Das Kaffeehaus in seiner bekannten Form hat seine Wurzeln in Wien. Eine einzigartige Atmosphäre und charakteristische Kaffeekreationen lassen den Ort zu etwas ganz Besonderem werden. Längst gibt es ähnliche Lokale aber auch in anderen Städten.
Das Wiener Kaffeehaus zeichnet sich durch einen einzigartigen Charakter und ein eigenwilliges Ambiente aus, das man nur in Österreichs Hauptstadt finden kann. Geschichte und Kultur spielen im Kaffeehaus eine große Rolle. Entstanden ist diese kulturelle Eigenart in Wien um die Wende zum 20. Jahrhundert. Nachdem der Kaffeekonsum im 19. Jahrhundert stark angestiegen war und das Getränk einen regelrechten Boom ausgelöst hatte, entwickelte sich auch die zugehörige Kultur. So ist das Lokal ein traditioneller Ort der bürgerlichen Öffentlichkeit, bei dem Konversation eine entscheidende Rolle spielt. Dabei steht das eigentliche Kaffeetrinken und Kuchenessen nicht im Vordergrund. In der Regel saß man dort stundenlang, blätterte in ausliegenden Zeitungen und unterhielt sich.
Das Kaffeehaus und Literatur
Schriftsteller wie Karl Kraus, Joseph Roth und Franz Werfel nutzten das Kaffeehaus, um dort an Romanen oder Artikeln zu arbeiten. Diese Art zu schreiben war eine zeitlang derart populär, dass man bestimmten Schriftstellern das heute noch vorhandene Etikett Kaffeehausliterat gab. Die Blütezeit der Schriftsteller im Kaffeehaus dürfte dabei von der Jahrhundertwende bis zum Ersten Weltkrieg gedauert haben und ist eng mit den Verhältnissen des Fin de Siècle verbunden. Insgesamt existierte diese kulturelle Eigenart in ihrer ursprünglichen Form aber zwischen 1890 und 1938. Der Untergang der Habsburger Monarchie ist mit dem Leben im klassischen Wiener Kaffeehaus eng verknüpft. Aber die klassischen Kaffeehäuser existieren natürlich heute noch in Österreichs Hauptstadt. Heute gibt es viele touristische Angebote, die Führungen durch Wien veranstalten und dabei dem Kaffeehaus eine besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen.
Das Kaffeehaus auf der ganzen Welt
Seine Ursprünge hat das Kaffeehaus aber eigentlich nicht in Wien. Die Idee einer Gaststätte, in der Kaffee angeboten wird, geht zurück bis ins Osmanische Reich: Kairo, Damaskus und Aleppo waren Städte, die eine solche Kultur bereits sehr viel früher als das westliche Europa auf weisen konnten . Das erste Kaffeehaus dieser Art wurde 1647 in Venedig eröffnet, und ziemlich schnell folgten ähnliche Lokale in England, bis 1677 das erste Kaffeehaus in Hamburg entstand. Und auch die Kaffeekultur ist nicht allein in Wien zu Hause: Eine ähnliche Tradition gibt es auch in Prag und Budapest. Aber die typische Vorstellung, wie sie heute in den Köpfen der Menschen herrscht, findet man nur in einem Wiener Kaffeehaus.
Autor: Edgar Naporra, Platinnetz-Redaktion