Die Deutschen sind Reise-Weltmeister und oft unterwegs. Doch viele haben Probleme im großen Angebot der Versicherer das Richtige zu finden. Ist die Reiserücktrittsversicherung genauso wichtig wie die Auslands-Krankenversicherung? Und brauche ich eine Gepäck- oder Autoversicherung wirklich?
Der Bund der Versicherten (BdV) stellt fest, dass viele Reisende ihr Gepäck oder ihr Auto im Urlaub besser versichern als ihre Gesundheit und ihr Leben. Die meisten Deutschen schließen in erster Linie Reise- gepäckversicherungen und wichtige Versicherungen für das Leihauto ab. Auch Reiserücktrittsversicherungen werden immer gerne genommen. Dabei ist laut BdV die Auslandsreise-Krankenversicherung „die einzig wichtige Versicherung, die ins Urlaubsgepäck gehört.“
Keine Krankenverischerung? Wie der Urlaub zum Albtraum wird.
Bernd (48) ist genau das passiert, wovor alle Urlauber Angst haben. Der Weltenbummler hatte eine vierwöchige Rundreise durch Australien geplant. Doch noch bevor er mit seinem Leihwagen beim Startpunkt der Tour ankam, hat es gekracht: Sein Auto überschlug sich mehrfach. Die Folgen waren ein komplizierter Beinbruch, eine starke Gehirnerschütterung und eine geprellte Schulter. Er musste per Hubschrauber ins nächste Krankenhaus transportiert werden. Weil seine Verletzungen nicht kompliziert genug waren, um eine Behandlung in Deutschland zu rechtfertigen, aber zu schwer, als dass er selbstständig hätte zurück fliegen können, verbrachte Bernd seine vier Wochen Urlaub alleine im australischen Krankenhaus. Doch als ob diese Zeit nicht schon schlimm genug gewesen wäre, plagen Bernd seit dem auch die Geldsorgen. Weil er keine zusätzliche Auslandsreise-Krankenversicherung abgeschlossen hatte, bleibt er auf den Behandlungskosten von über 40.000 Euro sitzen. „Ich habe mir vorher einfach nie Gedanken darüber gemacht, dass mal was passieren könnte. Ich war der Überzeugung, dass meine Krankenversicherung im Fall der Fälle ihren Teil leisten würde.“ Dass er sich da getäuscht hat, war Bernd eine Lehre. „Wenn man überlegt, wie günstig eine Reiseversicherung ist, kann ich im Nachhinein gar nicht mehr verstehen, warum ich keine abgeschlossen habe. Das passiert mir natürlich nie wieder.“
Auslandsreise- Krankenversicherung
Eine Krankenversicherung fürs Ausland kostet bei Jahresverträgen nur acht bis zwölf Euro pro Person – ein Preis, der im Vergleich zu den Reisekosten verschwindend gering ist. Abgesichert sind in der Regel Heilbehandlungen, ambulante Behandlungen, Operationen, Röntgenaufnahmen, schmerzstillende Zahnbehandlungen, der Transport in ein Krankenhaus oder gegebenenfalls sogar nach Hause. Und genau dieser Schutz ist wichtig, denn gerade in Touristenhochburgen werden Urlauber meist nur gegen Vorkasse behandelt. Diese Belastungen treiben einen Normalverdiener nicht selten in den Ruin, denn auch wenn Sie einen Auslandskrankenschein vorweisen können, zahlt die Krankenkasse später nur einen geringen Teil der Kosten zurück. Wenn Sie zudem noch in einem Land Urlaub machen, das wie die USA kein Sozialversicherungsabkommen mit Deutschland hat, bleiben Sie komplett auf Ihren Rechnungen sitzen. Bei einem Krankenhausaufenthalt sind Sie hier schnell mit 2.000 Euro pro Tag dabei.
Eine solche Auslandsreise-Krankenversicherung ist sowohl für gesetzlich als auch privat Versicherte sinnvoll, denn Leistungen wie zum Beispiel einen Rücktransport übernimmt keine der Versicherungen. Und wenn Sie Pech haben, ist nach einem Unfall dann nicht nur Ihr Urlaub vorbei, sondern Sie verbringen die restlichen Tage alleine in einem schlecht ausgestatteten Krankenhaus in einem fremden Land. Wenn Sie bereits vor vielen Jahren eine Police abgeschlossen haben, sollten Sie im Vertrag die Konditionen prüfen. Verbesserungen in den Klauseln werden nämlich in einem alten Vertrag nicht automatisch übernommen.
