Wir alle kommen im Leben an den Punkt, an dem wir einen geliebten Menschen verlieren. Psychologen weisen immer wieder auf die Wichtigkeit hin, schon in jungen Jahren den Tod als Teil des Lebens zu sehen und mit Verlusten umgehen zu lernen. Doch im Endeffekt ist man durch nichts darauf vorbereitet.
Wie geht man mit seinem Schmerz um, wenn es zu einem Trauerfall kommt?
Trauerarbeit – arbeiten mit und an sich selbst
Gibt es einen Königsweg für den Umgang mit der Trauer? Zur Überwindung der Trauer gibt es zwei Ansätze: Die Verdrängung und die Verarbeitung. Seit langer Zeit wissen wir aus der Psychologie, dass Verdrängen nie eine Lösung für Probleme ist. Indes ist eine Verarbeitung mitunter mühsam – das Wort Arbeit steckt bereits mit drin. Mit Trauerschmerz umgehen bedeutet täglich eine neue Aufgabe.
Trauer wird von jedem Hinterbliebenen sehr unterschiedlich erlebt und gelebt. Die Nähe und Verbundenheit mit den Verstorbenen sind dabei mit entscheidend. Gefühle wie Angst, Hilflosigkeit oder auch Wut können ebenso dazu gehören wie körperliche Leiden, wie zum Beispiel Schlaflosigkeit, Magenprobleme und Kopfschmerzen.
Der Umgang mit dem Tod hat immer verschiedene Phasen. Anfangs kann es ein wahrer Schockzustand sein, den man durchlebt. Auch gibt es die Phase der Leugnung, in der man den Verlust nicht wahrhaben will. Am Ende ist es aber wichtig, den Tod der nahestehenden Person als Tatsache zu akzeptieren.
Eine weitere Phase tritt gewöhnlich nach der Beisetzung ein. Im Anschluss an Organisation und Trauerfeier geht es jetzt darum, nicht in ein sprichwörtliches „tiefes Loch“ zu fallen. Angehörige und Freunde können sich gegenseitig helfen und unterstützen.
Die Lücke nicht füllen, sondern mit ihr leben
Der Verlust eines Menschen reißt eine Lücke in das Leben der Hinterbliebenen. Zentral für die Verarbeitung eines Todesfalls ist, dass der erlittene Verlust vergegenwärtigt und realisiert wird – nur so kann eine Auseinandersetzung mit ihm erfolgen, der in der Folge eine Verarbeitung zulässt. Helfen Sie Freunden oder Verwandten bei der Bewältigung des Alltags – bzw. lassen Sie sich selbst helfen. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die Unterstützung brauchen. Dinge, welche die Trauernden beispielsweise mit dem Verstorbenen zusammen unternommen haben, können jetzt andere übernehmen. Wichtig ist dabei zu erkennen, dass man den Toten damit nicht „hintergeht“.
Bei der Trauerarbeit kann Glaube helfen
Seit Urzeiten haben Menschen der Idee nachgehangen, dass das fühlbare, irdische Leben nicht alles sein kann. Noch immer ist die Vorstellung, dass nach dem Tod noch etwas kommen kann, ja kommen müsse, weit verbreitet. Es ist tröstlich, hilfreich und angenehm sich vorzustellen, dass sich der geliebte Mensch nun an einem anderen, schöneren Ort befindet. Je schlimmer der Verstorbene etwa an einer Krankheit gelitten hat, desto eher trösten einen solche Gedanken. Die Hoffnung auf irgendeine Art von Wiedersehen im Jenseits gibt vor allem gläubigen Menschen Halt. Doch hilft das nur wenig bei der Bewältigung des eigenen, sehr irdischen Verlustschmerzes. Trauer übermannt uns hier und jetzt. Wir verlieren den Halt, suchen nach Sinn und nach einem Weg dem Schmerz zu begegnen. Die Trauerarbeit findet im Diesseits statt.
Autor: Torben Riener, Platinnetz-Redaktion