Für viele wird es Romy Schneider ihr Leben lang bleiben: Die Sissi aus der gleichnamigen Film-Trilogie. Für Romy Schneider ist diese Rolle sehr zwiespältig, zwar verdankt sie ihr den großen Durchbruch, kann sich aber andererseits nicht mit dem Image des lieben Mädchens anfreunden, das sie durch die Filme erhält.
1938 wird sie in Wien geboren und wächst überwiegend bei ihren Großeltern und im Internat auf. Schon zu Schulzeiten vertraut Romy Schneider ihrem Tagebuch an, dass sie Schauspielerin werden muss! Ihre Eltern, die sich trennen, als Romy Schneider fünf Jahre alt ist, sind ebenfalls beide Schauspieler. So hat Rosemarie Magdalena Albach, wie sie ursprünglich heißt, ihr Filmdebüt bereits 1953 in dem Heimatfilm „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“, in dem ihre Mutter Magda Schneider die Hauptrolle spielt. 1955 wird der erste Sissi-Film gedreht und ist wie auch der zweite und dritte Teil äußerst erfolgreich. Im Mittelpunkt steht das Leben der Kaiserin Elisabeth, die von Romy Schneider gespielt wird. Wenn man sich vor Augen führt, dass Romy Schneider erst sechzehn Jahre alt ist, als sie die Rolle der Sissi übernimmt, wird klar mit welch hohen Erwartungen sie schon in jungen Jahren umgehen muss. Bei den Dreharbeiten zum letzten Teil von Sissi zwei Jahre später hat sie innerlich bereits mit dem Image von Sissi abgeschlossen. Ihr reicht es nicht mehr, das von allen geliebte junge Mädchen, die Prinzessin, darzustellen.
Romy Schneider und ihr internationaler Erfolg
1957 kommt der letzte Teil von Sissi heraus. Bereits ein Jahr später kehrt Romy Schneider dem deutschsprachigen Raum den Rücken: Sie lernt Alain Delon bei Dreharbeiten zu einem Film kennen, beide verlieben sich ineinander und Romy Schneider zieht zu ihm nach Paris. Hier spielt Romy Schneider erfolgreich Theater und möchte sich selbst und dem Publikum demonstrieren, dass sie mehr als nur Sissi zu bieten hat. Spätestens 1962 muss sie jedoch niemandem ihre Fähigkeiten als Schauspielerin mehr beweisen: Romy Schneider nimmt ein Angebot aus Hollywood wahr und dreht den Film „Die Sieger“ unter der Regie von Carl Foreman. Ziemlich schnell folgt bereits das zweite Filmangebot aus Hollywood – „Der Kardinal“. Romy Schneider ist nun schon so gut im Geschäft, dass ihrer Forderung nach einer Nebenrolle für ihren Vater nachgegeben wird und so drehen beide zum ersten, aber auch einzigen Mal zusammen. In den 1970er Jahren wird Romy Schneider die erfolgreichste Schauspielerin des französischen Films und erhält unter anderem den César, den nationalen französischen Filmpreis.
Mythos Romy Schneider
Privat kommt das Leben von Romy Schneider nie richtig zur Ruhe. Nachdem sich Alain Delon 1964 von ihr trennt, unternimmt sie einen Suizidversuch. Zwei Jahre später heiratet sie den Schauspieler und Regisseur Harry Meyen, mit dem sie einen Sohn bekommt. Sie lässt sich jedoch bereits sieben Jahre später wieder scheiden. Auch ihre nächste Ehe, aus der eine Tocher hervorgeht, hält nur sechs Jahre. Ihr Leben wird zusätzlich von Schicksalsschlägen überschattet: Ihr Ex-Mann Meyen nimmt sich das Leben, ihr Sohn verunglückt 1981 tödlich und sie selbst erkrankt schwer und muss sich eine Niere entfernen lassen. 1982 stirbt sie schließlich im Alter von nur 43 Jahren. Bemerkenswert ist der Mythos zu dem Romy Schneider geworden ist. Ihre Rolle wird dabei sehr unterschiedlich gesehen und bewertet. Unbestritten ist sicher ihre Schönheit und Ausstrahlung. Aber während sie in Frankreich bis heute als eine international erfolgreiche Schauspielerin anerkannt ist, wird Romy Schneider im deutschsprachigen Raum ihr Sissy-Image nie mehr richtig los. Offensichtlich liebt sie es, die Öffentlichkeit zu provozieren und ihr Prinzessinnen-Image zu zerstören: So nimmt sie an der Aktion „Wir haben abgetrieben“, die von Alice Schwarzer 1971 initiiert und im Stern publiziert wird, teil und flirtet 1974 in einer Talkshow unübersehbar mit einem Schauspieler-Kollegen, der aber außerdem als Bankräuber verurteilt ist. Den entsetzten Aufschrei der Öffentlichkeit nimmt sie dabei in Kauf. Hinzu kommt, dass ihre Beziehungen zu meist ebenfalls erfolgreichen Männern zur Folge haben, dass ihr Privatleben zu einem Teil des öffentlichen Interesses wird. Die vielen Schicksalsschläge, die Romy Schneider ertragen muss, werden von verschiedenen Medien gerne noch aufgebauscht. So gilt Romy Schneider bis heute als tragische Heldin, die viel zu früh die Bühne des Lebens verlassen musste. Hartnäckig halten sich immer noch Gerüchte über die Ursachen ihres Todes, indem manche einen Selbstmord sehen. Offiziell wird als Ursache jedoch Herzversagen angegeben. Auch wenn es Romy Schneider nicht gerne hören würde, für viele ist und bleibt sie die niedliche, liebenswerte Sissi.
Autorin: Dorothee Ragg, Platinnetz-Redaktion