Lernt man als alleinerziehender Single einen neuen Partner kennen, stellt sich schnell die Frage: "Wann stelle ich ihn meinen Kindern vor?" Auch wenn hier das Alter der Kinder eine große Rolle spielt, bleibt der Moment selbst spannend. Wie findet man den günstigsten Zeitpunkt, um allen einen guten Start zu verschaffen?
Das Wichtigste vorne weg: Sie sollten Ihren neuen Partner erst dann den Kindern vorstellen, wenn Sie sich sicher sind, dass sowohl Sie als auch Ihr Gegenüber, es ernst mit der Beziehung meinen. Nur, wenn Sie sich vorstellen können, längerfristig mit dem anderen zusammen zu sein, kommt es überhaupt in Frage, über ein erstes Treffen zwischen ihm und den Kindern nachzudenken. Aber auch in diesem Falle gibt es noch einiges zu beachten. Martinas (52) Kinder sind zwar schon 16 und 18 Jahre alt, doch trotzdem ist sie das Kennenlernen zwischen dem älteren Sohn, der Tochter und ihrem neuen Freund Rolf (65) zu schnell angegangen. "Meine Kinder haben sich richtig zickig verhalten. Egal, was Rolf gesagt oder getan hat, sie haben sich gemeinsam über ihn lustig gemacht."
Neuen Partner und Kinder nicht drängen
"Wahrscheinlich war es mein Fehler, dass das erste Treffen so schlecht gelaufen ist", gibt Martina im Nachhinein zu. "Ich habe meine Kinder quasi überredet, mit uns gemeinsam zu essen. Vielleicht hätten Sie einfach mehr Zeit gebraucht." So wie Martina und Rolf geht es vielen Paaren, die den Schritt wagen und ihre neue Beziehung den Kindern gegenüber preisgeben. Der Fehler ist oft der, den Martina für sich bereits erkannt hat: Nicht nur die Partner, auch die Kinder brauchen eine gewisse Zeit, um den neuen Lebensgefährten akzeptieren zu können. Nur weil der Nachwuchs vielleicht sogar schon von der neuen Partnerschaft weiß, heißt das nicht, dass die Kinder schon bereit für ein Kennenlernen des neuen Partners sind. Auf keinen Fall sollten Sie Ihre Kinder oder auch Ihren Partner dazu drängen, einander vorgestellt zu werden. Hat eine der beiden Seiten Hemmungen oder fühlt sich noch nicht bereit für diesen Schritt, müssen Sie dies unbedingt akzeptieren. Arrangieren Sie dennoch ein Kennenlernen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass gerade die Kinder voreingenommen sind. Der neue Partner bekommt gar nicht erst die Möglichkeit auf eine faire Chance bei Ihrem Nachwuchs. Ob absichtlich oder unbewusst – wenn die Kindern noch nicht so weit sind, werden Sie Ihren neuen Partner nicht annehmen können.
Sich Zeit nehmen
Tritt ein neuer Partner in das Leben eines Elternteils, ist das für Kinder eine schwerwiegende Veränderung der sozialen Struktur ihres Umfeldes. Eine solche Neuerung bringt Ungewissheit, Unsicherheit und manchmal auch Verlustängste mit sich. Oft reagieren Kinder eifersüchtig auf einen neuen Partner, weil sie befürchten, dass er ihnen die Zeit, die sie mit ihrer Mutter oder dem Vater verbringen, streitig machen will. Deshalb sollten Sie darauf achten, dass Sie Ihren neuen Partner zu einem Zeitpunkt in die Familie einführen, an dem Sie genug Zeit haben, um sich um Ihre Kinder und den neuen Partner zu kümmern. Sorgen Sie dafür, dass die Kinder nicht darunter leiden, dass Sie einen neuen Lebensgefährten haben – verbringen Sie nicht auf Kosten Ihrer Kinder die Zeit mit ihm. Hat der Nachwuchs das Gefühl, dass der neue Partner verantwortlich dafür ist, dass Sie weniger Zeit mit ihm verbringen, wird er das Ihrem Partner zu Last legen und in dem Fall hat er wirklich einen schweren Start.
Wo und wie stellt man den neuen Partner den Kindern vor?
Gerade bei jüngeren Kindern empfiehlt es sich, einen neutralen Ort für das erste Kennenlernen zu wählen. Wenn Sie alle gemeinsam einen Ausflug machen, nehmen Ihre Kinder den neuen Partner eher als Gast wahr, statt als Eindringling. Die Kinder und Sie verbringen dann gleich viel Zeit mit ihm, bevor er die Familie auch wieder verlässt und sie mit Mutter oder Vater alleine wieder nach Hause kommen. Wenn Sie etwas für die Kinder Spannendes unternehmen, werden Sie den Partner zudem wahrscheinlich mit einer schönen Erinnerung in Verbindung bringen. Auch Martina glaubt inzwischen, dass ein erstes Treffen in der Familienwohnung wahrscheinlich nicht förderlich für die Beziehung zwischen ihren Kindern und Rolf war. "Die zwei sind zwar eigentlich schon so gut wie erwachsen, aber trotzdem scheinen Sie Rolf als bedrohlich empfunden zu haben. Zum Glück kann ich mit beiden gut reden und wir konnten das mittlerweile klären. Aber wir haben uns alle mit Rolfs Einführung in die Familie mehr Zeit genommen und ich sorge auch dafür, dass eine gewisse Distanz zwischen ihnen ist und sie Rolf nicht unbedingt morgens im Bad über den Weg laufen."
Autorin: Anne Bartel, Platinnetz-Redaktion