Andere Länder, andere Sitten. Wer im Urlaub verreist, sollte sich vorher ein wenig über die Sitten und Gebräuche seines Urlaubsziels informieren, wenn er nicht unangenehm auffallen möchte. Was bei uns völlig normal ist, kann anderswo als schlechtes Benehmen aufgefasst werden.
Wer zum ersten Mal nach Asien reist, wird sich sehr über die dort herrschenden Tischsitten wundern. Da wird geschmatzt und gerülpst und die Nase lautstark hochgezogen. Schnäuzt sich der scheinbar gesittete Tourist aus Deutschland aber dezent die Nase, wird das mit einer hochgezogenen Augenbraue quittiert. Das geht nun wirklich nicht. Das ist unhöflich. Wer also auf Reisen versteckte Fettnäpfchen vermeiden will, sollte sich vorher über die Kultur des Landes und seine Sitten und Gebräuche informieren.
Die andere Kultur akzeptieren
Besonders viele versteckte Fettnäpfchen lauern in jeder Kultur, die sich von der europäischen stark unterscheidet. Gerade asiatische Länder haben oft ein komplexes System von Regeln und Sitten, das ihre Kultur prägt. Japaner zum Beispiel erwarten von europäischen Touristen Zurückhaltung und Höflichkeit. Sie sind aber auch bereit, Fehltritte zu verzeihen, die aus offensichtlicher Unkenntnis der japanischen Kultur resultieren. In der japanischen Kultur begrüßt man sich durch eine Verbeugung mit geradem Rücken. Händeschütteln kommt unter Japanern nicht vor. Für Europäer wird aber eine Kombination aus einer leichten Verbeugung und einem schwachen Händedruck benutzt. Man ist höflich und kommt der Kultur des Gastes entgegen. Einen zu festen Händedruck sollte man unbedingt vermeiden.
Auch beim Essen lauern Fettnäpfchen auf den unbedarften Urlauber. Wird man in China oder Japan von seinem Gastgeber zum Essen eingeladen, überlässt man diesem die Bestellung im Restaurant. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt, so gebietet es die Höflichkeit. Zumindest probieren sollte man die Speisen, wenn man den Gastgeber nicht beleidigen will. Ebenso gebietet es die Höflichkeit, den Trinkspruch freundlich zu erwidern.
Etwas seltsam erscheint es uns Europäern, beim Essen die Schüssel zum Mund zu führen und mit den Stäbchen Nudeln oder Reis in den Mund zu „schaufeln“. In der Kultur Asiens ist das keineswegs unüblich. Lautstarkes Schmatzen ist ein Zeichen des Genusses und ein Kompliment an den Koch. Vorsicht aber beim Trinkgeld! In asiatischen Ländern ist guter Service selbstverständlich und bedarf keiner Extra-Belohnung. Trinkgeld ist in dieser Kultur absolut unüblich und könnte sogar als Beleidigung aufgefasst werden, wenn man sich nicht gerade in einer Touristen-Hochburg aufhält.
Besucht man in Amerika oder England ein Restaurant, sollte man nicht, wie in Deutschland üblich, gleich den ersten freien Tisch in Besitz nehmen. Hier wartet man am Eingang, bis man vom Personal zum Tisch geführt wird. Anderenfalls kann es sein, dass man schlicht ignoriert wird.
Im Gegensatz zur asiatischen Kultur verlangen die Sitten in Amerika unbedingt ein Trinkgeld. Wer daran spart, wird als absolut unhöflich wahrgenommen. Die Höhe des Trinkgeldes schwankt zwischen 10 und 20 Prozent. Ist, wie zum Beispiel in England, das Trinkgeld als „service charge“ bereits auf der Rechnung ausgewiesen, kann man darauf verzichten. Das geht aber wirklich nur dann, wenn das Trinkgeld schon auf der Rechnung steht. Anderenfalls lässt man es beim Gehen einfach auf dem Tisch zurück.
Andere Kultur auch auf offener Straße
Wer meint, er könne sich auf offener Straße genauso benehmen wie Zuhause, liegt falsch. Was bei uns normal ist, kann in einer anderen Kultur als unhöflich oder unschicklich gelten. So sollte man sich in Indien, China oder Japan niemals in der Öffentlichkeit die Nase putzen. Das gilt als absolut unhöflich. Lieber die Nase hochziehen, auch wenn es Überwindung kostet. Versteinerte Blicke erntet auch derjenige, der dort seinem Partner auf offener Straße einen dicken Kuss aufdrückt.
Als Frau gilt man in Indien auch dann als unehrenhaft, wenn man zu viel Haut zeigt. Also auch bei 35 Grad im Schatten immer Schultern und Knie bedeckt halten! Das gleiche gilt bei einem Besuch in einem Tempel oder in einer Kirche in Italien.
Vorsicht bei der Wahl der Gesprächsthemen. Ebenso wie es bei uns unangenehm ist, auf das Dritte Reich angesprochen zu werden, hat jede Kultur ihre Eigenheiten, was Gesprächsthemen angeht. Mit Süditalienern sollte man sich zum Beispiel nicht über die Mafia unterhalten oder mit Chinesen nicht über Tibet diskutieren. Auch das Thema Menschenrechte ist tabu. In den USA sind scheinbar harmlose Fragen nach Religion und Alter verpönt. Wer also nicht anecken möchte, sollte sich diese Fragen besser verkneifen. Ebenso zurückhalten sollte man sich mit Kritik über die jeweilige Kultur, die Sitten oder die Religion des Landes. Wir empfinden es schließlich auch als unhöflich, wenn Gäste unsere Bräuche kritisieren.
Wer sich im Urlaub nicht benimmt wie die Axt im Walde und Land und Leuten mit Respekt begegnet, hat gute Chancen, die größten Fettnäpfchen zu umschiffen. Wenn man sich vor Antritt der Reise mit den wichtigsten Regeln der jeweiligen Kultur vertraut macht, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.
Autorin: Elke Liermann, Platinnetz-Redaktion