Unzählige Bienen schwirren aufgebracht um den Mann mit dem Hut und der Pfeife herum. Sehr langsam greift er in den Bienenstock und zieht vorsichtig eine Wabe heraus. Hier lagert das flüssige Gold, die Arbeit der vielen Bienen, die sich der Mensch bereits seit Jahrtausenden zu Nutze macht.
Honig zu produzieren ist Schwerstarbeit für die Bienen. Ungefähr 1000 Blüten muss eine Arbeiterbiene anfliegen, bis ihr stecknadelgroßer Magen ganz mit Nektar gefüllt ist. Diesen Nektar trägt sie zum Stock, wo sie ihn wieder auswürgt. Sofort stehen Stockbienen bereit, die den Nektar aufnehmen und ihn immer wieder verdauen, ausspucken und wieder aufnehmen bis er so gut wie kein Wasser mehr enthält. Das erfordert ungefähr 15 bis 20 Minuten ununterbrochene Arbeit der Stockbienen. Erst dann haben Enzyme im Bienemagen den Nektar zu Honig gemacht. Mit diesem füttern die Stockbienen die Königin und versorgen die Brut. 20.000 Flüge einer erfahrenen Arbeiterbiene ergeben einen Liter Nektar, aus dem schließlich 150 Gramm Honig werden. Es heißt also nicht umsonst: „Fleißig wie eine Biene!“
Imker sorgen für ihr Bienenvolk
Die Bienen lagern den Honig in den Waben und verschließen diese mit Wachs, bis der Honig gebraucht wird. Der Imker erkennt an den verschlossenen Waben mit leicht eingefallenen Deckeln, dass der Honig reif zur Ernte ist. Da die Bienen ihre Nahrung nicht freiwillig hergeben, muss der Imker sie vorsichtig von den Waben vertreiben. Dazu benutzt der Imker traditionell Rauch, denn durch diesen wird die Bereitschaft der Bienen, zu stechen, deutlich verringert. Beräucherte Drohnen verlassen den Stock fluchtartig, während die Bienen sich in aller Eile ihre Honigmägen füllen. Man erklärt sich dieses Verhalten damit, dass die Tiere den Rauch für einen nahen Waldbrand halten und instinktiv Rettungsmaßnahmen ergreifen. Dadurch sind sie so beschäftigt, dass sie dem Imker kaum Beachtung schenken. Durch diesen Trick kann der Imker relativ gefahrlos die gefüllten Waben aus dem Stock nehmen.
Die Waben enthalten den gesamten Vorrat an Honig, den das Bienenvolk gesammelt hatte. Damit sie nun nicht verhungern müssen, lässt der Imker ihnen einen Rest Honig zurück und füttert außerdem Zuckerwasser oder Zuckersirup als Ersatz zu. Er achtet außerdem darauf, dass die Bienenstöcke immer in der Nähe blühender Pflanzen stehen und die Bienen genug Nektar sammeln können. Der Imker überwacht die Gesundheit des Bienenvolks und sorgt dafür, dass Schädlinge und Parasiten keine Chance zur Vermehrung haben. Eine anspruchsvolle Aufgabe wenn man bedenkt, dass ein Berufsimker mehrere hundert Bienenvölker gleichzeitig hütet.
Die geernteten, verschlossenen Waben müssen nach der Ernte zunächst entdeckelt, also mit einem speziellen Messer vom Wachs befreit werden. Um an den Honig zu gelangen, werden die vollen Waben danach in eine Honigschleuder eingehängt, wo der Honig mittels Zentrifugalkraft aus den Waben geschleudert wird. Ein sehr feines Sieb vor dem Auffanggefäß der Honigschleuder hält unerwünschte Teilchen ab. Schließlich wird der gereinigte Honig in Gläser abgefüllt und mit Etiketten versehen.
Bio Honig vom Imker
Rund 95 Prozent der Imker in Deutschland sind Freizeit-Imker. 2002 gab es 85.000 Imker mit 820.000 Bienenvölkern. Nur 20 Prozent des hierzulande verzehrten Honigs sind deutscher Honig; der Rest wird aus dem Ausland eingekauft.
Ein ernsthaftes Problem der Imkerei besteht darin, dass es immer weniger Blüten gibt, die von den Bienen angeflogen werden können. Auch der Einsatz von Pestiziden und die generelle Überdüngung wirken sich negativ auf die Imkerei aus. Immer öfter wird daher zum Bio-Honig gegriffen. Da man aber den Flug der Bienen nicht kontrollieren kann, handelt es sich bei Bio-Honig streng genommen um Honig aus biologischer Bienenhaltung. Wie sollte der Imker auch verhindern, dass seine Bienen Blüten anfliegen, die chemisch gedüngt wurden? Trotzdem lohnt es sich, ein bisschen mehr für Bio-Honig auszugeben.
Die Bio Imkerei kommt ohne Medikamente aus und geht respektvoll mit Natur, Pflanzen und Tieren um. So ist zum Beispiel das Ernten des Honigs in der Bio Imkerei wesentlich stressfreier für die Bienen als bei der herkömmlichen Imkerei. Die Bio Imkerei verzichtet auf das Beräuchern der Bienen bei der Entnahme der Waben. Damit der Imker trotzdem nicht gestochen wird, setzt er einen Tag vor der Ernte eine so genannte Bienenflucht ein. Das ist eine Trennwand zwischen Brut- und Honigraum der Bienen. In dieser Trennwand ist eine Öffnung, durch die die Bienen vom Honigraum in den Brutraum gelockt werden, von wo sie den Weg zurück nicht mehr finden. So ist am nächsten Tag der Honigraum mit der Wabe frei von Bienen. So kann die Wabe ohne Stress für das Bienenvolk entnommen werden. Auch für den Bio Imker ist dieses Verfahren günstig, denn er wird bei der Entnahme nicht gestochen.
Biologische Bienenhaltung bedeutet auch, nur so viel Honig zu ernten, dass die Bienen noch genug für ihren Eigenverbrauch haben und auf die Zuckerlösung nicht angewiesen sind. Bio Imker überwintern ihr Bienenvolk mit eigenem Honig und ernten nur so viel, dass genug für die fleißigen Sammler übrig bleibt.
In der Bio Imkerei ist außerdem der Einsatz von Antibiotika verboten. Werden Bienen mit Medikamenten behandelt, gelangen Rückstände von diesen in den Honig. Wer davor sicher sein will, sollte Bio Honig kaufen. Am besten ist es natürlich, den Honig vom Imker zu kaufen.
Autorin: Elke Liermann, Platinnetz-Redaktion