Selbst auf wenig gläubige oder bibeltreue Menschen üben die Geschichten, die in der Bibel festgehalten werden, eine große Faszination aus. So gibt es einige Reiseveranstalter, die sich auf so genannte Bibelreisen spezialisiert haben.
Dies bietet heute, circa 2000 Jahre später, die Möglichkeit, auf den Spuren von Paulus unterwegs zu sein, oder Orte zu erkunden, die in der Bibel eine große Rolle spielen. Ob der einzelne Reisende tatsächlich an die Authentizität der Ereignisse glaubt, ist gar nicht von entscheidender Bedeutung. Aber alle diese Orte haben unbestritten eine jahrtausendealte Geschichte.
Auf den Spuren der Bibel nach Ägypten reisen
Im heutigen Ägypten spielten sich wesentliche Ereignisse für das frühe Christentum ab. Wie wäre es da mit einer Reise, die in Kairo beginnt? Zunächst lässt man sich durch die imposanten Pyramiden von Gizeh und die Sphinx beeindrucken. Eine Kultur, die noch viel älter als die christliche ist. Von da aus geht es nach Alexandria, wo das erste Evangelium geschrieben worden sein soll. Außerdem ist Alexandria die Stadt des Apostels Markus, der als Gründer des Christentums in Ägypten gilt. Unweit von Kairo steht in El Minya der einzige Altar weltweit, der angeblich von Jesus errichtet wurde. Und wer schließlich nach einer nächtlichen Wanderung bei Sonnenaufgang auf dem Berg Sinai steht, wo Moses laut der Bibel die zehn Gebote von Gott empfangen hat, ist sicher komplett in die Geschichte eingetaucht und von ihr fasziniert. Abends schließt sich eine Übernachtung im Katharinen-Kloster an, wo der Dornbusch steht, in dem sich Gott Moses offenbart haben soll.
Paulus, der Reisende der Bibel
Wer den Wegen Paulus‘ folgen möchte, ist überwiegend in der heutigen Türkei unterwegs. Paulus ist sicher der am weitesten gereiste Apostel der Bibel – er befand sich zumeist auf missionarischen Reisen. Auch in der Türkei gibt es noch viele Orte und Bauten aus alten Zeiten. Eine Reise auf den Spuren von Paulus beginnt im heutigen Antalya, das zu Paulus‘ Zeiten Attalia hieß und auch für Paulus der Ausgangspunkt seiner ersten Missionarsreise war. In der Stadt Perge, die die erste Station von Paulus war, lassen sich noch heute das antike Theater, ein Stadion und das hellenistische Tor bewundern, durch das schon der Apostel Paulus die Stadt betrat. Auch der Besuch der Stadt Ephesus, die zu Paulus‘ Zeiten, die viertgrößte Stadt des römischen Reiches war, bietet Einblicke in die Antike. Hier gibt es die jahrtausendealten Hanghäuser, Agoren (Versammlungsplätze der Antike) und das Theater, in dem sich laut Apostelgeschichte die Silberschmiede gegen Paulus versammelten. Diese warfen Paulus angeblich vor, ihnen das Geschäft zu vermasseln, da er von dem einen Gott predigte und sie ihr Geld hauptsächlich durch das Anfertigen von Artemisstatuen verdienten. Wer dann irgendwann genug von alten Steinen und Überresten der Antike hat, kann sich bei einer Fahrt entlang der lykischen Küste ganz wunderbar erholen. Sie gilt als die reizvollste Gegend der Türkei und besteht aus einsamen Buchten und Stränden, kleinen Dörfern und das alles ist verschont vom Massentourismus.
Begegnung mit anderen Religionen
Einige der Veranstalter von Bibelreisen bieten mittlerweile auch Fernreisen an, um andere Kulturen und Religionen kennenzulernen. Ursprung ist die Idee, dass es einen Frieden der Kulturen nur in Verbindung mit einem Frieden der Religionen geben kann. Gerade das Christentum zeichnete sich über Jahrhunderte dadurch aus, wenig Verständnis für andere Religionen zu haben. Dies hat sich aber doch in den letzten Jahren geändert und Reisen in fremde Länder tragen zu einem gegenseitigen Verständnis sicher bei. So kann man unter fachlicher Reiseleitung zum Beispiel die einzigartige Kultur Japans kennenlernen, die sich durch die Abgeschiedenheit des Landes über Jahrhunderte entwickelte. Hier entstand zum Beispiel der Zen-Glaube, eine Sonderform des japanischen Buddhismus, und der Shintoismus. Dieser besteht aus einer Mischung religiöser Kulte und Glaubensformen. Aber auch einige christliche Missionare verirrten sich nach Japan und so lässt sich heute die Gedächtnisstätte dieser Märtyrer, die hier im 16. Jahrhundert den Tod fanden, besichtigen. Auch das heutige Japan sollte nicht zu kurz kommen und so steht ein Besuch der riesigen Stadt Tokyo, in der sich an vielen Stellen alte Tempel neben modernsten Hochhäusern befinden, auf jeden Fall auf dem Reiseplan.
Auch eine Reise in die Vergangenheit kann also im 21. Jahrhundert viel Spannendes bieten.
Autorin: Dorothee Ragg, Platinnetz-Redaktion