Rund um sorglos?
Experten raten von sogenannten „Rund-um-sorglos-Paketen“ ab, da diese viele unnötigen Policen enthalten und dementsprechend teurer sind als mehrere nützliche Einzelversicherungen. Der BdV empfiehlt, sich je nach Person, Reiseart und -ziel durch verschiedene Policen zu versichern. Auf keinen Fall darf hier die oben erwähnte Auslandsreise-Krankenversicherung fehlen.
Zu den weiteren Optionen gehört die Reiserücktrittsversicherung. Diese wird von vielen Anbietern bereits bei der Buchung des Urlaubs mit angeboten. Da laut BdV die Angebote an Reiserücktrittsversicherungen nahezu identisch sind, müssen Sie hier auch nicht lange vergleichen. Eine solche Versicherung kann sich besonders dann lohnen, wenn die Reise besonders teuer ist und/oder sehr früh gebucht wird. Hier sind Sie im Regelfall geschützt, falls Sie die Reise wegen schwerer Krankheit, Unfalls oder plötzlicher Arbeitslosigkeit nicht antreten können. Auch wenn Sie wegen Schwangerschaft, Impfunverträglichkeit, schwerer Krankheit oder Unfall oder Tod eines Angehörigen oder Verlust des Eigentums durch Brand oder Einbruch nicht reisen können, erhalten Sie je nach Zeitpunkt der Stornierung bis zu 100 Prozent der Stornogebühren zurück. Bei einem Reiserücktritt zwei Tage vor Beginn zum Beispiel, kann der Veranstalter bis zu 80 Prozent der Kosten als Stornogebühr einbehalten. Haben Sie eine Reise für 3.000 Euro ohne Reiserücktrittsversicherung gebucht, sind Sie damit bei einem Beinbruch kurz vor dem Urlaub 2.400 Euro los.
Sind Sie mit dem Auto im Urlaub, kann sich für Sie ein Auto-Schutzbrief lohnen. Hier werden die Kosten von Pannen- und Unfallhilfe, Abschleppen und eventuellem Ersatz durch einen Mietwagen übernommen. Außerdem sind Sie durch einen derartigen Schutzbrief ebenfalls versichert bei personenbezogenen Leistungen wie Krankenrücktransport, Kostenerstattung bei Reiseabbruch oder Hilfe beim Todesfall im Ausland. Typische Anbieter von Auto-Schutzbriefen sind die Automobil-Clubs. Diese Versicherungen sind nicht unbedingt nötig, können jedoch demjenigen, der viel mit dem Auto auf Achse ist, Geld und vor allem Nerven sparen.
Wahre Geldverschwendung ist laut BdV eine Reisegepäckversicherung. Die meisten Versicherer gehen im Falle eines Diebstahls nämlich von der groben Fahrlässigkeit des Geschädigten aus und zahlen keinen Cent. Koffer dürfen nach Versicherungsregeln nicht einfach neben sich gestellt, sondern müssen zwischen die Beine geklemmt werden, damit im Falle eines Diebstahls überhaupt auch nur anteilig etwas gezahlt wird. Außerdem darf in südlichen Ländern kein Schmuck getragen und eine Kamera nicht über die Schulter gehängt werden – das provoziert Diebe unnötig. Der BdV weist Reisende daraufhin, dass bei Beraubung oder Einbruch innerhalb Europas und je nach Versicherung sogar weltweit, die Hausratsversicherung aufkommt. Der Diebstahl von Wertsachen aus einem aufgebrochenen Hotelzimmer, Safe oder aus einem im Parkhaus geparkten Wagen wird in den meisten Fällen durch eine solche Versicherung bereits abgedeckt.
Überlegen Sie sich vor Ihrem nächsten Urlaub gut, welche dieser Versicherungen für Sie in Frage kommt. Sie sollten darauf achten, auf keinen Fall am falschen Ende zu sparen, denn wie der Fall von Bernd gezeigt hat, kann das teuer werden. Sparen können Sie, indem Sie auf die vorgefertigten „Rund-um-sorglos-Pakete“ verzichten. Informieren Sie sich, inwieweit im Urlaub auftretende Schäden bereits durch Ihre „heimischen“ Versicherungen, wie die Krankenversicherung, abgedeckt sind. Gehen Sie nicht sofort auf Pauschalangebote von einzelnen Versicherern ein, sondern erkundigen Sie sich zunächst beim Verbraucherschutz, zum Beispiel beim BdV.
Autorin: Anne Bartel, Platinnetz-Redaktion