Zwangsstörung münden, die durch übertriebene Pedanterie, Kontrolle, Unentschlossenheit und Misstrauen gekennzeichnet ist.
Perfektionismus ist also höchstens ein gutes Mittel, um sich unglücklich zu machen. Was kann man dagegen tun? Es ist natürlich nicht leicht, seine Muster von einem Tag auf den anderen aufzugeben. Aber folgende Gedanken können Ihnen dabei helfen. Machen Sie sich klar, dass es keine Perfektion gibt! Es ist menschlich, Fehler zu machen und Fehler machen uns menschlich. Außerdem werden wir liebenswerter, wenn nicht perfekt sein wollen. Sie werden merken, dass Ihre Mitmenschen sich Ihnen öffnen, wenn Sie sich Fehler zugestehen und den Drang, alles perfekt zu machen, loslassen. Denn dann verlieren die anderen ihre Angst vor dem verkrampften Übermenschen, der hohe Ansprüche an sich und an seine Mitmenschen stellt.
Versuchen Sie, eine milde Instanz in sich zu entwickeln, die sagt "Es reicht, es gut so, ich muss nicht der/die Beste sein". Hören Sie auf, sich mit anderen zu vergleichen und verändern Sie Ihren inneren Dialog. Schimpfen Sie nicht mehr unerbittlich mit sich, sondern gewöhnen Sie sich ein besänftigendes "Ich gebe in jeder Situation mein Bestes und das ist genug" an. Zum Schluss noch zwei praktische Tipps: Setzen Sie sich für bestimmte Aufgaben strenge Fristen und erledigen Sie die Arbeiten genau bis zu diesem Termin – so gut Sie bis dahin können. Oder etwas herausfordernder: Bauen Sie Fehler in Bereiche ein, in denen es nicht riskant ist, und schauen Sie, was dann passiert! So können Sie lernen, dass die Welt nicht unter geht, wenn Sie mal einen Fehler machen! Und vergessen Sie nicht: Nur aus Fehlern kann man lernen! 😉 […]
verfasst von: Angelika Kallwass am 11.11.2008 um 12:11 Uhr, Quelle: SAT1-Website
„Zwei bei Kallwass“, Montag bis Samstag von 14 – 15 Uhr bei SAT1, produziert von der filmpool Film- und Fernsehproduktion GmbH.