Enkel können das größte Geschenk auf Erden sein. Aber es gibt auch Situationen, in denen sich werdende Großeltern von der neuen Situation ziemlich überrumpelt fühlen. Es kommt vor, dass man sich mit der Rolle als Großeltern erst langsam anfreunden kann, oder die Bezeichnungen Oma und Opa grundlegend ablehnt.
Es ist nicht immer eine positive Erfahrung, wenn einem die eigenen Kinder eröffnen, dass sie Nachwuchs erwarten. Für viele Menschen, die mitten im Leben stehen, kann es auch ein Schock sein zu erfahren, dass sie schon zu Großeltern werden. Manchmal wird einem dadurch schmerzhaft bewusst, dass es schon einige Zeit her ist, dass man selbst Kinder in die Welt gesetzt hat. Diese negative Überraschung verwandelt sich aber meistens in pure Freude, wenn die Enkel erst einmal auf der Welt sind. Es ergibt sich dann häufig von selbst, dass man gerne Oma oder Opa ist.
Immer wieder kommt es aber auch vor, dass größere Probleme auftreten, wenn Enkel kommen. Etwa dann, wenn man erst kurz vor der Geburt oder noch später davon erfährt. Werdende Eltern können die verschiedensten Gründe haben, warum sie den Nachwuchs verschweigen. Plötzlich stehen sie dann mit den Kindern vor der Tür und die frisch gebackenen Großeltern sind geschockt. Vielleicht erfährt man durch einen Streit sogar erst nach vielen Jahren, dass man schon Enkel hat. Gerade dann kann es schwer werden, wenn plötzlich Kinder da sind, die einen wie selbstverständlich mit Oma oder Opa ansprechen.
Die Begriffe Oma und Opa sind nicht immer positiv belegt
Außerdem ist es nicht immer schön, wenn man plötzlich Oma oder Opa genannt wird. Schließlich sind die beiden Wörter nicht nur positiv belegt. In der Umgangssprache kann Oma auch „alte Frau“ bedeuten, viele fühlen sich an ein Mütterchen mit dünnen weißen Haaren und vielen Falten erinnert. Ein Bild, das mit Menschen, die mitten im Leben stehen, nur wenig zu tun hat. Heute wird man allerdings nicht erst im hohen Alter zu Großeltern, sondern auch schon ab 40 kann man zur Oma werden.
Barbara (55) erging es genauso, als sie urplötzlich zu ihrer Rolle als Großmutter kam. Sie ist die zweite Ehefrau von Hans (63), der bereits zwei erwachsene Kinder und auch Enkel hat. „Vom einen Tag auf den anderen wurde ich zur Großmutter. Meine drei Enkelkinder mag ich sehr gerne, aber wenn sie Oma zu mir sagen, fühle ich mich nicht wohl“. Der Sekretärin passte es ganz und gar nicht ins Bild, plötzlich mit dem Begriff konfrontiert zu werden. „Ich bin noch jung, eine Oma möchte ich noch nicht sein.“ Deshalb hat sie durchgesetzt, von den Enkeln mit dem Vornamen angesprochen zu werden. „Ich finde es sogar schön, denn so wird in unserer Familie ganz offen mit meiner Rolle als Stiefmutter umgegangen. Hans ist der Opa, und ich bin eben die Barbara“.
Rollenbilder von Oma und Opa mit den Eltern abklären
Die Bedenken direkt ansprechen und die neue Rolle mit den Eltern abklären: So können Konflikte und unangenehme Situationen vermieden werden. Wenn Sie sich noch zu jung fühlen, um Oma genannt zu werden, trauen Sie sich, das den Kindseltern auch zu sagen. Rechnen Sie aber damit, dass die Enkel nachfragen, warum Sie mit dem Vornamen angesprochen werden wollen. Wenn Sie es ihnen gut erklären können, ist das aber meistens kein Problem.
Und nicht nur die Begriffe Oma und Opa müssen überdacht werden, wenn plötzlich Enkel ins Spiel kommen. Auch die Rolle, die Großeltern im Leben der Kinder spielen, sollten mit der Familie geklärt werden. Sind Sie berufstätig und wünschen sich ein Wochenende im Monat, an dem Sie die Enkel bekommen? Oder stehen Sie Tag und Nacht als Babysitter zur Verfügung? Entscheiden Sie bewusst, welche Rolle Sie im Leben der Enkel einnehmen wollen und können. Auch Barbara hat eine Vereinbarung getroffen, da sie mit ihren drei Enkelkindern und der neuen Familie zusammenwachsen möchte. „Wir sehen uns öfters als nur an den Feiertagen. Ich versuche mir immer wieder Tage frei zu nehmen und wir gehen alle zusammen auf die Kirmes oder in den Freizeitpark“. Denn nicht nur frischgebackene Großeltern, auch Kinder brauchen Zeit, um sich an die neuen Familienmitglieder zu gewöhnen.
Auch in Krisensituationen ist es nur fair, offen mit der Situation umzugehen. Falls man sich dazu entschließt am Leben der Enkel nicht teilzunehmen, muss das mit den Kindseltern abgesprochen werden. Denn sie sind es, die es den Enkelkindern erklären müssen. Außerdem sollte man darauf achten, etwaige Streits mit den Kindern keinesfalls auf die Enkel zu übertragen. Auch wenn es schwer fallen kann, wenn zwischen den Kindseltern und den Großeltern ein angespanntes Verhältnis herrscht. Man sollte den Enkeln nicht das Gefühl geben, dass man sie ablehnt, auch wenn man für sie nicht die Oma oder der Opa sein möchte.
Autorin: Julia Heilig, Platinnetz-Redaktion