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Sprüche und Botschaften aus der Kindheit prägen lebenslang


"So groß wie du bist, findest du nie einen Mann!" Solch unbedachte Aussagen der Eltern treffen tief und prägen sich ein. Die meisten Menschen kennen solche oder ähnliche Sprüche aus ihrer Kindheit. Und oft sorgen sie viele Jahre für völlig unnötige Komplexe. Was kann man dagegen tun?

Lisa (45) ist eine begeisterte Freizeit-Tänzerin. Schon als Kind war sie fasziniert vom Ballett und wollte nur zu gern lernen, wie eine Ballerina zu tanzen. „Als ich damals mit 7 Jahren meiner Mutter sagte, dass ich tanzen lernen will, hat sie schlicht gesagt: du kannst nicht zum Ballett, du bist zu dick dafür. Heute weiß ich, dass meine Mutter es mal wieder nur gut gemeint hat. Ich war früher wirklich ein kleines Pummelchen. Sie wollte mir ersparen, eventuell ausgelacht zu werden. Aber der Satz „dafür bist du zu dick“ hat sich tief in meinem Unterbewusstsein verankert. Bis heute bin ich sicher, für das Tanzen eigentlich zu dick zu sein. Es hat lange gedauert, bis ich mich davon befreit habe und mir das egal wurde. Aber der Gedanke ist immer noch da.“
Ähnliche Erfahrungen hat auch Sabine (42) gemacht. Sie hat wunderschöne rote Locken, auf die sie heute sehr stolz ist. „Für mich als Kind war das die Hölle. Meine Klassenkameraden haben mich nur ‚Mohrrübe’ oder ‚Feuermelder’ genannt. Ich wollte nichts lieber als schwarze Haare. Hat lange gedauert, den Komplex abzulegen.“

Sprüche können die Wahrnehmung prägen

Viele Sprüche von wohlmeinenden Eltern, gedankenlosen Schulkameraden oder von fremden Erwachsenen hinterlassen einen tieferen Eindruck als gedacht. Botschaften prägen sich ein und setzen sich fest, so dass man sie lange Jahre mit sich herum trägt. Erwachsene denken sich meistens nichts dabei, wenn sie Dinge wie: „Dafür bist du zu dick“ sagen. Auch scheinbar harmlose Sätze wie: „Lass mich das mal machen, du hast zwei linke Hände“ prägen sich ein. Je sensibler und intelligenter ein Kind ist, desto länger wirken unbedachte Sprüche und Botschaften der Eltern. Oft verfolgen sie einen sogar bis ins Erwachsenenalter.
Kinder glauben instinktiv alles, was ihre Eltern ihnen sagen. Wenn die Mutter meint, man wird nie rechnen lernen, dann wird das wohl stimmen. Wenn der Vater sagt, dass man viel zu dünn sei, dann muss das so sein. Solche Sprüche können sich im Lauf der Jahre zu selbst erfüllenden Prophezeiungen entwickeln. Wer überzeugt ist, handwerklich ungeschickt zu sein, wird sich nie daran versuchen und diese Seite an sich nie entwickeln oder ständig mit Versagensängsten zu kämpfen haben. Auch die von den Eltern als harmlos empfundenen Scherze über die Figur oder das Äußere können bei Mädchen lange nachhallen. Dann wird eine Diät an die nächste gehängt obwohl das objektiv gar nicht nötig wäre oder Kopf und Schultern werden eingezogen, um sich kleiner zu machen, damit man die Männer nicht überragt. Mädchen werden auch gern mit dem Spruch „Das musst du doch verstehen, du bist doch so vernünftig“ zur Ruhe gebracht. So entsteht der Eindruck, sich nicht wehren zu dürfen oder immer zu Gunsten der anderen zurückstecken zu müssen. Das abzulegen ist nicht einfach.

Sprüche entmachten

Entscheidend ist, wie man im Lauf der Jahre und der eigenen Entwicklung mit den Sprüchen der Eltern und Freunde umgeht. Man muss den Rucksack der Kindheitserfahrungen nicht ein Leben lang mit sich herum tragen. Neue Erfahrungen erweitern den eigenen Horizont, man bekommt neue Sprüche zu hören, die vielleicht das Gegenteil von früher beinhalten. Und dann beginnt man darüber nachzudenken, was denn wohl stimmt. Oder stimmt vielleicht nichts von alledem? Dann verlieren die Sprüche und Botschaften aus der Kindheit entweder automatisch an Bedeutung oder man arbeitet aktiv daran, sie zu entmachten. Am besten wirken gegenteilige Erfahrungen: Trotz der angeblich moppeligen Figur kann sich Lisa im Tanzen verwirklichen, trotz der roten Locken hat Sabine ihren Traummann geheiratet. Es ist wichtig, Selbstvertrauen aufzubauen, um den Sprüchen der anderen innerlich etwas entgegen halten zu können.
Wer nicht das Glück hat, positive Erfahrungen zu machen oder nicht in der Lage ist, positive Erfahrungen anzunehmen, sollte eine Therapie in Betracht ziehen. Hier können versteckte Botschaften aufgespürt und entkräftet werden. Oft ist einem selbst gar nicht bewusst, warum man sich ständig mit Versagensängsten herumschlägt. In der Therapie können dann die entsprechenden Zusammenhänge aufgedeckt und die Kindheit hinter sich gelassen werden. 

Autorin: Elke Liermann, Platinnetz-Redaktion