Stille Verabredung – ein Widerspruch in sich? Bei einem Date möchte man doch jemanden kennenlernen? Wie soll das nun schweigend funktionieren? Da die Nachfrage nach den „Silent Dates“ steigend ist, scheint es keine abwegige Idee zu sein, jemanden ohne Worte kennen zu lernen.
Die Idee, die dahinter steht, ist die Erkenntnis, dass die Wahrnehmung des Gegenübers hauptsächlich über unser Unterbewusstsein abläuft. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle, die eben nichts mit einer direkten Kommunikation zu tun haben.
Beim Silent Dating ist Schweigen Gold
Ein Silent Dating sieht auf den ersten Blick wie ein Speed Dating aus. Oft wird es von einer Agentur organisiert und ca. zwanzig Frauen und Männer treffen sich zum Beispiel in einem Café. Hier sitzen sich dann die flirtwilligen Singles für ca. fünf Minuten gegenüber – bis sich reihum alle kennen gelernt haben. Wie beim Speed Dating versucht man, sich möglichst schnell kennen zu lernen und einzuschätzen. Der große Unterschied des Silent Dating zum klassischen Speed Dating ist nun, dass das Sprechen nicht gestattet ist. Stattdessen heißt es, sich ohne Worte zu unterhalten. Das ist sicher im ersten Moment eine sehr ungewohnte Situation: Man möchte jemanden kennenlernen und muss aber den Impuls unterdrücken, ein Gespräch zu beginnen. Es dürfen nur Zettel mit Botschaften ausgetauscht werden und natürlich kann man so auch Fragen formulieren. Auf die Art und Weise entsteht aber sicher eine ganz andere Form der Kommunikation. Außerdem sind natürlich auch Gestik und Mimik erlaubt.
Zu welchem Flirttyp passt Silent Dating am besten?
Lust am Flirten sollte man auf jeden Fall haben: Denn der Augenkontakt ohne Worte ist sehr intensiv und aussagekräftig. Wer gerne etwas Neues bei der Suche nach dem zukünftigen Partner ausprobiert, ist bei einem Silent Dating genau richtig aufgehoben. Vielleicht fällt es auch dem einen oder anderen leichter, sich über ein Blatt Papier zu artikulieren als Dinge direkt auszusprechen. Wer dazu neigt, aufgeregt zu sein oder wem das Sprechen am Anfang nicht so leicht fällt, der meistert die ersten Hürden des Kennenlernens vielleicht besser schriftlich. Irgendwann führt natürlich kein Weg mehr an der direkten Kommunikation vorbei, aber vielleicht wird das durch das langsame Herantasten erleichtert.
Christiane (47) hatte einfach Lust auf ein Abenteuer. Im Internet fand sie einen Hinweis auf ein Silent Dating in ihrer Stadt und meldete sich an: „Ich habe mir vorher ein paar Fragen zurecht gelegt. Aber so ganz konnte ich mir nicht vorstellen, wie das Dating ablaufen würde. Nach den ersten peinlichen Momenten, in denen erst einmal keiner wusste, wie man damit umgeht, sich ohne Worte gegenüber zu sitzen, war es total spaßig. Man konnte sich die üblichen Fragen stellen, aber manchmal auch einfach eine passende Geste zu einem Zettel machen. Besonders schön war auch, die Reaktion des Anderen beim Lesen zu beobachten. Wenn ich etwas Lustiges geschrieben hatte und der Gegenüber auf einmal grinsen musste.“
Ähnliche Beobachtungen bestätigen viele, die ein Silent Dating mitgemacht haben. Die Erfolgschancen sind dabei nicht unbedingt höher, als beim herkömmlichen Speed Dating. Christiane traf sich mit zwei Männern nach dem Dating noch einmal. Dabei waren sie sich auch mit Worten genauso sympathisch wie zuvor – aber zu mehr hat es dann doch nicht gereicht. Wer also Lust auf Neues hat und sich nicht scheut, fremden Menschen schweigsam aber dennoch kommunikativ gegenüber zu sitzen: Auf zum ersten Silent Dating!
Autorin: Dorothee Ragg, Platinnetz-Redaktion