Das Potenzmittel Viagra sorgt immer wieder für Schlagzeilen, in den letzten Jahren jedoch eher in der medizinischen Forschung als in der Rubrik Potenzmittel. Die Entdeckung von Viagra als Potenzmittel war eher ein zufälliger Fund. Der Wirkstoff Sildenafil sollte eigentlich für ein Herzmedikament verwendet werden.
Probanden entdeckten schließlich den überraschenden Nebeneffekt des Herzmittels, das sie gerade testeten.
Viagra und die Erfindung neuer Krankheiten
Nach anfänglich erfolgreicher Vermarktung stagnieren die Absatzzahlen des Potenzmittels Viagra seit einigen Jahren. Da die Erforschung eines Wirkstoffes oft sehr langwierig und damit auch kostenintensiv ist, gehen Pharmakonzerne zunehmend dazu über, nach weiteren Einsatzmöglichkeiten für ihre Medikamente zu suchen. So können Sie ohne kostspielige zusätzliche Forschungsarbeit mit bereits getesteten Wirkstoffen noch an anderer Stelle Geld verdienen. Kritiker werfen der Pharmaindustrie sogar das regelrechte Erfinden neuer Krankheitsbilder vor. Es würden nicht mehr Medikamente gegen bestimmte Krankheiten gefunden, sondern das passende Syndrom zu einem bereits existierenden Medikament gesucht, so der Vorwurf. So wurde vor einigen Jahren eine neue Krankheit unter der englischen Bezeichnung "Female Sexual Dysfunction Syndrom" (weibliche sexuelle Funktionsstörung) weltweit bekannt. Mit dieser Störung soll die Schwierigkeit einiger Frauen, beim Sex zum Höhepunkt zu kommen, erklärt werden. Neben Sexualtherapeuten bestreitet auch ein renommiertes medizinisches Fachblatt die Existenz dieser Krankheit. Auffallend ist unter anderem, dass ein Pharmakonzern bei der Entwicklung eines Fragebogens beteiligt war, was die Aussagekraft dieser unter Frauen durchgeführten Umfrage in Zweifel stellt. Als eines der wirksamen Medikamente gegen diese sexuelle Störung sollte Viagra vermarktet werden. Von dieser Idee hat man nun Abstand genommen, forscht aber weiter nach Wirkstoffen gegen die weibliche sexuelle Funktionsstörung.
Viagra gegen Jetlag?
Andere Forschungen legen nahe, dass Viagra eines der Medikamente gegen den Jetlag werden könnte. In Argentinien fanden Wissenschaftler bei Versuchen mit Hamstern heraus, dass sich diese, nachdem man ihren Tagesrhythmus geändert hatte, bei gleichzeitiger Einnahme von Viagra schneller an den neuen Tagesablauf gewöhnen konnten. Das liegt daran, dass der Wirkstoff Sildenafil den Abbau einer Substanz blockiert, die für das Funktionieren der inneren Uhr verantwortlich ist. Bisher sind noch keine klinischen Studien zu dieser neuen Wirkungsweise durchgeführt worden. Doch möglich wäre bei erfolgreicher Erprobung der Einsatz sowohl beim Jetlag als auch für Schichtarbeiter, die generell unter einem unregelmäßigen Tagesablauf leiden. Kritiker merken jedoch auch in diesem Fall an, dass der Jetlag keine wirkliche Krankheit, sondern eher ein normaler, vorübergehender Zustand des Körpers und deshalb ein medikamentöser Eingriff nicht nötig sei.
Abgesehen davon ist Viagra neben der Bekämpfung von Erektionsstörungen im Moment nur für die Behandlung bei Lungenhochdruck zugelassen. So mancher ehrgeizige Bergsteiger nimmt allerdings Viagra ein, um seine körperliche Fitness zu erhöhen. Angeblich, so behaupten Forscher zumindest, würde diese vor allem in höheren Regionen Dank Viagra um 45 Prozent gesteigert. Doch selbst der Hersteller warnt vor einem wahllosen Einsatz von Viagra, denn zum Beispiel bei Kombination mit blutdrucksenkenden Medikamenten kann es zu einem extremen Blutdruckabfall kommen, der sogar eine Gefahr für das Leben bedeuten kann. Viagra sollte also, ähnlich wie andere Medikamente, auch nur im Falle einer Potenzschwäche oder bei Lungenhochdruck eingenommen werden.