„Warum werde ich nicht befördert, obwohl ich es verdient habe?“ Wer sich diese Frage stellt, sucht die Antwort meistens in der eigenen Qualifikation oder gibt sogar dem Chef die Schuld. Doch es kann auch am eigenen Auftreten liegen, wenn die Leistung nicht entsprechend gewürdigt wird.
So wie man sich Mitarbeitern und Vorgesetzten gegenüber verhält, so wird man auch von ihnen wahrgenommen. Durch übertrieben zurückhaltendes oder stark dominantes Verhalten wird man daher häufig schneller in eine Schublade gesteckt, als es einem lieb ist. Wenn sich das dann negativ auf die eigene Karriere auswirkt, bekommt man das eigene Fehlverhalten schmerzlich zu spüren. Um das zu vermeiden, kann man sein eigenes Verhalten am Arbeitsplatz überprüfen und versuchen, die richtige Balance zwischen den beiden Extremen Egoismus und Unterordnung finden.
Ich und die Anderen: Wie viel Engagement ist zu viel?
Wie Sie bei den Arbeitskollegen und beim Vorgesetzten ankommen hängt auch davon ab, wie Sie sich in der Zusammenarbeit präsentieren. Wer sich beispielsweise immer dann als erster meldet, wenn es darum geht Aufgaben zu übernehmen, der ist mit Sicherheit ein äußerst hilfreicher Mitarbeiter und für die Firma ein Gewinn. Aber er läuft auch Gefahr, sich zu viel aufzubürden und sich selbst zum Handlanger zu degradieren. Die Kollegen werden sich daran gewöhnen, Ihnen ungeliebte Aufgaben zuzuschieben und Sie stehen am Ende unter Stress.
Wer dagegen meint, sich dadurch zu beweisen, dass er sich immer durchsetzen kann, egal wie unwichtig die Angelegenheit auch sein mag, kann sich unnötig Feinde machen. Auch diese Form von Engagement ist zu viel des Guten und kann schnell zu einem Schuss ins eigene Bein werden. Die Antwort auf die Frage „Wie viel Engagement darf ich im Beruf an den Tag legen?“ muss lauten: „Schaffen Sie ein gesundes Gleichgewicht zwischen Zurückhaltung und Engagement.“
Konkrete Aussagen und klare Botschaften
Auch starke Unsicherheiten im Auftreten können einem die Karriere verbauen. Natürlich wurde nicht jedem Arbeitnehmer eine große Portion Selbstbewusstsein in die Wiege gelegt. Doch mit einer unsicheren Ausdrucksweise kann man unnötig viel über sich selbst verraten. Das klingt dann beispielsweise so: „Es könnte unter Umständen besser sein, wenn man vielleicht über eine andere Lösung nachdenken würde“. Mit solchen schwammigen Formulierungen überzeugt man die Kollegen und den Vorgesetzten allerdings nicht. Stattdessen präsentiert man den Anderen die eigene Unsicherheit auf dem Silbertablett. Wenn Sie solche Sätze öfters bei sich selbst bemerken, versuchen Sie darauf zu achten, konkrete und kurze Aussagen zu machen. Zögern Sie dabei nicht, anstelle vom unpersönlichen „man“ das Wort „Ich“ zu benutzen. Mit weniger Zurückhaltung und mehr Bestimmtheit kann der obenstehende Satz dann so klingen: „Diese Idee finde ich nicht gut, wir sollten noch einmal daran arbeiten.“ Wer sich derart klar und prägnant ausdrückt, wird verstanden, respektiert und zeigt, dass er weiß wovon er spricht.
Gesunder Egoismus: Die Bedürfnisse des eigenen Ich wahrnehmen
In vielen Ratgebern wird daher gefordert: Legen Sie sich einen gesunden Egoismus zu. Mit einem Ego-Trip hat der Begriff allerdings wenig zu tun. Bei einem gesunden Egoismus geht es viel mehr darum, die eigene Persönlichkeit und das eigene Ich nicht zu unterdrücken, sondern für seine individuellen Bedürfnisse einzustehen und sie mit den Anforderungen am Arbeitsplatz in einen Einklang zu bringen. Schließlich gibt man das eigene Leben nicht bei Arbeitsbeginn ab. Wer etwa länger arbeitet als es sein muss und seine Freizeit für die Firma opfert, der beeindruckt den Arbeitgeber zwar. Aber wer sich bei all dem Engagement selbst aufgibt, der hinterlässt auch beim Chef und den Mitarbeitern ein negatives Bild. Vor allem schadet man aber sich selbst, wenn man unnötig viel von seiner Freizeit in den Arbeitsplatz steckt. Deshalb ist es wichtig, zu Aufgaben auch einmal „Nein“ sagen zu können.
Doch vielen Menschen fällt das schwer. Sie möchten es den Vorgesetzten Recht machen und erfüllen so jede Aufgabe, die sie angeboten bekommen, um nicht als Drückeberger oder fauler Mitarbeiter dazustehen. Doch auch diese Bemühungen können schnell ein negatives Bild entstehen lassen, wenn man sich zu sehr hineinsteigert. Wer immer zu allen Aufgaben Ja sagt, dem trauen die Vorgesetzten zwar die kleinen Aufgaben zu, aber mehr Verantwortung oder gar eine leitende Funktion übergeben sie eher in die Hände eines durchsetzungsstarken Mitarbeiters, der auch mal Aufgaben ablehnt, wenn er sie nicht mit der gebotenen Aufmerksamkeit erledigen kann. Degradieren Sie sich also nicht selbst, indem Sie zu viel Aufopferungsbereitschaft an den Tag legen. Es wird sich wahrscheinlich nicht auszahlen.
Autorin: Julia Heilig, Platinnetz-Redaktion