Viele gönnen sich am Ende eines anstrengenden Tages ein Gläschen Wein am Abend, um auszuspannen. Doch beim zweiten Glas oder spätestens der halben Flasche kommt der eine oder andere ins Grübeln: Ist das jetzt gesund? Aber empfehlen nicht sogar Ärzte den regelmäßigen Genuss von Rotwein allerdings in Maßen?
Während also die Auswirkungen auf die Gesundheit immer wieder zur Diskussion stehen, ist es unbestritten, dass der Wein seit langer Zeit ein fester Bestandteil europäischer Kultur ist.
Der Wein und seine Geschichte
Der Weinanbau begann bereits vor tausenden Jahren wahrscheinlich im Gebiet des heutigen Georgien im Kaukasus. Die Phönizier und Griechen "verteilten" die Rebe dann im Mittelmeerraum und die Griechen brachten sie schließlich in ihre Kolonien nach Süditalien und Südfrankreich, wo sie schon bald von den einheimischen Bewohnern weiter kultiviert wurde. Mit Hilfe der Römer verbreitete sich der Wein schließlich durch das Rhonetal in die nördlicheren Gebiete und nach Spanien. So wurden die meisten auch heute noch existierenden Anbaugebiete in Frankreich, Italien, Spanien, Ungarn, Deutschland und Österreich begründet. Nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reichs brach auch für den Weinbau eine dunkle Zeit an, die dann von den christlichen Mönchen beendet wurde. Viele der heutigen Weingärten wurden von Mönchen bereits zur Zeit Karls des Großen angelegt, besonders deutlich erkennt man das in Burgund, wo der Name "Clos", wie zum Beispiel beim berühmten Clos Vougeot, auf eine von Mönchen angelegte Umfriedung des Weinbergs hindeutet.
Wahrheiten und Unwahrheiten über den Wein
Einige Eigenschaften werden dem Wein durchaus zu Recht zugeschrieben. Wobei man vorsichtig sein muss, denn Wein in größeren Mengen hat natürlich gar keine positiven Auswirkungen mehr.
Wein soll vor einem Herzinfarkt schützen, wird oft behauptet. Dies entspricht tatsächlich der Wahrheit, denn Wein hat eine positive Auswirkung auf die Blutfettwerte und trägt zu einer Vermehrung des "guten" HDL-Cholesterins und einem gleichzeitigen Absinken des LDL-Cholesterins bei. Zusätzlich nimmt die Gerinnungsfähigkeit des Blutes ab und damit wird die Gefahr eines Gefäßverschlusses reduziert.
Wein ist gut für die Krebsvorbeugung: Richtig oder falsch? Wein enthält nachweislich Antioxidantien, die gut gegen die Entstehung von Krebs sind. Zellmutationen, die auch beim Krebs eine Rolle spielen, können durch Antioxidantien nämlich verhindert werden. Bisher gibt es aber nur den Nachweis, dass Antioxidantien im Labor den Krebs verhindern. Aber ob dies auch für den Menschen gilt, konnte bisher nicht bewiesen werden. Umstritten ist unter anderem, inwiefern die im Wein enthaltenen Antioxidantien überhaupt vom menschlichen Körper verwertet werden können.
Wein macht dick, ist wohl eine Aussage, mit der sich viele immer wieder beschäftigen. Leider trifft das auch weitestgehend zu, denn Wein hat circa sieben kcal/g und steht damit dem Fett in nichts nach. Wer also zusätzlich zur sonstigen Nahrungsmenge ein paar Gläser Wein trinkt, wird auch dementsprechend zunehmen. Natürlich zählt am Ende eines Tages immer die Energiebilanz, die sich aus den insgesamt konsumierten Kalorien und deren Verbrauch zusammensetzt.
Besonders Rotwein schützt vor Alzheimer? Dies soll durch das im Wein enthaltene Resveratrol, das auch ein Antioxidans ist, geschehen. Resveratrol verhindert die Bildung von Eiweißen, die im Gehirn von Alzheimer-Patienten Ablagerungen bilden. Allerdings reicht das Vorkommen dieses Stoffes im Rotwein nicht aus, um seine positive Wirkung zu entfalten. Damit lässt sich der Genuss von Rotwein nicht mit dem Hinweis auf eine Prophylaxe vor Alzheimer rechtfertigen.
So mancher glaubt auch dem Leitsatz: Wein senkt den Blutdruck. Doch hier ist wirklich Vorsicht geboten, denn diesem Spruch sollten vor allem Menschen, die bereits an Bluthochdruck leiden, keinen Glauben schenken. Alkohol hat genau die gegenteilige Wirkung, er fördert den Bluthochdruck! Experten empfehlen deshalb Menschen, die unter Bluthochdruck leiden, täglich nicht mehr als ein Glas Wein zu trinken.
Manches ist noch ungeklärt
Rotwein soll gesünder sein als Weißwein? Das behaupten wohl am hartnäckigsten die Liebhaber des roten Rebensaftes, aber wirklich beweisen, lässt sich das nicht. Es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen der Herstellung von Rot- und Weißwein: Beim Rotwein werden auch die Schalen der Trauben mitverwendet, während beim Weißwein ausschließlich der Traubensaft verarbeitet wird. Dabei kommt es zu einem größeren Anteil von Antioxidantien beim Rotwein, jedoch gibt es große Unterschiede je nach Rebsorte und Herstellungsprozess, so dass die Behauptung auf keinen Fall generell gilt. Hinzu kommen die bereits erwähnten noch ausstehenden Beweise, inwiefern die Antioxidantien vom Körper verwendet werden können.
Biowein ist unbedingt zu bevorzugen? Der einzige Vorteil des Bioweins besteht darin, dass er weniger geschwefelt ist als herkömmlicher Wein. Dies ist aber nur für manchen Allergiker von Bedeutung, da der Schwefel normalerweise keine Auswirkungen hat. Pestizide spielen kaum eine Rolle, sie sind zwar beim Biowein grundsätzlich verboten, werden aber auch in traditionell gefertigtem Wein kaum und wenn dann nur in äußerst geringen Mengen gefunden. Der Griff zum Biowein ist also eine individuelle Entscheidung und kaum durch Fakten zu begründen.
Wein in Maßen
Das non plus ultra ist wie bei so vielen Dingen das Maßhalten. Wer abends gerne ein oder auch zwei Gläser Wein genießt, sollte sich nicht davon abhalten lassen. Mehr muss es dann allerdings auch nicht werden, es spielt auch keine Rolle ob es Rot- oder Weißwein ist, dabei zählt einfach nur der persönliche Geschmack.
Und sollten Sie nach einer bestimmten Weinsorte suchen. Mehr zum Thema Wein & Gesundheit bietet dieser Ratgeber.
Autorin: Dorothee Ragg, Platinnetz-Redaktion