Ein Pullover aus Hundehaaren? Igitt! Nasser Hund riecht nicht gerade ansprechend. Aber Hundewolle kann mehr, als man ihr zutraut. Und so verbreitet sich in letzter Zeit ein ungewöhnliches Hobby: Das Verspinnen von Hundehaaren zu Wolle. Die riecht so gar nicht nach nassem Hund, sieht dafür aber umso besser aus.
Vor 20 Jahren ein exotisches Hobby, findet das Spinnen in letzter Zeit immer mehr Anhängerinnen. Und als ob das nicht ungewöhnlich genug wäre, wird heute nicht nur Schaf, sondern auch Hund und Katze verarbeitet. Immer mehr Tierhalter möchten sich von ihren Lieblingen wärmen lassen. Schafwolle stammt von Tieren „die wir nicht kennen. Hundewolle ist doch viel persönlicher“, meint Birgit Storz in einem Interview mit „Hallo Hund“. Die Münchnerin hat ihr Hobby zum Beruf gemacht und spinnt nun professionell.
Wolle von Bello und Mieze
Hundewolle hat eine sehr gute Qualität. Sie ist weich, strapazierfähig, waschbar und wärmt sehr gut. Das ist nicht verwunderlich, denn immerhin tragen Hunde auch im Winter nichts unter ihrem Pelz. Was Wuffi wärmt, wärmt nun auch Frauchen. Aber nicht jeder Hund hat das passende Fell, um daraus Wolle zu spinnen. Mindestens drei Zentimeter lang müssen die Haare sein. Am besten eignen sich „Collie, Berner Sennenhund, Schäferhund, Golden Retriever, Hovawart oder Chow Chow. Aus ihren Haaren ergibt sich eine gute Wolle“, versichert Birgit Storz. Aber auch Besitzer eines kurzhaarigen Hundes müssen nicht auf Wolle aus dem Fell ihrer Lieblinge verzichten. Unter Umständen können zu kurze Haare mit dem Fell anderer Rassen versponnen werden. Auch Schafwolle kann mit beigemischt werden. So können auch Husky-Halter zu ihrem Hundepullover kommen. Will man allerdings mit der Wolle seines Haustiers stricken, muss man lange sammeln. Circa 300 Gramm braucht man für einen Schal, ein gutes Kilo für einen Pullover. Wer nun auf die Idee kommt, seinen Tibet Terrier zu scheren, um schneller an die begehrte Wolle zu kommen, wird enttäuscht. Versponnen wird nur die Unterwolle, die beim Kämmen anfällt. Geschorenes Haar ist zu glatt und zu hart zum Spinnen. Es heißt also warten, kämmen und sammeln.
Ebenso wie Hundehaare eignen sich auch Katzen- und Kaninchenhaare zur Herstellung von Wolle. Da Katzen selbst einen Pudel an Größe unterbieten – von Kaninchen ganz zu schweigen – muss man für so ein Knäuel Wolle noch länger warten, kämmen und sammeln als für die Hundewolle. Dafür ist so ein Hunde- oder Katzenschal aber auch ein ganz besonders persönliches Kleidungsstück. Für Kaninchenhaare empfehlen sich eher kleine Stücke wie Pulswärmer oder gehäkelte Broschen.
Herstellung der Wolle
Nicht nur das Sammeln, auch das Verarbeiten der Haare ist eine langwierige Angelegenheit. Die Wolle muss zuerst sortiert und von Filz, Kletten oder Stöckchen befreit werden. Dann werden die Haare kardiert, das heißt sie werden auf eine Trommel gebracht und in eine Richtung ausgerichtet. Vorsichtig werden die so entstandenen Vliese mit einer kleinen Bürste von der Kardiertrommel genommen. Anschließend kann die Wolle gesponnen werden. Gleichmäßig und langsam werden die Haare aus dem Vlies gezogen und auf zwei Spulen gebracht. Beim Zwirnen werden dann die Fäden der beiden Spulen entgegengesetzt zusammengedreht. Durch das Haspeln wird das Garn schließlich in Stränge gewickelt. Jetzt erst wird die Wolle gründlich von Hand gewaschen, damit sie nicht nach Tier riecht und das Wollfett entfernt wird. Drei bis vier Waschgänge mit Wollwaschmittel sind nötig, bevor die Garnstränge tropfnass auf einer Holzstange zum Trocknen aufgehängt werden. Der gesamte Arbeitsablauf dauert pro Kilo Wolle 15 bis 17 Stunden. Natürlich hat solch edle Wolle auch ihren Preis. Für 50 Gramm gesponnene Wolle berechnet Birgit Storz 15 Euro. Dafür kann man dann aber einen Pullover stricken, der individueller nicht sein könnte.
Autorin: Elke Liermann, Platinnetz-Redaktion